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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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frage mich, wie du es über dich bringen konntest, sie zurückzulassen. Ihr seid noch nicht lange verheiratet, nicht wahr?«
»Nicht einmal ein Jahr«, antwortete Allart. Nein, nicht lange, eine schmerzlich kurze Zeit, um eine geliebte Frau zu verlassen … Er hatte vergessen, daß er sich unter den geübten Telepathen eines Turm-Kreises befand. Einen Moment lang senkten sich die Trennwände seines Geistes, und er sah seinen eigenen inneren Schmerz überall reflektiert. Er sagte: »Das Schicksal des Krieges, nehme ich an. Die Welt wird weitergehen, wie sie will, und nicht, wie du oder ich es gerne hätten.« Er fühlte sich würdevoll und geziert, als er das Klischee aussprach, und die anderen spielten ihm den höflichen, nichtsenthüllenden Nicht-Kontakt vor, das geistige Sich-Abwenden – ganz das höfliche Verhalten unter Telepathen, wenn unbekannte Wahrheiten sich durch Zufall enthüllen. Allart fand erst dann seine Fassung wieder, als Donal von ihrem Auftrag berichtete.
»Mein Vater schickt mich, damit die ersten Feuerchemikalien zur Station im Harzbaumwaldes gebracht werden. Die anderen können mit Packtieren geschickt werden. Wir bauen auf dem Gipfel eine neue Feuerstation.« Das Gespräch wandte sich allgemein der Feuerbekämpfung, der Jahreszeit und den frühen Stürmen zu.
Eine der Leroni nahm Donal mit, um ein Chemikalienpaket zu schnüren, das sie auf den Gleitern transportieren konnten. Rosaura zog Allart zur Seite.
»Ich bedaure die Notwendigkeiten, die dich so früh von deiner Braut getrennt haben, Verwandter – aber wenn du möchtest, und Cassandra in den Verstärkern ist, kannst du mit ihr sprechen.«
Mit dieser Möglichkeit konfrontiert, fühlte Allart, wie sein Herz sich zusammenkrampfte. Er hatte sich gefügt, hatte sich gesagt, daß sie zumindest die grausamste der Zukunftsentwicklungen, die er gesehen hatte, vermeiden würden, wenn er Cassandra nie wiedersah. Aber die Möglichkeit, mit ihr zu sprechen, durfte er nicht übergehen. Die Matrixkammer war wie jede andere: Sie lag unter einem gewölbten Dach und besaß blaue Oberlichter, die eine weiche Strahlung einließen. Allarts Blick fiel auf den Überwachungsschirm, das große Verstärkernetz. Eine junge Frau im weiten Gewand einer Matrixarbeiterin kniete davor. Ihr Gesicht, leer und ruhig, zeigte den abwesenden Blick einer Matrixtechnikerin, deren Geist auf etwas anderes eingestimmt und deren Gedanken in den Verstärkernetzen gefangen waren, die alle Telepathen in den Türmen Darkovers miteinander verbanden.
Allart nahm neben dem Mädchen Platz. Im Innersten war er noch immer beunruhigt.
Was soll ich ihr sagen? Wie kann ich ihr wieder begegnen, selbst auf diese Weise?
Aber die alte Disziplin der rituellen Atemzüge, die den Geist beruhigten, wirkte. Allarts Körper nahm eine mühelose Stellung ein, die er ohne allzu große Ermüdung unendlich lange würde aufrechthalten können. Er warf sich in die –weite, wirbelnde Dunkelheit hinein und fühlte sich wie ein Gleiter über einem tiefen Abgrund. Gedanken wirbelten wie weitentferntes Gerede in einem überfüllten Raum an ihm vorbei. Es war ohne Bedeutung für ihn, da er ihren Ursprung und Zusammenhang nicht wahrnahm. Dann, als er sich des Verstärkernetzes bewußter wurde, spürte er eine wahrnehmbare Berührung: Rosauras Stimme. Hali…
Wir sind hier, was wünscht ihr?
Wenn die Lady Cassandra Aillard-Hastur unter euch ist – ihr Mann ist bei uns in Tramontana und möchte mit ihr sprechen …
Allart, bist du das? So erkennbar wie ihr helles Haar und ihr fröhliches mädchenhaftes Lächeln berührte er Arielle. Ich glaube, daß Cassandra gerade schläft, aber für dich wird sie sich gerne wecken lassen. Bring meiner Cousine Renata Grüße von mir. Ich denke oft an sie. Ich werde Cassandra für dich wecken.
Arielle war fort. Allart befand sich wieder in der schwebenden Stille, Botschaften glitten an ihm vorbei, ohne auf irgendeinen Teil seines Geistes überzugreifen, der sich an sie erinnern oder sie registrieren konnte. Dann, ohne Vorwarnung, war sie da, neben ihm, um ihn herum, eine fast körperliche Anwesenheit … Cassandra!
Allart, mein Geliebter…
Das Zusammenwirken von Tränen, Erstaunen, Unglauben, Wiedervereinigung. Ein zeitloser Moment (drei Sekunden? drei Stunden?) von absoluter, ekstatischer Begegnung, wie eine Umarmung. Es war wie damals, als er sie zum ersten Mal besessen hatte. Er fühlte, wie die Trennwände fielen, fühlte ihren Geist in den seinen eindringen und sich

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