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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zu zwingen, diese Erkenntnis zu akzeptieren. Es gelang ihm schließlich, seine Angst zu meistern. Er wußte jetzt, daß er die Macht dazu hatte. Wenn die Herausforderung kam, würde er ihr furchtlos begegnen.
    Um die Mittagszeit hatte Allart genug von den sich endlos verzweigend vor ihm ausbreitenden Zukunftsmöglichkeiten gesehen, um zumindest einen Teil dessen, was ihm bevorstand, zu erkennen. Er hatte das Gesicht seines Vaters – zornig, schmeichelnd, entgegenkommend – in diesen Visionen nun häufig genug gesehen, um wenigstens teilweise zu wissen, welche Prüfung ihm als erste bevorstand.
Als Pater Vorsteher ihn zu sich rufen ließ, konnte er dem alten Mönch mit Ruhe und leidenschaftsloser Selbstkontrolle gegenübertreten. »Dein Vater ist gekommen, um mit dir zu sprechen, mein Sohn. Du kannst ihn im Nord-Gästezimmer treffen.«
Allart senkte den Blick; als er ihn wieder hob, sagte er: »Pater, muß ich mit ihm sprechen?« Seine Stimme war ruhig, aber der Pater Vorsteher kannte ihn zu gut, um diese Ruhe als echt hinzunehmen.
»Ich habe keinen Grund, ihn zurückzuweisen, Allart.«
Allart hatte das Gefühl, eine zornige Erwiderung zurückgeben zu müssen. »Aber ich!« Doch er war zu gut ausgebildet, um sich an die Unvernunft zu klammern. Schließlich sagte er beherrscht: »Ich habe einen großen Teil des Tages damit verbracht, mich auf diese Begegnung vorzubereiten. Ich will Nevarsin nicht verlassen. Ich habe hier Frieden gefunden. Helft mir, einen Weg zu finden, Pater Vorsteher.« Der alte Mann seufzte. Seine Augen waren geschlossen – wie meistens, da er mit dem inneren Blick deutlicher sah –, aber Allart wußte, daß sie ihn klarer denn je erblickten.
»Ich wünschte tatsächlich – um deinetwillen, Sohn –, daß ich einen solchen Weg erkennen könnte. Du bist hier zu Zufriedenheit und soviel Glück, wie ein Mann, der deinen Fluch trägt, nur finden kann, gelangt. Aber ich fürchte, die Zeit der Zufriedenheit ist nun beendet. Du mußt dir vergegenwärtigen, Junge, daß viele Menschen nie in den Genuß einer solchen Ruhe gelangen, um Selbsterkenntnis und Disziplin zu erlernen. Sei dankbar für das, was dir gegeben wurde.«
Oh, ich bin dieses frommen Geredes vom Akzeptieren und den uns auferlegten Lasten überdrüssig. Allart unterdrückte die auflehnenden Gedanken, aber der Pater Vorsteher hob den Kopf. Seine Augen, farblos wie ein unbekanntes Metall, begegneten Allarts rebellischem Blick. »Du siehst, mein Junge, du besitzt nicht wirklich die Fähigkeiten eines Mönchs. Wir haben dir etwas Kontrolle über deine natürlichen Neigungen vermittelt, aber von Natur aus bist du rebellisch und begierig, zu verändern, was du verändern kannst. Aber Veränderungen können nur dort unten durchgeführt werden.« Seine Armbewegung umfaßte die ganze weite Welt außerhalb des Klosters. »Du wirst dich weder damit begnügen, deine Welt selbstzufrieden hinzunehmen, noch dich damit bescheiden, nicht in blinder Auflehnung, die aus deinem Leid herrührt, auszuschlagen. Du mußt gehen, Allart, und die Veränderungen, die du bewerkstelligen kannst, in deiner Welt durchführen.«
Allart bedeckte das Gesicht mit den Händen. Bis zu diesem Augenblick hatte er immer noch geglaubt – Wie ein Kind, wie ein gläubiges Kind! –, daß der alte Mönch die Macht besaß, ihm zu helfen, damit er dem Unvermeidlichen entgehen konnte. Er wußte, daß ihm sechs Jahre Kloster nicht geholfen hatten, darüber hinwegzukommen. Er fühlte den letzten Funken seiner Kindheit schwinden und hatte den Wunsch, zu weinen.
Der Pater Vorsteher sagte mit einem sanften Lächeln: »Bekümmert es dich, daß du in deinem dreiundzwanzigsten Lebensjahr kein Kind mehr bleiben kannst, Allart? Sei dankbar, daß du nach all diesen Jahren des Lernens darauf vorbereitet bist, ein Mann zu sein.«
»Ihr hört Euch an wie mein Vater!« warf Allart ihm zornig entgegen. »Genau das wurde mir morgens und abends mit dem Haferbrei aufgetischt – daß ich noch nicht Manns genug sei, meinen Platz in der Welt auszufüllen. Fangt Ihr nicht auch an, so zu sprechen, Pater, sonst müßte ich annehmen, daß meine Jahre hier unnütz waren.«
»Ich meine nicht das, was dein Vater meint, wenn ich sage, daß du bereit bist, dem Kommenden als Mann zu begegnen«, sagte der Pater Vorsteher. »Ich glaube, du weißt schon, was ich mit Männlichkeit meine. Oder war ich im Irrtum, als ich dich heute morgen ein weinendes Kind beruhigen und ermutigen hörte? Tu nicht so, als würdest du den

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