Herrin Der Stürme - 2
wird. Gegen ihren Willen heißt nicht nur, daß sie sich aus Angst vor Vergewaltigung wehrt; es bedeutet auch, daß die Fähigkeit einer Frau, ihre Zustimmung frei zu geben oder zu verweigern, durch Drogen zerstört worden ist!«
»Ich wollte es nicht erwähnen«, sagte der alte Mann zornig, »aber du hast deutlich geäußert, daß du nicht bereit bist, die Pflicht, die deiner Kaste und dem Clan zukommt, aus freiem Willen zu erfüllen! In deinem Alter hatte Damon-Rafael ein Dutzend Nedestro-Söhne von ebensovielen willigen Frauen! Aber du, ein Sandalenträger …«
Allart senkte den Kopf und bekämpfte den Reflex des Zorns, der ihn antrieb, den dünnen, alten Hals zwischen seine Hände zu nehmen und das Leben aus ihm herauszuquetschen. »Damon-Rafael hat seine Meinung über meine Männlichkeit häufig genug geäußert, Vater. Muß ich das auch von Euch hören?«
»Was hast du denn getan, um mir eine bessere Meinung von dir zu vermitteln? Wo sind deine Söhne?«
»Ich stimme nicht mit Euch überein, daß Männlichkeit allein an den Söhnen gemessen werden muß, Sir; aber über diesen Punkt will ich jetzt nicht mit Euch streiten. Ich will den Fluch meines Blutes nicht weitergeben. Ich weiß einiges über das Laran. Ich spüre, daß Ihr falsch handelt, wenn Ihr versucht, größere Kraft in diesen Gaben heranzuzüchten. An mir – und noch mehr an Lauren – könnt Ihr sehen, daß der menschliche Geist nie dazu vorgesehen war, ein solches Gewicht zu tragen. Wißt Ihr, was ich damit meine, wenn ich von rezessiven und tödlichen Genen spreche?«
»Bist du dabei, mich in meinem eigenen Fach zu unterrichten, Jüngling?«
»Nein, aber bei allem Respekt, Vater, ich will daran keinen Anteil haben. Wenn ich je Söhne haben sollte …«
»Da gibt es kein wenn. Du mußt Söhne haben.«
Die Stimme des alten Mannes klang entschlossen, und Allart seufzte auf. Sein Vater hörte einfach nicht zu. Oh, natürlich fingen seine Ohren die Worte auf. Aber er hörte nicht zu; sie gingen durch ihn hindurch, weil das, was Allart sagte, nicht mit dem festgelegten Glauben von Lord Elhalyn übereinstimmte – daß es die allererste Pflicht seines Sohnes sei, Söhne heranzuzüchten, die die legendären Gaben von Hastur und Cassilda, das Laran, weitertragen würden.
Laran war Zauberei; Psi-Kraft, die ihren Familien eine bevorzugte Stellung bei der Handhabung der Matrixsteine, die die verborgenen Kräfte des Geists verstärkten, gab; was ihnen die Möglichkeit verschaffte, die Zukunft zu kennen, den Geist anderer Menschen zu unterjochen, unbeseelte Gegenstände zu manipulieren und den Geist von Säugetier und Vogel zu beherrschen. Laran war jenseits aller Vorstellungskraft der Schlüssel zur Macht, und seit Generationen hatte man Menschen dafür herangezüchtet.
»Vater, hört mich an, ich bitte Euch.« Allart war jetzt weder zornig noch streitsüchtig, sondern ernsthaft verzweifelt. »Ich sage Euch, es kann sich nichts als Böses aus diesem Zuchtprogramm entwickeln, das aus Frauen schiere Instrumente macht, um Geistes-Monster ohne Menschlichkeit zu züchten. Ich habe ein Gewissen; ich kann es nicht tun.«
Sein Vater schnaubte: »Liebst du etwa Männer, daß du unserer Kaste keine Söhne geben willst?«
»Das tue ich nicht«, sagte Allart, »aber ich habe noch keine Frau gehabt. Wenn ich mit dieser bösen Gabe des Laran verflucht bin …« »Schweig! Du lästerst unsere Vorväter und den Herrn des Lichts, der uns das Laran gab!«
Jetzt wurde Allart wieder zornig: »Ihr seid es, der lästert, Sir, wenn Ihr glaubt, die Götter könnten auf diese Weise menschlichen Zielen unterworfen werden!«
»Du unverschämter …« Sein Vater sprang auf, hielt aber mit enormer Anstrengung seine Wut unter Kontrolle. »Mein Sohn, du bist jung und von diesen Mönchs-Ansichten irregeleitet. Komm zurück zu dem Erbe, für das du geboren bist, und du wirst eines besseren belehrt. Was ich von dir verlange, ist rechtens und nützlich, wenn die Hasturs gedeihen sollen. Nein …« Mit einer Armbewegung gebot er, als Allart etwas sagen wollte, Schweigen. »… von diesen Dingen weißt du noch immer nichts, deine Ausbildung muß vervollständigt werden. Eine männliche Jungfrau« – obwohl er sich bemühte, konnte Lord Elhalyn die Verachtung nicht aus seiner Stimme verbannen – »ist nicht befähigt, darüber zu urteilen.«
»Glaubt mir«, sagte Allart, »der Charme der Frauen ist mir nicht gleichgültig. Aber ich will den Fluch meines Blutes nicht weitergeben. Und ich werde
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