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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Dorilys auf die Knie. Plötzlich stieß sie einen schrillen Schrei aus und sprang auf: »Ich habe dir gesagt, du sollst nie die Befehlsstimme gegen mich anwenden! Ich werde es nicht zulassen, und mein Vater auch nicht! Er würde mich nicht erniedrigt sehen wollen, indem ich sie um Verzeihung bitte!«
Dorilys, dachte Renata, hätte gründlich versohlt werden sollen, ehe sie stark genug war, solch übersteigerte Ideen über ihre eigene Bedeutung zu entwickeln. Aber jeder hatte Angst vor ihr und wollte ihr nicht in die Quere kommen. Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Auch ich habe Angst vor ihr.
Sie wußte, daß sie einem zornigen Kind gegenüberstand, dessen Zorn schon einmal getötet hatte. Aber noch habe ich die Oberhand. Sie ist ein Kind, das weiß, daß es Unrecht hat, aber ich bin eine geübte TurmTechnikerin und Überwacherin. Ich muß ihr beibringen, daß ich stärker bin als sie. Denn der Tag wird kommen, an dem sie erwachsen ist und niemand stark genug sein wird, sie zu kontrollieren. Bevor es soweit ist, muß sie in der Lage sein, sich zu beherrschen.
Ihre Stimme war wie eine Peitsche: »Dorilys, dein Vater hat mir in allen Bereichen die Aufsicht über dich gegeben. Er hat mir gesagt, ich hätte seine Erlaubnis, dich zu schlagen, wenn du ungehorsam bist. Du bist ein großes Mädchen, und ich würde dich nicht gerne auf diese Art demütigen. Aber eines sage ich dir: Wenn du mir nicht sofort gehorchst und deine Pflegemutter um Verzeihung bittest, werde ich tun, als seist du ein Baby und zu jung, auf die Stimme der Vernunft zu hören. Tu, was ich dir sage, und zwar sofort!« ‘ »Nein, das werde ich nicht!« schrie Dorilys. »Und du kannst mich auch nicht dazu zwingen!« Wie als Echo ihrer Worte war von draußen ein rauhes Donnerrollen zu hören. Dorilys war zu erregt, um es zu hören, aber sie spürte es und fuhr zurück.
Renata dachte: Gut. Sie fürchtet sich immer noch ein wenig vor ihrer eigenen Macht. Sie will nicht noch einmal töten …
Plötzlich spürte sie auf ihrer Stirn den brennenden Schmerz eines enger werdenden Bandes… Nahm sie das mit empathischer Kraft von Margali auf? Nein. Ein schneller Blick zeigte ihr, daß Dorilys angespannt und in zähneknirschendem Zorn konzentriert war. Sie tat mit ihr das gleiche wie mit Margali.
Diese kleine Teufelin! dachte Renata, hin- und hergerissen zwischen Zorn und unwillkürlicher Bewunderung für die Kraft und den Geist des Kindes. Wenn man diese Stärke und diesen Trotz einem sinnvollen Zweck zuführen könnte – welch eine Frau würde sie sein! Sich auf ihre Matrix konzentrierend – was sie in Dorilys Gegenwart noch nie getan hatte, außer um sie zu überwachen –, begann Renata, dagegen anzukämpfen und die Energie auf Dorilys zurückzuspiegeln. Langsam verschwand der Schmerz, und sie sah das Gesicht des Mädchens vor Anstrengung bleich werden. Mit Mühe hielt sie ihre Stimme ruhig. »Siehst du? So kannst du nicht mit mir umspringen, Dorilys. Ich bin stärker als du. Ich will dir nicht weh tun, und das weißt du auch. Jetzt gehorche mir, und dann machen wir mit dem Unterricht weiter.« Sie spürte, wie Dorilys zornig ausholte. Alle ihre Kraft zusammennehmend, packte und hielt sie das Kind, als hätte sie es körperlich mit den Armen umfangen.
Sie fesselte Körper und Geist, Stimme und Laran. Dorilys versuchte »Laß mich los!« zu schreien, und entdeckte entsetzt, daß weder die Stimme ihr gehorchte noch daß sie eine einzige Bewegung machen konnte … Renata, sensitiv und empathisch wie sie war, spürte Dorilys Entsetzen als sei es ihr eigenes.
Sie muß wissen, daß ich stark genug bin, um sie vor ihren eigenen Trieben zu schützen, daß sie mich nicht gedankenlos niederstrecken kann, wie sie es mit Darren getan hat. Sie muß wissen, daß sie bei mir sicher ist; daß ich nicht zulasse, daß sie sich selbst oder irgendeinem anderen wehtut.
Jetzt hatte Dorilys wirklich Angst. Einen Moment lang, als sie die hervortretenden Augen und krampfhaften behinderten Bewegungen ihrer Muskeln sah, fühlte Renata soviel Mitleid, daß sie es nicht ertragen konnte. Ich will ihr nicht weh tun oder ihren Geist brechen, ich will ihr nur beibringen … sich vor ihrer eigenen schrecklichen Kraft zu schützen! Eines Tages wird sie es verstehen, aber jetzt ist sie so geängstigt. Armes kleines Mädchen …
Sie sah, wie sich die kleinen Muskeln an Dorilys’ Hals bewegten, wie sie sich zu sprechen bemühte und lockerte den Griff. In Dorilys’ Augen standen Tränen.
»Laß

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