Herrin Der Stürme - 2
und Donal biß die Zähne zusammen, als er Renatas Hand nahm und sie auf die Tanzfläche führte.
»Man sollte ihr den Hintern versohlen!«
Renata war den Tränen nahe. »Ich dachte … Ich dachte, sie hätte es verstanden. Ich hatte gehofft, sie würde mich mögen oder sogar liebhaben. Wie konnte sie …«
Donal sagte: »Sie ist überanstrengt. Es ist spät, und für sie ein beschwerlicher Abend. Sie kann wohl nur daran denken, vermute ich, was bei ihrer Verlobung mit Darren Scathfell geschah …« Wie um seinen Ärger zu betonen, schien er ein merkwürdig unheilverkündendes Donnergrollen zu hören. Er war sich nicht sicher, ob es Wirklichkeit war oder lediglich eine Erinnerung.
Renata dachte: Dorilys hat sich in letzter Zeit gut benommen. Sie hat mit mir zusammengearbeitet, als es darum ging, den Sturm zu bewegen, der Allart, Cassandra und Donal bedrohte. Und jetzt ist sie stolz auf ihre Begabung; stolz, daß sie ihr Leben gerettet hat. Aber sie ist nur ein Kind, verzogen und eingebildet.
Allart, der am entgegengesetzten Ende des Raums neben Cassandra saß, hörte den Donner ebenfalls. Einen Moment lang erschien es ihm wie die Stimme seines Laran, die ihn vor Stürmen warnte, die über Aldaran hereinbrechen konnten … Dann schien er auf dem Hof der Festung zu stehen und die Donnerschläge über der Burg zu hören. Er sah Renatas Gesicht. Es war blaß und voller Bestürzung… Als er die Schreie bewaffneter Männer hörte, schreckte Allart hoch und fragte sich, ob die Burg tatsächlich angegriffen wurde. Doch dann rief er sich ins Gedächtnis, daß es Mittwinternacht war.
Cassandra drückte vorsichtig seine Hand. »Was hast du gesehen?« flüsterte sie.
»Einen Sturm«, erwiderte er, »und Schatten. Schatten über Aldaran.« Seine Stimme erstarb zu einem Flüstern, als höre er den Donner erneut, obwohl er diesmal nur in seinem Geist existierte.
Als Donal zum Sessel seines Pflegevaters zurückkam, sagte er fest: »Sir, es ist schon spät. Da das Fest nicht wie eine traditionelle Hochzeit mit dem Zubettbringen endet, habe ich Befehl gegeben, den Gastpokal zu bringen und die Musikanten zu entlassen.«
In plötzlich aufflammendem Zorn verdunkelte sich Aldarans Gesicht. »Du nimmst dir zuviel heraus, Donal! Ich habe keinen derartigen Befehl gegeben!«
Donal war verwirrt und verwundert über den wütenden Ausbruch. Während der letzten drei Mittwinterfeste hatte Dom Mikhail diese Dinge alle ihm überlassen. Sachlich sagte er: »Ich habe gehandelt, wie Ihr mich immer zu handeln geheißen habt, Sir. Und zwar nach eigenem Urteil.« Er hoffte, seinen Pflegevater beruhigen zu können, indem er dessen eigene Worte zitierte.
Statt dessen beugte Dom Mikhail sich mit geballten Händen vor und fragte: »Bist du so begierig darauf, alles an meiner Stelle zu beherrschen, Donal? Daß du nicht auf ein Wort von mir warten kannst…« Donal dachte verwirrt: Ist er verrückt? Verliert er den Verstand? Dom Mikhail öffnete den Mund, um fortzufahren, aber die Diener waren schon eingetreten. Sie trugen den edelsteinbesetzten Pokal, der eine reiche Mischung aus Wein und Gewürzen enthielt. Er wurde Dom Mikhail angeboten, der ihn so lange bewegungslos zwischen den Händen hielt, daß Donal zu zittern begann. Schließlich siegte das höfische Benehmen. Dom Mikhail setzte den Pokal an die Lippen, verbeugte sich vor Donal und reichte ihn weiter. Als Donal an der Reihe war, schmeckte er die Mischung kaum, hielt den Pokal aber, damit Dorilys trinken konnte, und reichte ihn an Allart und Cassandra weiter. Die mißlungene Szene hatte die Stimmung noch mehr gedämpft. Nacheinander machten die Gäste den traditionellen Schluck, verbeugten sich dabei vor Dom Mikhail und gingen. Dorilys begann plötzlich laut und kindlich zu weinen. Sie steigerte sich zu einem hysterischen Schreien. Hilflos sagte Dom Mikhail: »Was ist, Dorilys, Kind?« Aber sie schrie noch lauter, als er sie berührte.
Margali kam, um das Kind in ihre Arme zu schließen. »Sie ist erschöpft, kein Wunder. Komm, komm, mein Kleines. Ich bringe dich zu Bett. Komm, mein Liebling, mein Vögelchen, weine nicht mehr«, sagte sie schmeichelnd.
Umringt von Margali, Elisa und der alten Kathya, wurde Dorilys fast aus der Halle getragen. Verlegen zogen sich die wenigen verbliebenen Gäste in ihre Schlaf räume zurück.
Mit zornrotem Kopf packte Donal ein Weinglas, leerte es mit einem einzigen Schluck und füllte es erneut mit zorniger Entschlossenheit. Allart wollte mit ihm reden, seufzte dann
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