Herrin Der Stürme - 2
mit ihm vermischen. Die Begegnung wurde zu einer wechselseitigen Hingabe, die noch stärker als die Vereinigung ihrer Körper war. Wortlos, aber vollständig. Allart versank in ihr und fühlte, wie auch Cassandra sich verlor.
Auf dieser Ebene konnte der Kontakt nicht lange aufrechterhalten werden. Allart fühlte, wie er dahinschwand, sich auf normales Denken und normalen Kontakt reduzierte.
Allart, wie bist du nach Tramontana gekommen?
Mit dem Pflegesohn von Aldaran, um die ersten feuerbekämpfenden Chemikalien abzuholen, da die Jahreszeit der Brände bevorsteht. In den Hellers machen sie einem schwer zu schaffen. Er übermittelte ihr ein Bild des langen, ekstatischen Flugs, zeigte ihr das Dahinjagen der Gleiter und wie der Wind an Kopf und Körper vorbeiraste.
Wir haben hier auch Brände gehabt. Der Hali-Turm ist mit Luftwagen und Brandbomben angegriffen worden. Er sah Flammen am Ufer wüten, einen abstürzenden, wie einen Meteor glühenden Luftwagen, den die miteinander verbundenen Hirne von elf Hali-Bewohnern zur Explosion gebracht hatten, die Todesschreie des Piloten, der unter Drogen stand und kaum wußte, was er tat…
Aber du bist in Sicherheit, meine Geliebte?
Ich bin in Sicherheit, auch wenn wir alle erschöpft sind und Tag und Nacht arbeiten … Ich habe viel erlebt, Allart. Ich werde dir viel zu erzählen haben. Wann kommst du zurück?
Das liegt in der Hand der Götter, Cassandra, aber ich werde nicht länger bleiben, als ich muß … Als er die Wort-Gedanken formte, wußte er, daß sie zutrafen. Vielleicht war es klüger, sie nie wiederzusehen. Aber schon konnte er einen Tag voraussehen, an dem er sie wieder in den Armen hielt – und wußte plötzlich, daß er sich nicht von ihr abwenden würde, selbst wenn das seinen Tod bedeutete … und sie würde es auch nicht.
Allart, müssen wir den Eintritt der Aldarans in den Krieg fürchten? Seit du in die Hellers aufgebrochen bist, haben wir das mehr als alles andere gefürchtet.
Nein, Aldaran wird von Streitigkeiten in seiner eigenen Familie in Atem gehalten. Er ergreift für keine Seite Partei. Ich bin hier, um Lord Aldarans Pflegesohn Laran-Unterricht zu erteilen, während Renata sich um seine Tochter kümmert…
Ist sie sehr schön? In Cassandras Gedanken spürte er – unausgesprochen, aber eindeutig – Ärger und Eifersucht. Galten sie Renata oder der ihr unbekannten Tochter Aldarans? Er hörte die unausgesprochene Antwort: Beiden …
Sehr schön, ja … Allart übermittelte heitere, vergnügte Gedanken. Sie ist elf Jahre alt … und keine Frau der Welt, nicht einmal die selige Cassilda in ihrem Schrein, ist auch nur halb so schön wie du, meine Geliebte … Es folgte ein weiterer Augenblick glückseliger, ekstatischer Begegnung, als seien sie mit allen Sinnen eins. Er mußte es unterbrechen. Cassandra würde es, wenn sie als Überwacherin arbeitete, nicht lange aushalten. Langsam und widerwillig ließ er den Kontakt schwinden, aber Geist und Körper waren noch immer von ihr erfüllt, als könne er die Berührung ihres Kusses auf seinem Mund fühlen.
Benommen und erschöpft kehrte Allart ins Bewußtsein der Matrixkammer und seines verkrampften und zitternden Körpers zurück. Nach einer langen Zeit bewegte er sich langsam, stand auf und verließ die Kammer auf Zehenspitzen, um die Arbeiter in den Verstärkernetzen nicht zu stören. Wahrend er die Wendeltreppe hinunterging, fragte er sich, ob er für die Möglichkeit, mit ihr zu sprechen, dankbar sein sollte oder nicht.
Es hat ein neues Band geschmiedet, das besser zerrissen worden wäre. In der langen Begegnung hatte er viele Dinge aufgefangen, die sein Bewußtsein nicht wirklich verstand, aber er fühlte, daß auch Cassandra auf ihre Weise versucht hatte, das Band zu zerreißen. Er war nicht aufgebracht deswegen. Sie waren noch immer verbunden, stärker denn je, durch die Bande der Begierde und Enttäuschung.
Und Liebe? Und Liebe?
Was ist überhaupt Liebe? Allart war nicht sicher, ob das sein eigener Gedanke war, oder einer, den er irgendwie aus dem verstörten Geist seiner Frau aufgefangen hatte.
Am Fuß der Treppe traf er Rosaura. Wenn sie seinen verwirrten Blick und die Tränenspuren überhaupt bemerkt hatte, ging sie zumindest darüber hinweg. Unter Turm-Telepathen, wo man keine starke Empfindung verbergen konnte, gab es bestimmte Höflichkeitsrituale. Sie sagte ziemlich sachlich: »Nach einem Kontakt über solch eine Entfernung wirst du erschöpft und ausgelaugt sein. Komm, Cousin, erfrische
Weitere Kostenlose Bücher