Herrin der Finsternis Roman
Macht geboren. Sonst hätte ich euch alle längst umgebracht. Aber er ist leider netter als ich.«
Frostig lächelte Vane seinen »menschlichen« Bruder an. Dare glich Fang in dessen Menschengestalt. Wie schade, dass der Hass ihrer Eltern zu diesem unseligen Zwist geführt und eine ganze Generation vergiftet hatte.
Andererseits hatte er nie an eine Koexistenz mit seinen arkadischen Verwandten gedacht. Schon vor Jahrhunderten hatten sie ihn verstoßen. »Im Gegensatz zu dir, kleiner Bruder, brauche ich für meine Zeitsprünge keinen mickrigen Vollmond.«
In der nächsten Sekunde erschien er mit Bride und Fury in New Orleans in Kyrians Haus.
»Jetzt brauche ich ein Tylenol … Ups!« Bride stolperte von Vane weg und sank auf eine Couch. »Und eine Menge Wodka, um's runterzuspülen.«
Kyrian, Amanda und Tabitha rannten in die Halle.
»Oh, das ging aber schnell«, meinte Tabitha. »Verdammt, Vane, Sie fackeln nicht lange, was?«
Vane ignorierte die Frage und kniete vor Bride nieder. »Bist du okay?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Halb hysterisch, halb benommen starrte sie ihn an. »Mein Freund ist ein Hund, seine Mutter eine Psychopathin. Und ich war beinahe die Hauptattraktion in einem B-Pornofilm mit schlechten Kostümen und miserablem Essen. Was bedeutet das? ›Willkommen in der Familie?‹ Muss ich jetzt mit allen deinen Brüdern schlafen, und damit meine ich alle deine Brüder, Vettern und Freunde – verdammt noch mal. Weißt du, die meisten Schwiegereltern bringen einfach nur einen Eintopf mit. Keine vierhundert Jahre alte Vendetta.« Wenn ihr die Nörgelei auch guttat – sie fürchtete sich immer noch. Nichts erschien ihr sicher. Gar nichts. »Droht mir jetzt keine Gefahr mehr, Vane? Oder wird noch jemand hier aufkreuzen und mich weiß Gott wohin entführen? Also wirklich, ich will nicht sehen, wie Barney, der echte Dinosaurier, von nackten Höhlenmenschen verfolgt wird! Nichts außer meinem normalen Leben in New Orleans will ich sehen.«
Vane nahm ihr Gesicht in beide Hände, und die Berührung tröstete sie ein wenig. »Hier wird dir nichts mehr zustoßen, Bride. Niemand wird dich kidnappen. Das schwöre ich.«
»Warum soll ich dir glauben?«
»Weil ich dir mein Wort gebe.«
»Nun, das regelt alles, nicht wahr?« Bride schüttelte den Kopf. »Nach diesem Erlebnis kann ich's kaum erwarten, deinen Vater kennenzulernen. Ganz bestimmt ist er wahnsinnig amüsant.« Nur langsam wurde ihr das Grauen der letzten Stunden voll und ganz bewusst. »Gibt's noch andere verrückte Familientraditionen, über die du mich informieren müsstest? Versteckte Gebeine im Hinterhof? Durchgeknallte Tanten? Flöhe?« Sie schaute zu Fury hinüber. »Aber ich muss nicht wirklich mit ihm schlafen, oder?«
Tabitha zog die Brauen hoch. »Wo war sie? Dort muss es ziemlich spaßig zugehen.«
»Wenn Sie wollen, bringe ich Sie hin«, schlug Fury vor.
»Hör mal, Fury«, fauchte Vane, »du hast schon genug angestellt. Spiel bloß nicht mit den Menschen !«
»Schon gar nicht mit Tabitha, das würde er bitter bereuen«, ergänzte Kyrian, und Amanda stieß ihm einen Ellbogen in den Magen.
»Was habe ich denn verbrochen?«, fragte er unschuldig.
Vane kauerte sich auf seine Fersen und spähte über die Schulter zu Amanda und Kyrian hinüber. »Soeben habe ich einen Schutzschild um das Haus errichtet, der unsere Feinde fernhalten sollte. Bedenkt bitte, ich habe sollte gesagt. Keine Ahnung, wozu der Dämon fähig ist. Insbesondere, wenn Amanda ihn wieder hierher einlädt.«
»Zu gar nichts.«
Als eine tiefe Männerstimme erklang, hob Bride den Kopf. Aber warum sie überrascht war, verstand sie nicht. Nachdem sich die grotesken Ereignisse überstürzten, konnte jede Kassiererin im Supermarkt eine Were-Schlange oder ein Zombie sein. Klar, warum nicht?
»Ash?« Mühelos erkannte sie den hochgewachsenen Neuankömmling, der unglaublich sexy wirkte. Über zwei Meter groß, in schwarzem Leder, von einer eindrucksvollen erotischen Aura umgeben, war Acheron Parthenopaeus kaum zu übersehen.
»Kennst du Acheron?«, fragte Vane.
»Ja, alle paar Monate kommt er in die Boutique mit einer süßen, etwas merkwürdigen Freundin, die praktisch den ganzen Laden aufkauft.« Bride wandte sich wieder zu Ash. »Gehören Sie auch zu diesen Freaks, Sir?«
»Schuldig im Sinne der Anklage«, erwiderte er und schenkte ihr ein charmantes Lächeln.
»Oh, fabelhaft«, seufzte sie. »Sonst noch jemand, den ich kenne?«
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