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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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klappernd auf dem Boden. Sie starrte auf ihre zitternde Hand und versuchte angestrengt, sie still zu halten. Die letzte Drohung des Mannes hatte sie stärker mitgenommen, als sie es nach allem, was sie durchgemacht hatte, erwartete. Die Stimme der Feigheit meldete sich erneut in ihr, beschwor sie, das Handy aufzuheben, den Mann noch einmal anzurufen und ihm zu sagen, dass sie es sich anders überlegt hatte.
    Allyson griff danach. Sie erhob sich und schleuderte das zerbrechliche Gerät gegen die Betonwand. Die Hülle zerbrach, aber das reichte Allyson nicht. Sie wollte das Ding komplett zerstören, Angst, Frustration und Wut an dieser symbolischen Verbindung zwischen ihr und diesen bösen Menschen auslassen, mit denen sie sich vor all den Monaten auf so törichte Weise eingelassen hatte. So vieles hatte sich seit jenen ersten Tagen in Georgia verändert. Sie hatte nicht länger das Gefühl, innerlich tot zu sein. Die Welt stand ihr offen und steckte voller Möglichkeiten, die sie sich niemals hätte erträumen lassen. Und sie wollte verdammt sein, wenn sie es diesem arroganten Schwanzlutscher gestattete, ihr all das kaputt zu machen. Also klappte sie das Telefon erneut auf. Das kleine Gelenk, das die beiden Hälften zusammenhielt, gab mit einem hörbaren Krachen den Dienst auf, als sie es noch zweimal gegen die Wand donnerte. Sie trennte die beiden Hälften mit einer brachialen Drehbewegung voneinander und stand einen Augenblick lang heftig keuchend da.
    Allyson verließ die Kabine und trottete ans andere Ende des Raums, wo sie die Einzelteile des zerstörten Telefons in einen Mülleimer warf. Sie stellte sich ans Waschbecken und betrachtete ihr Spiegelbild. Ihre Wangen waren leicht gerötet, aber ansonsten sah sie ganz passabel aus. Definitiv nicht wie eine Frau, die sich vor wenigen Augenblicken gezwungen sah, eine Entscheidung auf Leben und Tod zu treffen. Sie streifte den Riemen der Handtasche über ihre Schulter, setzte die Sonnenbrille wieder auf und verließ die Damentoilette.
    Als ihr wieder einfiel, dass sie sich mit der Ankündigung davongestohlen hatte, sich eine Limonade kaufen zu wollen, blieb sie vor einem der Getränkeautomaten stehen und fütterte den Geldschlitz mit mehreren Münzen. Während sie sich nach unten beugte, um die eiskalte Dose aus dem Getränkefach zu holen, spähte sie zu Chads Auto und konnte vage eine Person hinter dem Lenkrad erkennen. Jim stand an seinen Pick-up gelehnt und qualmte eine Zigarette.
    Der alte Mann machte sie nervös. Sie war sicher, dass er einen Verdacht gegen sie hegte. Es lag an der Art, wie er sie ansah, und an dem subtilen zweifelnden Unterton in seiner Stimme, wenn er ihr eine Frage stellte. Nach ihrem Zusammenstoß mit den Eindringlingen hatte sie ein regelrechtes Verhör über sich ergehen lassen müssen, bei dem sie sich sehr unwohl gefühlt hatte. Er wollte wissen, warum sie so spät nachts noch auf gewesen war. Hatte bis ins kleinste Detail nachgehakt. Also berichtete sie ihm alles bis zum kleinsten Detail. Die Tatsache, dass das meiste davon erfunden war, machte es leichter. Sie hatte nicht einschlafen können und war in die Küche gegangen, um sich einen kleinen Mitternachtssnack zu holen, hatte sie behauptet. Erstunken und erlogen. Davon abgesehen war sie jedoch bei der Wahrheit geblieben.
    Mehr oder weniger.
    Daher war es äußerst ärgerlich, dass Jim ihr die Geschichte offensichtlich nicht abkaufte. Obwohl sie verstand, warum er ihr gegenüber misstrauisch war. Schließlich kannte er sie kaum und konnte sie deshalb schwer einschätzen. Sie hielt ihn für einen Mann, den man nicht so leicht durchschaute – ganz anders als der wilde, durchgeknallte Rockstar, wie er in Filmen und Biografien dargestellt wurde. Er verhielt sich deutlich ruhiger und diskreter und schien über einen kalten, analytischen Verstand zu verfügen. Er hatte die toten Männer auf der Ladefläche seines Pick-ups mit einer Ruhe weggeschafft und irgendwo entsorgt, die ihr unheimlich vorkam.
    Nach Ende der Aufräumarbeiten hatte Jim dieses »Versteck in den Bergen« als Zufluchtsort ins Spiel gebracht. Er sprach ausschließlich mit Chad darüber und schloss sie bei der Unterhaltung demonstrativ aus. Aber Chad erklärte entschieden, er werde nur mitkommen, wenn Allyson ihn begleitete. Jim hatte sich ohne Diskussion gefügt, aber sein Verhalten verriet, was er wirklich dachte – dass er ihr nicht über den Weg traute.
    Allyson richtete sich auf und trank einen ausgiebigen Schluck aus

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