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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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können, neue Möglichkeiten, die von jedem Wort, jeder Handlung erzeugt wurden. Als sie durch die gefährlichen Gebirgspässe ritten, konnte Allart jeden möglichen falschen Schritt sehen, der ihn über Abgründe führte, die ihn zerschmettern konnten; ebenso sah er jeden sicheren Schritt, den er tatsächlich tat. In Nevarsin hatte er gelernt, sich den Weg durch die Angst zu bahnen, aber die Anstrengung machte ihn schwach und müde.
Und immer tat sich ihm eine andere Möglichkeit auf. Immer wieder während ihrer Reise hatte er seinen Vater gesehen, tot zu seinen Füßen liegend, in einem unbekannten Zimmer.
Ich will mein Leben außerhalb des Klosters nicht als Vatermörder beginnen! Heiliger Lastenträger, gib mir Kraft …! Er wußte, daß er seinen Zorn nicht leugnen konnte; in ihm lag die gleiche Lähmung wie in der Angst, keinen Schritt zu tun, aus Furcht, er würde zur Katastrophe führen.
Der Zorn ist mein, ermahnte er sich diszipliniert. Ich kann entscheiden, was ich mit meinem Zorn mache, und ich kann mich entscheiden, nicht zu töten. Aber es beunruhigte ihn, in dieser fremdartigen Szene, die ihm während der Reise immer vertrauter wurde, die Leiche seines Vaters zu sehen, wie sie in einem Zimmer mit grünen, gold umrandeten Vorhängen lag, am Fuß eines Sessels, dessen Schnitzereien er hätte nachziehen können, so oft hatte er sie mit dem Blick seines Laran gesehen. Wenn er in das Gesicht seines Vaters sah, war es schwer, ihn nicht mit dem Bedauern und dem Entsetzen anzuschauen, das er beim Anblick des Toten empfinden würde. Und es strengte ihn an, Lord Elhalyn nichts davon zu zeigen.
Sein Vater hatte während der Reise die verächtlichen Worte für Allarts mönchische Standhaftigkeit nicht wiederholt und gänzlich aufgehört, mit ihm darüber zu streiten. Er sprach ausschließlich freundlich mit seinem Sohn, meist von seiner Kindheit in Hali (bevor der Fluch über Allart gekommen war), von ihrer Verwandtschaft und den Aussichten der Reise. Er sprach von Hali und den Minenarbeiten, die im Turm von den Leuten des Matrix-Kreises getan wurden, um Kupfer-, Eisen- und Silbererz an die Erdoberfläche zu bringen; von Falken und Chervines, und von den Zuchtexperimenten mit zell-tiefen Veränderungen, die sein Bruder angestellt hatte. Er sprach von regenbogenfarbenen Falken und Chervines mit phantastischen, juwelenbunten Geweihsprossen, die den sagenhaften Tieren aus der Legende glichen.
Von Tag zu Tag stieß Allart auf mehr von jener Kindheitsliebe, die er für seinen Vater empfand. Er erinnerte sich an jene Tage, bevor ihn das Laran und sein Cristofero-Glaube von ihm getrennt hatten, und erneut fühlte er Schmerzen der Trauer, wenn er das verfluchte Zimmer mit den grün-goldenen Vorhängen sah, den großen geschnitzten Sessel, und das Gesicht seines Vaters, weiß und starr und voller Überraschung. Auf dieser Straße hatten immer wieder andere Gesichter versucht, aus der Verschwommenheit des Unbekannten in die mögliche Zukunft zu kommen. Die meisten von ihnen ignorierte Allart, wie er es im Kloster gelernt hatte, aber zwei oder drei tauchten wiederholt auf und machten ihm klar, daß es sich nicht um Gesichter von Leuten handelte, die er treffen konnte, sondern um die derjenigen, die in sein Leben treten würden. Eins, das er verschwommen erkannte, war das seines Bruders Damon-Rafael, der ihn einen Sandalenträger und Feigling genannt hatte und froh gewesen war, den Rivalen loszuwerden, damit er allein Elhalyns Erbe sein konnte.
Ich wünschte, mein Bruder und ich könnten Freunde sein und einander lieben, wie Brüder es sollten. Doch unter den möglichen Zukunftsentwicklungen sehe ich nirgendwo eine Chance …
Und da war das Gesicht einer Frau, das regelmäßig vor seinen geistigen Augen auftauchte, obwohl er sie nie zuvor gesehen hatte. Eine kleine Frau, von angenehmem Äußeren, mit von dunklen Wimpern beschatteten Augen, einem blassen Gesicht und mit Haaren, die aus gesponnenem schwarzen Glas zu sein schienen. Er sah sie in seinen Visionen – ein ernstes, bekümmertes Gesicht, dessen dunkle Augen ihm mit quälendem Flehen zugewandt waren.
Wer bist du? fragte er sich. Dunkles Mädchen meiner Visionen, warum marterst du mich auf diese Weise?
Nach den Jahren im Kloster schien es Allart seltsam, daß er anfing, auch erotische Visionen von dieser Frau zu haben; er sah sie lachen, liebevoll, ihr Gesicht im Verlangen nach Zärtlichkeit dem seinen entgegengehoben, die Augen in der Verzückung eines Kusses

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