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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht. Du bemühst dich einfach nicht. Du kannst sehr schön nähen, wenn du willst, aber heute hast du offenbar beschlossen, nichts zu tun und verpfuschst absichtlich alles. So, und jetzt trenn die Stiche auf – nein, benutze das richtige Trennwerkzeug, Kind! Versuche nicht, sie mit den Fingern aufzutrennen, sonst wirst du den Stoff zerreißen! Dorilys, was ist heute mit dir los?«
Dorilys gab zurück: »Ich mag nicht nähen. Wenn ich Lady Aldaran bin, werde ich ein Dutzend Näherinnen haben. Es gibt keinen Grund, daß ich es lerne. Und Lady Renata wird meinen Unterricht nicht ausfallen lassen, weil du es sagst.«
Der barsche und verächtliche Ton ihrer Worte bestimmte Renatas Entscheidung. Das Nähen war nicht von Bedeutung, aber die Selbstdisziplin – sorgfältig und gewissenhaft an einer Aufgabe zu arbeiten, für die sie weder Begabung noch Neigung besaß – war wichtig. Renata, die ausgebildete Empathin und Überwacherin, spürte beim Öffnen der Tür den heftig brennenden Schmerz auf Margalis Stirn und sah die Linien der Erschöpfung im Gesicht der alten Frau. Dorilys wandte wieder ihren alten Trick an und versorgte Margali, die nicht tat, was sie wollte, mit Kopfschmerzen. Sie saß über dem verhaßten Nähzeug und sah lieb und folgsam aus, aber im Gegensatz zu Margali konnte Renata, als sie durch die Tür trat, das triumphierende Lächeln auf ihrem Gesicht sehen. Dorilys warf das Nähzeug zu Boden, sprang auf und eilte auf Renata zu. »Ist es Zeit für meinen Unterricht, Cousine?«
Renata sagte kalt: »Heb dein Nähzeug auf und leg es ordentlich in die Schublade – oder noch besser: Setz dich und beende die Arbeit.« »Ich will nicht nähen lernen«, erwiderte Dorilys schmollend. »Mein Vater will, daß ich die Dinge lerne, die du mir beibringen kannst!« »Was ich dir am besten beibringen kann«, sagte Renata bestimmt, »ist das zu tun, was unerläßlich ist – und wann du es tust, ob du willst oder nicht. Mir ist es egal, ob du exakt nähst oder deine Stiche wie ein von Fallobst trunkenes Chervine schwanken« – Dorilys ließ ein kurzes, triumphierendes Kichern hören – »aber du wirst den Unterricht mit mir nicht dazu ausnutzen, deine Pflegemutter auszuspielen oder zu ignorieren, was sie dir aufträgt.« Sie blickte Margali, die bleich vor Schmerzen war, an und kam zu dem Schluß, daß es zu einem Zweikampf kommen würde.
»Verursacht sie dir wieder Kopfschmerzen?«
Margali sagte schwach: »Sie weiß es nicht besser.«
»Dann wird sie es besser lernen«, sagte Renata mit eisiger Stimme. »Was du auch mit ihr anstellst, Dorilys, du wirst deine Pflegemutter sofort davon befreien. Du wirst niederknien und sie um Vergebung bitten. Dann werde ich vielleicht mit dem Unterricht fortfahren.« »Sie um Vergebung bitten?« fragte Dorilys ungläubig. »Das werde ich nicht!«
Irgend etwas in der Haltung des Kindes ließ Renata plötzlich an Lord Aldaran denken, obwohl man von Dorilys behauptete, sie ähnele ihrer verstorbenen Mutter. Sie hat ihres Vaters Stolz, dachte sie, aber sie hat noch nicht gelernt, ihn mit Höflichkeit, zweckdienlicher Verbindlichkeit und Charme zu kaschieren. Sie ist noch jung, und wir können diese Eigenwilligkeit in ihrer ganzen Häßlichkeit sehen. Ihr ist es schon gleichgültig, wem sie weh tut, solange es nach ihrem Kopf geht. Und Margali ist für sie nichts besseres als eine Dienerin. Das gilt auch für mich. Sie gehorcht mir, weil es ihr gefällt.
Sie sagte: »Ich warte, Dorilys. Bitte Margali um Verzeihung.« »Nur, wenn sie mir verspricht, mich nie mehr herumzukommandieren«, beharrte Dorilys trotzig.
Renata kniff die Lippen zusammen. Es würde also tatsächlich auf einen Zweikampf hinauslaufen. Wenn ich zurückstecke, wenn ich ihr gestatte, eigene Bedingungen zu setzen, wird sie mir nie mehr gehorchen. Dabei kann diese Lehre ihr Leben retten. Ich will keine Macht über sie, aber wenn ich sie unterrichten soll, muß sie gehorsam sein und lernen, sich so lange auf mein Urteil zu verlassen, bis sie ihrem eigenen trauen kann.
»Ich habe dich nicht gefragt, unter welchen Bedingungen du sie um Verzeihung bittest«, sagte Renata. »Ich habe dir nur gesagt, du sollst es tun. Ich warte.«
»Renata«, begann Margali.
Aber Renata unterbrach sie ruhig: »Nein, Margali. Halte dich da raus. Du weißt so gut wie ich, was sie als erstes lernen muß.« Zu Dorilys sagte sie mit der geübten Befehlsstimme: »Knie dich sofort hin und bitte deine Pflegemutter um Verzeihung!«
Automatisch sank

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