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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Eddie King verändert hatte. Vielleicht war die wahre Giselle damals wirklich gestorben und ihre neue Identität nichts weiter als ein durch Magie am Leben erhaltenes Konstrukt. Ein Streich, den ihr ein bösartiger Gott spielte. Azaroth. Der Schweigende. Ihr einstiger Mitverschwörer gegen den Meister. Sie dachte an ihre wiederhergestellten Hände. Ihren rekonstruierten Körper.
    Nichts als ein Konstrukt.
    Giselles Lachen grenzte an Wahnsinn. Wer war hier die Verrückte? Dream brüllte sie unvermindert an, aber die Worte hatten für Giselle längst ihre Bedeutung verloren.
    Als sie gerade glaubte, dem Tod gegenüberzustehen, nahm sie über ihre Schulter wahr, wie eine weitere Gestalt den Raum betrat. Sie blinzelte mehrmals. Dream knallte ihren Kopf nicht länger gegen die Wand. Sie tobte nur noch. Jemand drückte ihre Hand. Die Gestalt war immer deutlicher zu erkennen, je mehr sie sich Giselle näherte.
    Ihr Herz machte einen Satz.
    Ursula.
    Nackt und wunderschön. Imposant in diesen lächerlichen Plateauschuhen. Mit burschikos gespitzten Lippen. In jenem Moment schoss eine Welle der Zuneigung und des Verlangens durch Giselles Körper. Es war alles noch da, die Reinheit dessen, was sie in den vergangenen Monaten für das Mädchen empfunden hatte. Als sie die Angst und Besorgnis in den Augen ihrer Geliebten bemerkte, verstärkten sich ihre Gefühle noch.
    Ursula erwiderte den Blick mit derselben reinen und unerschütterlichen Liebe.
    Es war ein wundervoller, schmerzlicher, glorreicher Moment.
    Und er verstrich innerhalb einer Nanosekunde.
    Ursula schrie auf und rannte auf sie zu. Die lächerlich klobigen Absätze klackerten über den Marmorboden.
    Das junge Mädchen mit den rabenschwarzen Haaren – Marcy – erhob sich und bewegte sich mit entschlossenen Schritten vorwärts. Sie hielt eine echte Waffe in den Händen, eine glänzende, vernickelte 9-Millimeter-Pistole. Sie zielte mit dem Lauf direkt auf Ursulas Gesicht und feuerte. Die Kugel traf sie zwischen die Augen. Ihr Hinterkopf explodierte blutrot, während der Körper zurückgeschleudert wurde. Giselle brüllte ihren Schmerz hinaus und versuchte, ihre Kraft ein letztes Mal zu fokussieren. Sie drang tief in ihr Inneres ein und versuchte, zum Kern der Macht vorzudringen. Aber sie konnte ihn nicht erreichen. Irgendetwas stand im Weg. Sie versuchte es wieder und wieder …
    Dream grinste und sagte. »Nein.«
    Erneut legte sich ein Schleier vor Giselles Augen. »Töte mich. Bitte. Bring es …«
    Dream lachte. »Nein.« Sie verstärkte den Druck auf Giselles Kehle und quetschte die Luftröhre auf die Dicke eines Strohhalms zusammen. »So leicht kommst du mir nicht davon.«
    Natürlich nicht.
    Giselles verschwommener Blick wanderte zu den zitternden Soldaten. In ihren Gesichtern zeichnete sich nicht länger Selbstgefälligkeit ab. Nur noch Todesangst. Ungläubigkeit. Hilflosigkeit. Ihre zitternden Hände waren unfähig, die Waffen zu heben. Giselle zweifelte ohnehin daran, dass sie geschossen hätten, selbst wenn sie dazu in der Lage gewesen wären.
    Unter dem Türbogen stand der gute alte Schreck. Ebenso verängstigt wie alle anderen, obwohl der Anflug eines Lächelns seine Mundwinkel umspielte. In diesem Moment traf Giselle die Wucht einer weiteren Erkenntnis. Noch ein Fünkchen Wahrheit, und sie war zu dumm und arrogant gewesen, um es schon früher zu erkennen. Er war ein Verräter. Der Agent des Drachenordens, von dem Gwendolyn in den letzten Minuten ihres Lebens gesprochen hatte. Schreck musste diese Erkenntnis in ihrem verschleierten Blick entdeckt haben, denn nun zeigte er ihr ungehemmt die Zähne. Lachte sie aus wie ein enttarnter Schakal.
    Giselle saugte das Blut von ihrer aufgebissenen Unterlippe in den Mund.
    Sie flehte ein letztes Mal ihren Verbündeten um Hilfe an.
    Azaroth … warum lässt du mich im Stich?
    Diesmal erhielt sie eine Antwort.
    Körperloses, hämisches Gelächter, das wie ein Donnern in ihrem Schädel dröhnte.
    Ein Donnern, das immer weiter grollte, bis die Welt um sie herum gnädig verblasste.

TEIL III:
Neujahrstag

Kapitel 20
    Der Konvoi verließ Camp Whiskey bei Sonnenaufgang: sechs Lieferwagen und zwei Jeeps. Voll beladen mit Waffen und Munition und etwa zwei Dutzend Passagieren rollte er den kurvigen, schneebedeckten Gebirgsweg hinunter. Sie fuhren den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch und erreichten gegen Mittag des folgenden Tages das Zentrum von Wyoming.
    Allyson blinzelte und erwachte aus dem dösenden Schlummer, in den

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