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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Unbequemlichkeiten und Schwierigkeiten der Arbeit ohne Klagen zu ertragen –, hatte Renata versucht, den Unterricht locker und vergnüglich zu gestalten, Spiele und kleine Spaße zu ersinnen, die das Laran des Mädchens entwickeln konnten, ohne es langwierigen, ermüdenden Übungen zu unterwerfen. Dorilys war noch zu jung, um vorschriftsmäßig auf telepathische Fähigkeiten untersucht zu werden, die sich selten vor Einsetzen der Pubertät entwickelten. Renata schätzte, daß Dorilys beträchtliche Begabung zum Hellsehen besaß und wahrscheinlich zusätzlich zu ihrer schwer zu handhabenden Gabe, Blitze zu erzeugen, einige telekinetische Kraft. Also hatte sie sie mit einfachen Spielen unterrichtet, Süßigkeiten und Spielzeuge versteckt, und Dorilys sie mit ihrem Laran finden lassen. Sie hatte ihre Augen verbunden, sie den Weg durch komplizierte Hinderniskurse aus Möbelstücken und unvertraute Teile des Schlosses suchen lassen und ihr die Aufgabe gestellt, mit verbundenen Augen ihre eigenen Besitztümer aus einem Wirrwarr ähnlicher Gegenstände herauszufinden, indem sie den Magnetismus, der ihnen anhaftete, »fühlte«. Dorilys war eine gelehrige Schülerin und fand an den Unterrichtsstunden so viel Gefallen, daß es Margali bei zwei oder drei Gelegenheiten tatsächlich gelungen war, ihren aufsässigen Zögling mit der Drohung zur Raison zu bringen, den Unterricht ausfallen zu lassen.
Soweit Renata feststellen konnte, fehlten Dorilys die beiden Gaben, die sie zu einer Turm-Arbeiterin machen könnten, völlig: Telepathie, definiert als die Fähigkeit, bewußtes Denken zu lesen oder aufzugreifen; und Empathie, die darin bestand, die Gefühle oder körperlichen Empfindungen eines anderen im eigenen Geist oder Körper zu spüren. Aber beide Fähigkeiten konnten sich noch in den Jugendjahren ausbilden, und wenn sie dann einige Kontrolle über ihre Energieströme besaß, würde die gefürchtete Schwellenkrankheit weniger Gefahr für sie heraufbeschwören.
Wenn es sich doch nur früher entwickeln ließe – oder später! Es war die Geißel aller Laran besitzenden Familien, daß diese Sorgen erzeugenden Anlagen sich gleichzeitig dann entwickelten, wenn das Kind die körperlichen und seelischen Umwälzungen der Pubertät durchlief. Viele von denen, die diese Gaben trugen, erfuhren erst dann, daß das plötzliche Einsetzen der Psi-Kräfte, die sich entwickelnde Sexualität und die hormonale und gemütsmäßige Labilität dieser Periode für Körper und Geist eine zu schwere Belastung waren. Man wurde enormen Umwälzungen unterworfen, denen Krisen, Krämpfe und sogar der Tod folgte. Renata hatte selbst einen Bruder durch die Schwellenkrankheit verloren. Keine Laran-Familie überlebte ohne solche Verluste.
Dorilys hatte das Aldaran-Blut der Vaterseite in den Adern, nicht das relativ stabile der Delleray, das dem der Hasturs ähnlich war. Was Renata von den Erblinien der Aldaran und Rockraven wußte, machte sie nicht übermäßig hoffnungsvoll, aber je mehr Dorilys von den Energieströmen ihres Körpers, den Nerven- und Energieflüssen wußte, um so wahrscheinlicher konnte sie diese Umwälzungen ohne allzu große Schwierigkeiten überleben.
Während sie sich Dorilys Räumen näherte, spürte sie die Untertöne von Zorn, erschöpfter Geduld (Renata hielt die alte Leronis für eine Heilige, da sie mit dem verzogenen kleinen Mädchen fertig wurde) und Überheblichkeit, was bedeutete, daß etwas nicht nach Dorilys Willen ging. Renata gegenüber hatte sie diese kindliche Seite selten gezeigt, denn sie bewunderte die junge Leronis und buhlte um ihre Anerkennung und Sympathie. Aber weil sie nie streng erzogen worden war, fand sie es schwierig zu gehorchen, wenn ihre Empfindungen ihr eine andere Richtung wiesen. Ihre Aufgabe wurde keineswegs dadurch leichter, daß Margali, die seit dem Tod Darren Scathfells Angst vor ihrem Zögling hatte, dies nicht verbergen konnte.
Auch ich habe Angst vor ihr, dachte Renata, aber sie weiß es nicht. Wenn ich sie es je wissen lasse, werde ich nie mehr in der Lage sein, sie irgend etwas zu lehren.
Hinter der Tür hörte sie Dorilys Stimme – ein gereiztes Grollen. Sie erhöhte ihre Wahrnehmungsfähigkeit, um Margalis Antwort zu hören.
»Nein, Kind. Deine Stickerei ist eine Schande. Es gibt keinen Musikunterricht und keinen Unterricht mit Lady Renata, ehe du nicht all diese unbeholfenen Stiche aufgetrennt und neugemacht hast.« In schmeichelndem Tonfall setzte sie hinzu: »So unbeholfen bist du doch

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