Herrin der Finsternis Roman
wirklich nicht verpfiffen?«
»Natürlich nicht, ich wollte Stefan und seine Bande an die Arkadier verraten. Gewissermaßen war es ein moralischer Imperativ, die Bastarde zu erledigen – nicht dich .« Unsicher schaute er Vane an. »Aber ich will ehrlich sein, ich hasse dich. Schon immer hast du mich geärgert.«
»Warum? Was habe ich dir denn getan?«
»Ach, du hast ja keine Ahnung.« Furys Augen verengten sich. »So verrückt war Mom nicht immer. Zumindest mich hat sie nicht so behandelt.« Zu Bride gewandt, fügte er hinzu: »Tut mir echt leid, was sie Ihnen angetan hat, Madam. Aber Sie müssen verstehen, was die Katagaria den Arkadiern weggenommen haben. Nachdem Bryani von meinem Vater gekidnappt worden war, schickte ihr Volk alle seine Strati los, die sie suchen sollten. Das sind Soldaten. Während ihrer Abwesenheit vom Dorf wurde es von einem anderen Katagaria-Rudel überfallen. Das metzelte alle Kinder nieder. Die meisten Frauen wurden vergewaltigt und ermordet. Nur wer sich wehren konnte, blieb am Leben. Die meisten, wie auch unsere Großmutter, verloren den Verstand. Deshalb sieht man so wenige Frauen im Dorf.« Seufzend richtete er seinen Blick wieder auf Vane. »Von unserer Arkadier-Hälfte weißt du nichts. Seit der Entstehung unserer Rasse brachte Mutters Familie in jeder Generation einen Aristo hervor. Einer von ihnen war ihr älterer Bruder, der bei ihrer Entführung getötet wurde. Ebenso unser Großvater. Als sie mit Star, Dare und mir ins Dorf zurückkehrte, dachten sie, ich wäre ebenfalls ein Aristo. Denn ich verströmte einen seltsamen Geruch, den sie für meine Macht hielten.«
»Aber du bist kein Arkadier«, wandte Vane ein.
Fury schüttelte den Kopf. »Allerdings nicht – sondern das Yin deines Yang, ein menschliches Kind. Während meiner Pubertät änderte sich meine Natur, und ich verwandelte mich in einen Wolf.«
Bestürzt zuckte Vane zusammen. Nun verstand er seinen Bruder viel besser, als es ihm gefiel. »Tut mir leid.«
»Oh, du hast ja keine Ahnung. Du denkst, du hattest ein schweres Leben? Wenigstens blieben Anya und Fang bei dir und schützten dich. Ich versuchte mich zu verstecken. Aber sobald Dare herausfand, was ich geworden war, informierte er Mom. Da versuchte sie mir den Garaus zu machen.«
Etwas anderes hatte Vane nicht erwartet. Genauso wäre auch sein Vater über Fury hergefallen, hätte er die Wahrheit erfahren. »Sie ist ein Wachtposten, und es ist ihre Pflicht, die Katagaria zu töten.«
»Ja, ich weiß. Damals war ich zu jung, um sie abzuwehren. So grausam fiel sie über mich her, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Beinahe riss sie mich in Fetzen.« Fury hielt inne und rang nach Luft, als würde ihn die Erinnerung immer noch quälen. »Tagelang lag ich blutend da und versteckte mich vor Mom und den anderen. Interessiert dich, warum ich keine Magie nutzen kann? Weil's mir niemand beigebracht hat. Trotz all seiner Fehler hat Markus euch drei wenigstens ausgebildet, als ihr nach eurem Überlebensjahr zurückgekommen seid. Hundert Jahre lang war ich ganz allein. Ich wagte mich nicht in einen Katagaria-Bau, weil ich fürchtete, sie würden den Arkadier-Geruch wahrnehmen, der an mir haftet. Nur eins lernte ich mit der Zeit – diese Witterung zu tarnen. Was weißt du schon über mich? Auch jetzt könnte ich dich belügen.«
Vane starrte ihn mit durchdringenden Augen an. Gefährlich. »Das tust du nicht.«
»Wieso bist du dir so sicher?«
»Würdest du mich hintergehen, hätte Ash dich nicht hier zurückgelassen.«
Verächtlich hob Fury die Schultern. »Du vertraust diesem Dark Hunter viel zu sehr. Obwohl ihm unsere Spezies völlig egal ist.«
»Nun, ich glaube an einen Mann, der stets mein Freund war.« Vane stemmte seine Hände in die Hüften. »Warum bist du in unseren Bau gekommen?«
»Aus demselben Grund, der dich veranlasst hat, Mom zu suchen. Ich wollte herausfinden, wie sich der Rest meiner Familie verhält. Anfangs wollte ich dir erklären, wer ich bin. Aber sobald ich sah, wie sehr Markus dich und Fang hasste, erkannte ich, welch ein Fehler das gewesen wäre.«
» Uns hättest du einweihen sollen, wir hätten dich willkommen geheißen.«
»Wenn ich dich daran erinnern darf – mein kleiner Bruder Dare war mein bester Freund. Trotzdem verriet er mich. Er lieferte mich unserer Mutter in Ketten aus. Und ich wurde zu der Überzeugung erzogen, Tiere wären unzuverlässig und unberechenbar. Und weißt du was? Tiere töten nur aus zwei Gründen, um
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