Herrin Der Stürme - 2
Hastur zum letzten Mal bei uns war«, sagte Arzi. »Bitte folgt mir, Vai Dom’yn.«
»Sieh, was der Wind uns gebracht hat«, rief eine fröhliche Stimme. Ein junges Mädchen, groß und schlank, mit Haaren so bleich wie der Schnee auf den weit entfernten Gipfeln, kam auf Donal zugelaufen und hielt seine Hände zur Begrüßung ausgestreckt. »Donal, wie wir uns freuen, dich wiederzusehen! Du hast uns einen Gast mitgebracht?«
»Ich freue mich, wieder hier zu sein, Rosaura«, sagte Donal und umarmte das Mädchen, als sei es eine langvermißte nahe Verwandte. Das Mädchen streckte eine Hand aus, um Allart zu begrüßen. Sie schenkte ihm die schnelle Berührung der Telepathen, für die dies natürlicher als die Berührung von Fingerspitzen war. Allart hatte natürlich gewußt, wer sie war, bevor Donal ihren Namen ausgesprochen hatte, aber als sie einander berührten, erhellte ihr Gesicht sich erneut mit einem schnellen Lächeln.
»Oh, du bist doch Allart, der ein halbes Jahr in Hali war. Ich habe natürlich gehört, daß du in den Hellers bist, aber ich hatte keine Ahnung, daß das Schicksal dich zu uns bringen würde, Verwandter. Bist du hergekommen, um mit dem Tramontana-Turm zu arbeiten?« Donal beobachtete die Begegnung verblüfft. »Aber du bist doch noch nie hier gewesen, Cousin«, sagte er zu Allart.
»Das stimmt«, erklärte Rosaura. »Bis zu dieser Stunde hat keiner von uns das Gesicht unseres Verwandten erblickt, aber wir haben ihn in den Verstärkern berührt. Das ist ein glücklicher Tag für Tramontana, Allart! Komm und lerne die anderen kennen.« Rosaura nahm sie mit hinein, und bald waren sie von mehr als einem Dutzend junger Männer und Frauen umringt – einige der anderen waren in den Verstärkern an der Arbeit, andere schliefen nach einer arbeitsreichen Nacht –, die Donal wie einen der ihren begrüßten.
Allarts Gefühle waren gemischt. Er hatte es geschafft, nicht zuviel darüber nachzudenken, was er im Hali-Turm zurückgelassen hatte, und jetzt begegnete er – von Angesicht zu Angesicht – den Leuten, mit denen er durch die Verstärker in Berührung gekommen war. Die ihm bisher lediglich in der schwer zu erfassenden, körperlosen Berührung des Geistes bekannten Personen nahmen nun Gestalt an.
»Kommst du nach Tramontana, um zu bleiben, Cousin? Wir können einen guten Techniker gebrauchen.«
Bedauernd schüttelte Allart den Kopf. »Ich bin woanders verpflichtet, obwohl mich nichts mehr erfreuen würde, denke ich. Aber ich bin lange in Aldaran gewesen, ohne Nachrichten aus der Welt draußen. Was macht der Krieg?«
»Es ist alles beim alten«, sagte Ian-Mikhail, ein schlanker, dunkler, junger Mann mit gelocktem Haar. »Es gab das Gerücht, daß Alaric Ridenow, den sie den Rotfuchs nennen, getötet worden sei, aber es stellte sich als falsch heraus. König Regis ist schwer erkrankt. Prinz Felix hat den Rat einberufen. Sollte er sterben, wäre während der Krönung von Prinz Felix ein weiterer Waffenstillstand nötig – falls er jemals gekrönt werden sollte. Und von deiner eigenen Familie, Allart, kam die Nachricht, daß die Gattin deines Bruders in der ersten Dekade des Rosenmonats einen Sohn geboren hat. Dem Jungen geht es gut, aber Cassilde hat ihre Kräfte noch nicht wiedergewonnen und kann ihn nicht selbst nähren. Man fürchtet, daß sie sich nicht erholen wird. Aber der Junge ist zum Erben deines Bruders ernannt worden.«
»Den Göttern sei Dank. Evanda, die Gnadenreiche, möge über dem Kind lächeln.« Allart sagte den zeremoniellen Satz mit wirklicher Erleichterung.
Jetzt hatte Damon-Rafael einen legitimen Sohn. Es war keine Frage, daß der Rat einem legitimen Bruder den Vorzug vor einem Nedestro-Sohn gegeben hätte.
Und doch sah sich Allart in den auf ihn einstürmenden Möglichkeiten der Zukunft selbst in Thendara gekrönt. Ärgerlich versuchte er, die Tür vor seinem Laran und den unwillkommenen Möglichkeiten zuzuschlagen. Besitze ich etwa doch den Ehrgeiz meines Bruders?
»Und ich«, sagte Rosaura, »habe erst vor drei Tagen in den Verstärkern mit deiner Gattin gesprochen.«
Allarts Herz schien sich schmerzhaft zusammenzupressen. Cassandra! Wie lange war es her, seit er sich ihr Bild vorgestellt hatte? »Wie geht es ihr?«
»Sie scheint wohlauf und zufrieden«, sagte Rosaura. »Du hast wohl gewußt, daß sie zur Überwacherin von Coryns Kreis in Hali ernannt worden ist, oder?«
»Nein, ich habe es nicht gehört.«
»Sie ist eine kraftvolle Telepathin in den Verstärkernetzen. Ich
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