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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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soviel Aberglaube enthielt, sagte: »Nein. Aber sie besitzt ein Laran, daß sie diese Dinge sehen läßt, und wir versuchen, sie zu trainieren. Sie hat den Gleiter gesteuert wie ein junger Vogel.«
»Ja«, bestätigte Donal. »Ich habe viel länger gebraucht, ihn zu beherrschen. Vielleicht sieht sie die Strömungen deutlicher als ich. Soweit wir wissen, sind sie für Dorilys fest. Manchmal kann sie sie fast berühren. Ich meine, Dorilys sollte lernen, einen Feuertalisman zu benutzen. Die Schmiedeleute benutzen sie, um Metalle aus der Erde zu ihren Schmieden zu bringen.«
Renata hatte davon gehört. Die Schmiedeleute hatten besonders bearbeitete Matrices, die sie zur Metallförderung benutzten. Diese Technik war gleichzeitig primitiver und entwickelter als die hochtechnisierten Fördermethoden der Türme. Trotzdem war ihr das typische Mißtrauen der Turmtechnikerin vor Matrix-Methoden zu eigen, die ohne Theorie, auf rein pragmatische Weise im Freistil-Verfahren entwickelt wurden. Kyril sah ins Tal hinab und sagte: »Das Kochfeuer ist aus.« Er wischte das Kreidezeichen von der Karte. »Eine Sorge weniger. Das Tal ist trokken wie Zunder. Kann ich Euch eine Erfrischung anbieten, Sir? Meine Dame?«
»Wir haben unser Essen mitgebracht«, sagte Allart. »Wir wären geehrt, wenn Ihr mit uns eßt.« Er begann die Pakete mit Trockenfrüchten, altbackenem Brot und getrocknetem Fleisch auszupacken. »Ich danke Euch«, sagte Kyril. »Ich habe Wein hier, falls ich Euch einen Becher anbieten kann, und etwas frisches Obst für die kleine Dame.« Sie setzten sich nahe ans Fenster, damit Kyril weiter Wache halten konnte. Dorilys fragte: »Seid Ihr die ganze Zeit alleine hier?« »Nein, nein. Ich habe einen Lehrling zu meiner Unterstützung, aber er ist heute ins Tal gegangen, um seine Mutter zu besuchen, deshalb bin ich tagsüber allein. Ich hatte nicht damit gerechnet, Gäste begrüßen zu können.« Kyril zog ein Klappmesser aus seinem schweren Stiefel. Er schälte einen Apfel, indem er die Schale zu einer hübschen Spirale schnitt. Fasziniert sah Dorilys ihm zu, während Renata und Allart die Wolken beobachteten, die sich weit unter ihnen langsam über das Tal hinweg bewegten und merkwürdige Schatten warfen. Donal kam und stellte sich hinter sie.
Leise fragte Renata ihn: »Kannst du auch spüren, wohin die Stürme sich bewegen?«
»Ein bißchen, weil sie sich jetzt vor mir ausgebreitet haben. Ich glaube, daß ich mich ein wenig außerhalb der Zeit bewege, wenn ich einen Sturm beobachte. Deswegen kann ich ihn von Anfang bis Ende sehen, wie Dorilys das ganze Feuer.« Er blickte sich nach Dorilys um, die ihren Apfel aß und dabei mit dem Förster plapperte. »Aber irgendwie sehe ich gleichzeitig die Abfolge der Blitze, einen nach dem andern, und weiß, wo sie einschlagen werden, weil ich das Muster sehen kann, in dem sie sich durch die Zeit bewegen. Deshalb kann ich sie manchmal kontrollieren – aber nur ein bißchen. Ich kann sie nicht veranlassen, irgendwo einzuschlagen, wie es meine Schwester tut«, fügte er hinzu und senkte die Stimme, damit das Mädchen ihn nicht hören konnte. »Ich kann sie nur ab und zu ablenken, damit sie nicht dort einschlagen, wo sie hinwollen.«
Stirnrunzelnd hörte Allart zu und dachte an die wahrnehmbaren Aufteilungen der Zeit, die seine Gabe vornahm. Donal, der seine Gedanken aufgriff, sagte: »Ich glaube, das muß ein wenig deiner Gabe ähneln, Allart. Du bewegst dich auch außerhalb der Zeit, nicht wahr?« Bekümmert antwortete Allart: »Ja, aber nicht immer in die wirkliche Zeit hinein. Manchmal gerate ich in eine Wahrscheinlichkeitszeit, die nie geschehen wird und von den Entscheidungen vieler Leute abhängt, die alle einander widersprechen. Deshalb sehe ich nur einen kleinen Teil des Musters dessen, was sein wird oder sein kann. Ich glaube nicht, daß ein menschlicher Verstand je lernen kann, all das auseinanderzuhalten.«
Donal wollte ihn fragen, ob Allart seine Gabe jemals unter Kirian, einer der telepathischen Drogen, die in den Türmen zur Anwendung kam, getestet hatte, denn es war wohlbekannt, daß Kirian die Grenzen zwischen den Bewußtseinen verwischte, so daß die Telepathie viel leichter und Zeit nicht mehr so starr war. Aber Renata verfolgte ihre eigene Fragenkette, da sie sich schon wieder mit ihrem Zögling beschäftigte. »Ihr habt gesehen, wie das Feuer sie beunruhigt hat«, sagte sie. »Ich frage mich, ob das damit zu tun hat, wie sie ihre Gabe benutzt – oder zuschlägt. Wenn

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