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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht verändert werden?«
Dorilys antwortete: »Es ist fürchterlich schwer zu erklären, Verwandter. Der Sturm könnte diesen oder jenen Verlauf nehmen, wenn der Wind sich ändert, aber ich kann nur eine oder zwei mögliche Windrichtungen sehen …«
»Aber sein Weg ist festgelegt?«
»Es sei denn, ich versuchte ihn zu ändern«, sagte sie.
»Könntest du ihn ändern?«
»Nicht, daß ich ihn bewegen könnte.« Dorilys blickte ernst und konzentriert, als sie nach Worten suchte, die ihr nie beigebracht worden waren, und von denen sie nicht wußte, daß es sie gab. »Aber ich kann alle Bahnen sehen, in denen er sich bewegen könnte.«
Allart, der eine behutsame Verbindung mit ihrem Geist aufnahm, fing an, die grauen, sich auftürmenden Sturmwolken zu fühlen und zu sehen wie sie: überall zur gleichen Zeit. Aber er konnte aufspüren, wo der Sturm sich aufhielt, wo er gewesen war, und sah mindestens vier Möglichkeiten, wo er hingehen konnte.
»Aber was sein wird, kann nicht verändert werden, nicht wahr, kleine Cousine? Er folgt seinen eigenen Gesetzen, oder? Du hast nichts damit zu tun.«
Sie sagte: »Es gibt Stellen, an die ich ihn dirigieren könnte, und solche, wo mir dies nicht gelingt, weil die Bedingungen nicht dafür vorhanden sind. Es ist wie der Lauf des Wassers. Wenn ich Steine hineinwerfe, würde es um sie herumfließen. Aber ich könnte es nicht dazu bringen, aus dem Flußbett zu springen oder bergauf zu fließen.« Dorilys schien nach einer passenderen Erklärung zu suchen. Sie fuhr fort: »Das macht mir Kopfschmerzen. Ich werde es euch zeigen. Seht dorthin.« Sie wies auf die mächtige, amboßförmige Sturmmasse unter ihnen. Allarts Einfühlungsvermögen wurde mit dem ihren deckungsgleich. Plötzlich sah er mit seiner eigenen Gabe die wahrscheinliche Bahn des Sturms und die weniger wahrscheinlichen, wo er ins Nichts völliger Unwahrscheinlichkeit und hinter den äußersten Grenzen seiner Wahrnehmungsfähigkeiten verschwand. Dann war Dorilys’ seltsame Gabe seiner eigenen ähnlich – aber ausgedehnt, verändert und auf fremdartige Weise verschieden. Aber im Grunde dieselbe: Sie konnte alle möglichen Zukunftsentwicklungen sehen – die Stellen, die der Sturm treffen, und jene, die er aus sich selbst heraus nicht treffen konnte …
Und wie er selbst konnte sie wegen der Kräfte, die jenseits ihrer Kontrolle lagen und Einfluß auf sie nahmen, nur in einem sehr beschränkten Maß zwischen diesen Möglichkeiten wählen …
So wie ich meinen Bruder binnen sieben Jahren auf dem Thron sah – oder tot. Es gab nicht die dritte Möglichkeit, daß er als Lord Elhalyn zufrieden sein würde – das ginge gegen seine Natur …
Allart fühlte sich von seinem plötzlichen Einblick in die Natur der Zeit, der Wahrscheinlichkeit und seines Laran überwältigt. Aber Renata war viel nüchterner.
»Du kannst ihn also wirklich kontrollieren, Dorilys? Oder kannst du nur sagen, wohin er sich wendet?« Allart folgte ihrem Gedanken. Handelte es sich hier um pures Hellsehen, um Vorhersehen, oder bewegte sie – wie beim Schweben – einen unbeseelten Gegenstand?
»Ich kann den Sturm überall dort hinschicken, wohin er sich auch von selbst bewegen könnte«, sagte Dorilys. »Er könnte sich dorthin wenden, oder dorthin« – sie wies mit einem Finger in zwei Richtungen – »aber nicht dorthin, weil der Wind sich nicht so schnell drehen könnte. Seht ihr?« Sich an Kyril wendend fragte sie: »Kann jetzt ein Feuer entstehen?«
»Ich hoffe nicht«, antwortete der Mann ernst. »Aber wenn der Sturm auf die Hohen Klippen, auf denen dicht die Harzbäume wachsen, hinabfährt, würden wir einen bösen Brand haben.«
»Dann werden wir nicht zulassen, daß er dort hingelangt«, sagte Dorilys lachend. »Es wird niemandem schaden, wenn der Blitz in der Nähe des Gipfels des Toten Mannes, wo sowieso schon alles abgebrannt ist, einschlägt, oder?«
Während sie dies sagte, sprang ein blauweißer Blitz von der Wolke zur Erde und traf den Gipfel des Toten Mannes mit einem solch brennenden Glanz, daß er auf ihren Augen aufstrahlende Funken hinterließ. Ein oder zwei Sekunden danach hörten sie wildes Donnergrollen. Dorilys lachte erfreut. »Das ist besser als die Feuerspielzeuge, die die Schmiedeleute für uns im Winter in die Luft jagen!« rief sie. Erneut wölbte sich das Aufflammen des Blitzes über den Himmel, und noch einmal, während sie aufgeregt lachte – erfreut über die neue Fähigkeit, mit ihrer Gabe anstellen zu können, was sie

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