Herrin Der Stürme - 2
ihn dachte – er war ein Freund, nicht ihr Geliebter. Ich weiß nicht, was Liebe ist. Ich glaube nicht, daß ich es wirklich wissen will…
Sie mochte Allart. Sie hatte ihm gerne Freude geschenkt. Aber beide waren zufrieden gewesen, es dabei zu belassen: ein einzelner gemeinsamer Impuls der Einsamkeit, den sie nicht zu etwas aufbauen wollten, was er nicht war. Dafür waren ihre Bedürfnisse zu grundlegend verschieden.
Donal erklärte Dorilys, wie man die Luftströmungen analysierte und den Brennpunkt der Matrix benutzte, um sie zu verstärken und für die Sinne wahrnehmbar zu machen. Renata hörte aufmerksam zu. Wenn die Jungen in den Hellers diese Kniffe beherrschten, bevor sie zehn Jahre alt waren, konnte es eine ausgebildete Matrix-Arbeiterin sicherlich auch!
Donal ließ sie alle auf dem flachen, windgepeitschten Stück hinter dem Schloß eine Weile üben, hieß sie mit den Winden laufen, sich auf den Strömungen zu erheben, aufwärts zu fliegen und zu kreisen und wieder hinabjagen. Schließlich war er zufrieden und zeigte auf einen Gipfel weit über ihnen, wo die Feuerstation Ausblick über das ganze Tal jenseits von Caer Donn gab.
»Glaubst du, du kannst so weit fliegen, kleine Schwester?«
»Aber ja!« Dorilys war aufgeregt und atemlos. Kleine Locken kupferfarbenen Haars stahlen sich aus dem langen Zopf in ihrem Nacken, ihre Wangen waren vom peitschenden Wind tiefrot. »Ich liebe es. Ich würde gern für immer fliegen!«
»Dann komm. Aber bleib nahe bei mir. Hab keine Angst. Du kannst nicht abstürzen; nicht solange du deine Aufmerksamkeit auf die Luftströmungen richtest. Also, heb deine Flügel, so… «
Er beobachtete sie, während sie ausschritt und auf einer langen, steigenden Strömung hinaufflog und immer höher über eine lange Wolkenkluft stieg. Renata folgte ihr. Sie spürte, wie der Windzug sie erfaßte und an ihr zerrte und sah Allart hinter sich aufsteigen. Dorilys benutzte einen Abwind und kreiste wie ein Falke, aber Donal bedeutete ihr, weiterzufliegen.
Höher und höher flogen sie, stiegen durch eine feuchte weiße Wolke empor, tauchten über ihr auf. Jetzt schwebten und drehten sie sich und flogen abwärts, bis sie auf dem Gipfel zur Ruhe kamen. Die Feuerwachstation war ein uraltes Gebäude aus Bruchstein und Holzwerk. Der Förster, ein Mann in den mittleren Jahren, von hagerer Gestalt, mit blaßgrauen Augen und wettergegerbtem Aussehen, kam überrascht und erfreut zu ihrer Begrüßung.
»Master Donal! Hat Dom Mikhail Euch mit einer Botschaft zu mir gesandt?»
»Nein, Kyril. Ich wollte nur meiner Schwester zeigen, wie die Feuerstation verwaltet wird. Das sind Lord Allart Hastur und Lady Renata Leynier, Leronis von Hali.«
»Ihr seid herzlich willkommen«, sagte der Mann höflich, aber ohne übermäßige Unterwürfigkeit. Als ausgebildeter Experte schuldete er niemandem Ehrerbietung. »Seid Ihr vorher schon einmal auf dem Gipfel gewesen, kleine Lady?«
»Nein. Vater meinte, es sei zum Reiten zu weit. Und außerdem sagt er, Ihr wäret während der Feuer-Jahreszeit zu beschäftigt, um euch um Gäste zu kümmern.«
»Nun, da hat er recht«, bestätigte Kyril, »aber ich werde Euch gerne so viel zeigen, wie ich kann. Tretet ein, meine Liebe.«
Im Innern der Station waren Reliefkarten des gesamten Tals und eine Miniaturkopie des vollen Panoramas, das man rundherum durch die Fenster des Gebäudes sehen konnte. Der Förster wies sie auf die Wolkendecke über einigen Teilen des Tals und die auf der Karte markierten Gebiete hin, die während der letzten Jahreszeit verbrannt waren: die empfindlichen Harzbäume, die sorgfältig auf Funkenflug überwacht werden mußten.
»Was ist das aufblitzende Licht dort, Master Kyril?« fragte Dorilys. »Oh, Ihr habt scharfe Augen. Es ist ein Signal, das ich beantworten muß.« Er nahm ein mit Spiegelglas bedecktes Gerät mit einer kleinen Klappe, die schnell geöffnet und geschlossen werden konnte und fing an, bestimmte Signale ins Tal hinab zu blitzen. Nach einem Moment setzte das Lichtsignal im Tal wieder ein. Dorilys wollte eine Frage stellen, aber Kyril hieß sie mit einer Handbewegung schweigen, beugte sich über seine Karte, markierte sie mit Kreide und wandte sich dann wieder um.
»Jetzt kann ich es Euch erklären. Der Mann hat mir signalisiert, daß er dort ein Feuer zum Kochen vorbereitet, während die Hirten auf sein Vieh aufpassen. Es handelt sich um eine vorbeugende Maßnahme, damit ich nicht denke, ein Waldbrand hätte sich entfacht, und Männer zu
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