Herrin des Blutes - Thriller
hättest.«
Dreams Lächeln verwandelte sich in ein höhnisches Grinsen. »Interessante Theorie. Ist möglicherweise sogar die beschissene Wahrheit. Die Sache ist nur, mir ist das scheißegal. Es juckt mich nicht länger.«
Giselle war nur noch knapp zwei Meter von den Besucherinnen entfernt. Nahe genug, um zuzuschlagen. Die entsprechenden Muskeln spannten sich kaum merklich an. »Ach, ist das so?« Sie hob eine Augenbraue und ihre Stimme triefte vor Häme. »Oder hast du dich inzwischen in ein betrunkenes Wrack verwandelt und bist schlichtweg nicht länger in der Lage, komplizierteren Zusammenhängen zu folgen, die über billige Stammtischwitze hinausgehen?«
Dreams Miene verhärtete sich. »Hör auf damit.«
Dann spürte Giselle, wie sich die Kraft erneut gegen sie richtete. Es war beeindruckend, mit welch spielerischer Leichtigkeit Dream ihre Fähigkeiten demonstrierte. Aber diesmal hatte Giselle damit gerechnet. Und auch sie verfügte über beachtliche mystische Talente. Sie schuf einen mentalen Schutzschild, der Dreams Energieimpuls abwehrte und die Frau in ihren Stuhl zurückschleuderte. Dream starrte sie mit offenem Mund an. Ihre Miene zeugte von blankem Entsetzen.
JETZT.
Giselle stieß ein wütendes Kreischen aus und warf sich über den langen Tisch, die rechte Hand ausgestreckt, während ihre langen, scharfen Nägel nach Dreams himmelblauen Augen suchten. Dreams Freundinnen versuchten, sie davon abzuhalten, aber ein gezielter Energiestoß zog sie aus dem Verkehr. Giselle rutschte in Windeseile über die Tischplatte und stieß mit ihrem Körper die Weinflasche und die Gläser um. Dann hatte sie Dream erreicht, und ihre linke Hand schloss sich um den schlanken Hals der Frau, während sie mit den Fingern der anderen Hand nach ihren dümmlich glotzenden Augen krallte. Einen kurzen Moment lang verspürte Giselle einen Hauch von selbstgefälliger Befriedigung und dachte bei sich: dämliche Kuh.
Dann riss Dream ihre Hand blitzschnell in die Höhe und packte Giselles Handgelenk. Giselles Schwung allein hätte ausreichen müssen, um Dream zu überwältigen. Die Energie, die durch ihren Körper floss, hätte ihrer Gegnerin endgültig den Rest geben müssen.
Doch Dreams Stärke bremste Giselles Schwung aus. Die Hand der anderen Frau bewegte sich etwa einen halben Zentimeter rückwärts und hielt dann inne. Giselles Handgelenk schien wie festgefroren, aber der Rest ihres Körpers bewegte sich weiter. Dream sprang auf die Beine und bewegte sich in dieselbe Richtung. Sie veränderte den Griff um Giselles Handgelenk und übte ihrerseits ein wenig Kraft aus. Plötzlich hing Giselle in der Luft und segelte im nächsten Moment quer durch den Saal der Wand entgegen. Sie hatte keine Chance, den drohenden Aufprall zu verhindern, donnerte mit dem Kopf dagegen und ging würdelos mit einem harten, dumpfen Schlag zu Boden. Die Schmerzen waren unerträglich. Noch bevor sie über den nächsten Schritt nachdenken konnte, wurde sie wieder auf die Beine gerissen und erneut gegen die Mauer geschleudert.
Dream legte eine Hand um ihre Kehle und ließ eine weitere Attacke folgen. »Na, wie fühlt sich das an, du Schlampe? Wie fühlt sich das an, verdammt noch mal?« Dreams weit aufgerissene Augen traten aus den Höhlen hervor und tobten vor Wahnsinn und unbändiger Wut. »Tut das weh, verflucht noch mal? Tut das verdammt noch mal weh?«
Vor Giselles Augen verschwamm alles, und ihr wurde voller Scham bewusst, dass sie weinte. Sie machte sich nicht die Mühe, die Frage der Verrückten zu beantworten. Selbstverständlich tat es weh. Aber die Schmerzen waren bei Weitem nicht das Schlimmste. Was ihr viel mehr zu schaffen machte, war die Tatsache, dass sie vollkommen ohnmächtig war, der Misshandlung ein Ende zu bereiten. Beinahe hätte sie trotz allem laut aufgelacht, denn in einem Moment völliger Klarheit erkannte sie ihre eigene Arroganz. Hatte sie sich wirklich angemaßt, eine Göttin zu sein? Geglaubt, nichts und niemand könne sie ernsthaft verletzen?
Sie biss sich auf die Unterlippe. Schmeckte ihr eigenes Blut.
Und rief in die Leere hinein: Azaroth! Hilf mir!
Doch es kam keine Antwort.
Nichts als das Geräusch ihres Kopfes, der wieder und wieder gegen die Mauer knallte, während die Welt um sie herum verschwamm. Sie fragte sich, ob sie sterben würde, und stellte überrascht fest, dass es ihr völlig egal war. Während sie in Richtung Bewusstlosigkeit abdriftete, dachte sie darüber nach, wie nachhaltig sie das Blutopfer von
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