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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und entfernte sich. Es gab nichts, was er jetzt für ihn tun konnte, und wenn Donal beschlossen hatte, sich zu betrinken, war das nur ein passender Abschluß dieses festlichen Fiaskos. Er traf Cassandra an der Tür und ging schweigend mit ihr durch den Flur zu ihren Räumen.
»Ich mache dem Kind keinen Vorwurf«, sagte Cassandra. Unter Schmerzen zog sie sich die Stufen hinauf und hielt sich dabei am Geländer fest. »Es kann nicht leicht sein, all diesen Leuten als Braut vorgeführt zu werden. Jeder gafft und ereifert sich über diese Hochzeit, und dann wird sie ins Kinderzimmer gebracht, als sei nichts geschehen. Welch eine Hochzeit für das Kind! Und welch eine Hochzeitsnacht!« Allart nahm Cassandras Ellbogen, um ihr das Gehen zu erleichtern, und sagte sanft: »Wie ich mich erinnere, Geliebte, hast du deine Hochzeitsnacht allein verbracht.«
»Ja«, sagte sie, wandte ihm den Blick zu und lächelte, »aber mein Bräutigam war auch nicht mit jemandem im Bett, den er lieber mochte. Glaubst du, Dorilys weiß nicht, daß Donal Renatas Bett teilt? Sie ist eifersüchtig.«
Allart meinte spöttisch: »Selbst wenn sie es weiß – kann es ihr in diesem Alter etwas bedeuten? Sie mag eifersüchtig sein, weil Donal sich mehr um Renata als um sie kümmert, aber er ist nur ihr älterer Bruder. Sicher bedeutet es für sie nicht das, was es für dich bedeutet hätte.« »Ich bin nicht so sicher«, gab Cassandra zurück. »Sie ist nicht so jung, wie die meisten Leute glauben. An Jahren gemessen – ja, da ist sie sicher ein Kind. Aber niemand mit ihrer Gabe, niemand mit zwei Toten hinter sich, niemand mit der Ausbildung, die sie von Renata bekommen hat, ist wirklich ein Kind, ganz gleich, wie alt er sein mag. Gnädige Götter«, flüsterte sie, »was für Verwicklungen! Ich kann mir nicht vorstellen, wohin das noch führen soll!«
Allart, der es konnte, wünschte sich, es nicht zu wissen.
    Spät in der Nacht wurde Renata in ihrem Einzelzimmer von einem Geräusch an der Tür geweckt. Sofort wußte sie, wer dort war. Sie öffnete die Tür und stand vor Donal, der betrunken schwankte. »In dieser Nacht – ist das klug, Donal?« fragte sie. Aber sie wußte, daß ihn das nicht mehr kümmerte. Sie konnte seine Verzweiflung wie einen körperlichen Schmerz spüren.
»Wenn du mich jetzt fortschickst«, sagte er erregt, »werde ich mich noch vor dem Morgengrauen von den Zinnen stürzen.«
Sie streckte die Arme aus, um ihn leidenschaftlich an sich zu drücken. Dann zog sie ihn hinein und schloß die Tür.
»Sie können mich mit Dorilys verheiraten«, sagte Donal mit dem Ernst eines Betrunkenen, »aber sie wird nie meine Frau sein. Niemand außer dir soll meine Ehefrau sein!«
Gnädiger Avarra, was wird aus uns werden? dachte Renata. Sie war Überwacherin. Er hätte keinen ungünstigeren Zeitpunkt wählen können, zu ihr zu kommen. Aber sie wußte, als sie mit ihm alle Wut und Verzweiflung des erniedrigenden vergangenen Abends teilen mußte, daß sie ihm nichts verweigern konnte. Nichts, daß zumindest ein wenig von dem Schmerz, der ihm widerfahren war, lindern konnte. Und sie wußte, daß sie nach dieser Nacht seinen Sohn tragen würde.
24
    Später in diesem Winter trug Allart Cassandra eines Tages an die Treppenflucht, die in den Südflügel von Schloß Aldran führte, wo die Frauen während dieser Jahreszeit viele Stunden in den die Sonne einfangenden Wintergärten verbrachten.
»Es ist ein klarer Tag«, sagte er. »Warum kommst du nicht mit und spazierst ein wenig mit mir im Hof? Ich sehe in diesen Tagen so wenig von dir!« Dann bremste er sich lachend. »Aber nein, du kannst nicht – heute nachmittag ist in den Frauenquartieren ein Fest für Dorilys, nicht wahr?«
Jeder auf Burg Aldaran wußte, daß Dorilys in der letzten Dekade die ersten Zeichen der Reife gezeigt hatte – ein offizieller Anlaß für eine Feier. In den letzten drei Tagen hatte sie ihre Spielsachen, Puppen und bevorzugten Kinderkleider an die Kinder in der Burg verteilt. Der Nachmittag würde eine intime, quasi-religiöse Feier unter Frauen sein, die symbolisierte, daß Dorilys die Gemeinschaft der Kinder verließ und in die der Erwachsenen überwechselte.
»Ich weiß, daß ihr Vater ein besonderes Geschenk vorbereitet hat«, sagte Allart.
Cassandra nickte. »Und ich besticke einige Bänder für ihren neuen Lebensabschnitt«, sagte sie.
»Was geht eigentlich bei diesen Frauengeschichten so vor sich?« fragte Allart.
Cassandra lachte vergnügt. »Oh, das darfst du mich

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