Herrin des Blutes - Thriller
»Wie weit ist es noch?«
Der Mann drehte sich zu ihr um. Er trug eine Uniform in Tarnfarben und trotz des bedeckten Himmels eine dunkle Sonnenbrille. »Weiß nich’ genau. Vielleicht noch 50 Meilen.« Er grinste und leckte sich die aufgesprungenen Lippen. »Und, hey … wenn du noch mal gegen meinen Sitz trittst, komm ich nach hinten und verpass dir ’ne Lektion.«
Allyson schnaubte. »Wenn mich einer von euch Kotzbrocken auch nur anfasst, kratz ich euch die Augen aus. Und überhaupt, du hast gar keine Zeit für meine Muschi. Du musst bald in die Schlacht ziehen und dich in den sicheren Tod stürzen, weißt du nicht mehr?«
Der Fahrer lachte. »Hör dir an, was die für ’n Schandmaul hat.«
Der Mann auf dem Beifahrersitz grinste Allyson anzüglich an. »Keine Sorge, Baby. Für Muschis hab ich immer genug Zeit. Die lass ich mir nicht nehmen.«
Allyson steckte eine Hand in die Tasche ihrer dicken Winterjacke. Ihre Finger schlossen sich um den Griff des großen Springmessers, das sie darin versteckt hielt. Sie zog die Hand langsam wieder heraus und drückte auf den kleinen Knopf an der Seite. Die Klinge sprang heraus, und Allyson warf sich nach vorne und rammte das Messer in die Kehle des Beifahrers. Seine Sonnenbrille fiel ihm aus dem Gesicht, während eine Blutfontäne aus der Wunde in seinem Hals schoss. Er starrte Allyson ungläubig an, als sie die Klinge herauszog und in einem seiner Augäpfel versenkte. Allyson agierte, ohne nachzudenken. Sie ließ sich von purem Instinkt leiten, einem einzigen Augenblick völliger Klarheit, in dem ihr bewusst wurde, dass der perfekte Moment, auf den sie wartete, niemals kommen würde. Es war genau wie in jenen Sekunden in der dunklen Küche in Chads Haus, als sie die Männer in Schwarz abgeschlachtet hatte und ihr Körper und Geist mit überraschender Effizienz in einem stark vereinfachten Reptilienhirn-Modus funktioniert hatten.
Mit brutalem Mord verhielt es sich nicht anders als mit anderen Dingen – mit zunehmender Übung fiel er einem leichter.
Blut spritzte über ihre Hände und besudelte die Vorderseite ihrer Jacke. Der Mann versuchte, sich aus ihrem Griff zu lösen, aber sie packte ihn vorne am Hemd und hielt ihn fest, riss die Klinge aus seinem Auge, wirbelte sie erneut herum und rammte sie mit Wucht in seine Schläfe, wobei sie das Ziel erstaunlicherweise fand, obwohl der Typ am Steuer aufschrie und auf der kurvigen Nebenstraße Schlangenlinien fuhr.
Allyson starrte ihn knurrend an und sagte: »Tritt auf die Bremse und lass die anderen um die Kurve da vorn verschwinden.«
Sie zog die blutige Schneide aus dem Kopf des Toten und fuchtelte damit vor der Nase des Fahrers herum.
»Mach schon oder du stirbst auch!«
Der Mann zitterte und wimmerte, jedes letzten kläglichen Rests an Courage und Machotum beraubt. »J-j-j-ja … o-kay … bitte …«
Und er gehorchte. Der Lieferwagen vor ihnen verschwand hinter der nächsten Kurve. Der Jeep verlangsamte die Fahrt, und Allyson befahl dem Soldaten, auf dem Seitenstreifen anzuhalten. Wieder tat er, wie ihm geheißen wurde, und Tränen rannen über seine Wangen, während er jammerte wie eine kleine Rotznase, die auf dem Spielplatz vor einem stärkeren Jungen kuschte. Allyson schob den Beifahrersitz vor, stieß die Tür auf und stieg aus. Sie zerrte die Leiche aus dem Wagen und warf sie in den Graben neben dem Seitenstreifen. Die ganze Zeit über lief der röchelnde Motor des Jeeps mit eingelegtem Gang, während der Auspuff Rauchwolken in die winterliche Luft spuckte.
Allyson kletterte in den Wagen zurück und hockte sich auf den Beifahrersitz, auf dem es sich vorher der tote Möchtegern-Vergewaltiger bequem gemacht hatte. Sie zog die Pistole aus dem Halfter des Fahrers und presste ihm den Lauf in die Seite.
»Fahr los. Sofort.«
Der Fahrer starrte auf die Waffe, die sie ihm mit spielerischer Leichtigkeit abgenommen hatte. Nichts als schlichte, stumpfe Ungläubigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich hätte dich umbringen können. Oder abhauen. Oder …«
Allyson rammte die Pistole noch tiefer in seine Rippen. »Aber das hast du nicht. Du hast versagt. Weil du nicht so stahlhart bist, wie du dachtest. Ich schon, du Wichser. Und deshalb fährst du jetzt los. Hol die anderen Arschlöcher ein, bevor sie merken, dass etwas nicht stimmt. Wenn ich es noch mal sagen muss, erschieß ich dich, du Arsch. Dann fahr ich verdammt noch mal selbst.«
Der Jeep setzte sich in Bewegung.
Der Motor rasselte und sie
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