Herrin der Schädel
mitbringen, dachte Bill, wobei ihm dann einfiel, dass ja einer aus der Gruppe fehlte. Er glaubte nicht, dass er ersetzt wurde.
Es gab einen Mittelgang, durch den die beiden Männer gingen. Als sie die erste Reihe erreicht hatten, lag die Bühne doch recht hoch vor ihnen, und sie mussten schon die Köpfe anheben, um dort überhaupt hinaufschauen zu können.
Es gab natürlich auch den hinteren Bereich, und zu ihm wollten beide hin. Nur mussten sie die Bühne erst erklettern, was ihnen an der Seite besser gelang als an der Frontpartie.
Suko zog seinen Freund das letzte Stück hoch, dann blieben beide stehen und schauten sich um.
»Was sagst du, Bill?«
Der Reporter zuckte mit den Schultern. »Das ist eine gute Frage.« Er sah sich um. »Aber ich kann sie dir kaum beantworten. Für mich ist das hier sehr seltsam.«
»Deshalb habe ich dich gefragt.«
»Okay, dann gebe ich dir die Antwort. Ich kann mir vorstellen und weiß es irgendwie auch, dass diese Ruhe kurz vor dem Beginn eines Konzerts nicht normal ist. Das kann mir keiner sagen. Da wird immer bis zuletzt probiert und herumgedoktert, aber hier scheint wirklich alles bereits perfekt zu sein.«
»Was du nicht glaubst?«
»Nein.«
»Dann werden wir uns hinter der Bühne umschauen.«
»Das wollte ich soeben vorschlagen.«
Beide Männer suchten nach dem richtigen Weg. Sie liefen zuerst über die Bühne auf den Hintergrund zu – und blieben beide stehen, wie vor eine Wand gelaufen. Bisher hatten sie sich mehr um die Instrumente gekümmert und waren auch ihren Vermutungen nachgegangen, jetzt aber sahen sie den Hintergrund besser, der beim eigentlichen Konzert sicherlich noch angestrahlt werden würde und dann auch von den letzten Plätzen her gut zu erkennen war.
Das Bild faszinierte beide. Vor allen Dingen Bill, denn er sah die Szene zum ersten Mal. Da ragte der Turm aus Schädeln auf. Er wurde seitlich flankiert von zwei anderen, aber normalen Türmen, doch sie sahen keine Personen, die sich dort abmalten.
»So kenne ich die Welt.«
Bill schaute Suko an. »Dann ist John genau dort verschwunden – oder?«
»Ja, er tauchte wohl hinein. Wie auch Dana Crow. Ich bin leider zu spät gekommen und konnte sie nicht erreichen. Aber mir passt es nicht, dass sie leer ist.«
»Was hast du denn erwartet?«
Suko zuckte die Achseln. »Zumindest Dana und ihre Musiker oder Helfer, besser gesagt.«
»Die finden wir hinten.«
»Dann lass uns gehen.«
Begeistert waren beide nicht, das sah man ihnen an. Aber sie mussten sich den Umständen fügen. Seitlich der Bühne gab es einen Durchschlupf. Sie gerieten in einen nur schwach erhellten Bereich, der von dunklen Wänden abgeschirmt wurde. Das Licht streute aus einfachen Glühbirnen, die von der hohen Decke herabhingen.
»Als wäre hier schon alles vorbei«, sagte Bill leise. »Verdammt, das kann ich einfach nicht glauben.«
»Es ist aber so.«
»Klar, ich weiß es selbst.«
Sie gingen weiter und erreichten bald einen Quergang, in dem es heller war. Auch hier sahen sie keinen Menschen, der Bereich hinter der Bühne wirkte wie ausgestorben. Ihre einzigen Begleiter waren die zahlreichen Staubkörner, die in den Strahlen der Lampen schimmerten wie seltene Perlen.
Beide schauten den Quergang entlang und waren froh, dass es hier heller war und sie einige Türen entdeckten. Sie gingen davon aus, dass es die Garderoben waren und wollten sie der Reihe nach öffnen, als eine Tür in ihrer Nähe von innen aufgedrückt wurde, als hätte die Person den Wunsch bemerkt.
Jemand trat in den Gang.
Suko und Bill hatten Zeit genug gehabt, zur Seite zu huschen, aber sie sahen jetzt, wer es war.
Dana Crow!
Sie hatte sich umgezogen und trug bereits ihr Auftritt-Outfit. Ein knappes Bustier aus Leder. Dazu die Netzstrümpfe mit den Strapsen und die halbhohen Stiefel. Ihre Brüste wurden stark in die Höhe gedrückt, und es war schon ein kleines Wunder, dass ihre Brustwarzen nicht freilagen. Schmuck hatte sie ebenfalls angelegt, denn um ihren Hals hing eine blinkende Kette.
Reifen umschlossen die Handgelenke, und das Haar umhing den Kopf wie eine wilde Mähne.
Sie ging einen Schritt nach vorn, schloss die Tür wieder, und genau da lösten sich die beiden Männer aus ihren Deckungen.
»Hallo, Dana, so sieht man sich wieder!«
Die Pop-Sängerin stand wie festgeleimt auf der Stelle, als sie Suko’s Stimme hörte. Auch sie konnte man überraschen, denn sie fragte mit rauer Stimme: »Du?«
»Wer sonst? Oder hast du gedacht, ich würde
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