Herrin Der Stürme - 2
sich ihm widersetzt, glaube ich.«
»Was haben sie nicht gern? Daß Donal Aldaran erben soll, auch wenn er nicht von Hasturs und Cassildas Blut ist?«
»Nein«, erwiderte Allart. »Soweit ich aus meinen Gesprächen mit Aldarans Vasallen und Haushalts-Rittern schließen kann, freut sie das mehr als alles andere. Keiner von ihnen hat für Scathfell etwas übrig. Sie möchten ihn nicht hier herrschen sehen. Hätte Dom Mikhail Donal als seinen Nedestro-Sohn ausgegeben und ihn als Erben eingesetzt, hätten sie ihn bis zum letzten Blutstropfen unterstützt. Selbst mit dem Wissen, daß es nicht stimmt. Was sie nicht gern haben, ist eine Heirat von Bruder und Schwester.«
»Aber es ist auch eine gesetzliche Fiktion,« widersprach Cassandra. Allart entgegnete: »Dessen bin ich mir nicht sicher. Und sie sind es auch nicht. Ich fühle mich immer noch schuldig, daß meine unüberlegten Worte diese verrückte Idee in Dom Mikhails Kopf setzten. Und diejenigen, die ihn dabei unterstützen – nun, sie tun so, als ließen sie einem Verrückten seinen Willen. Ich bin nicht sicher, ob sie Unrecht haben«, fügte er nach einem Moment hinzu. »Nicht alle Verrückten phantasieren, haben Schaum vor dem Mund und jagen Schmetterlinge im Mittwinterschnee. Stolz und Besessenheit wie bei Dom Mikhail kommen dem Wahnsinn recht nahe, selbst wenn sie in Vernunft und Logik eingebettet sind.«
Da die Braut ein kleines Mädchen war, konnten die Gäste nicht einmal hoffen, die Feier mit den Witzen und rauhen Scherzen aufzulockern, die eine Trauung gewöhnlich begleiteten. Sie endeten meist in dem ruppigen Scherz, Braut und Bräutigam gemeinsam ins Bett zu stecken. Dorilys war nicht einmal voll ausgewachsen, noch weniger war sie im gesetzlichen Alter, um verheiratet zu werden. Niemand wollte in ihr irgendwelche bitteren Erinnerungen an die letzte Verlobung entstehen lassen. Daher stand es außer Frage, ob sie als erwachsene Frau präsentiert werden sollte. In ihrem kindlichen Kleid, das kupferfarbene Haar in langen Locken bis auf die Schulter hängend, sah sie weniger einer Braut ähnlich, als einem Kind des Haushalts, dem man erlaubt hatte, für die Festlichkeiten aufzubleiben. Und was den Bräutigam anbetraf: Obwohl er den Versuch machte, dem Anlaß entsprechend Lippendienste zu leisten, sah er grimmig und unfroh aus.
Ehe sie in die Halle gingen, beobachteten die Gäste, daß er zu einer Gruppe von Dorilys’ Hofdamen hinüberging, Renata Leynier zur Seite rief und einige Minuten heftig mir ihr redete. Einige von den Haushaltsmitgliedern und die meisten Bediensteten kannten den wirklichen Stand der Beziehung zwischen Donal und Renata und schüttelten den Kopf über die Taktlosigkeit eines Mannes, der im Begriff war, verheiratet zu werden. Andere, die die kleine Braut, umringt von ihren Zofen und Gouvernanten ansahen, verglichen sie im Geist mit Renata und tadelten ihn nicht.
»Was er auch sagt, was für einen Mummenschanz er auch mit den Catenas anstellt: Das ist nicht mehr als eine Verlobung und keine gesetzliche Vermählung. Laut Gesetz ist nicht einmal eine Catenas-Ehe legal, solange sie nicht vollzogen ist«, argumentierte Donal. Renata, die zuerst erwidern wollte, daß dieser Punkt vor dem Rat und den Gesetzgebern des Landes noch immer strittig war, wußte, daß er Trost brauchte, nicht Vernunft.
»Für mich wird das keinen Unterschied machen! Schwöre mir, daß es auch für dich keinen macht, Renata, sonst werde ich mich meinem Pflegevater hier und jetzt widersetzen, vor seinen ganzen Vasallen!« Wenn du dich ihm widersetzen willst, dachte Renata verzweifelt, hättest du es von Anfang an tun sollen, ehe die Dinge sich so weit entwickelten! Für öffentliche Auflehnung ist es zu spät. Ihr würdet euch beide zerstören! Laut sagte sie nur: »Für mich würde das keinen Unterschied machen, Donal. Das weißt du zu gut, um irgendwelche Eide zu benötigen. Und jetzt ist weder der Ort, noch die richtige Zeit dafür. Ich muß zurück zu den Frauen.« Sie berührte leicht seine Hand. Ihr Lächeln dabei war beinahe jämmerlich.
Wir waren so glücklich in diesem Sommer! Wie ist es nur soweit gekommen? Auch mich treffen Vorwürfe. Ich hätte ihn sofort heiraten sollen. Um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Er hat es gewollt. Als Renata mit den Frauen in die Halle ging, waren ihre Gedanken in Aufruhr.
Dom Mikhail stand neben dem Kamin. Er wurde von dem Mittwinterfeuer bestrahlt, das man an diesem Tag mit Sonnenfeuer entzündet hatte – ein Symbol
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