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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Chad konnte es dem Mann nicht verübeln.
    Der alte Ford wurde noch etwas langsamer und bog vom Highway auf die weiße Kurve der Ausfahrt, die zur Raststätte führte. Der Parkplatz war etwa zur Hälfte gefüllt. Mehrere Leute standen vor den Getränkeautomaten versammelt oder plauderten am Fahrbahnrand, während sich andere an den Picknicktischen ganz in der Nähe ihr Mittagessen schmecken ließen. Ein Hund tobte über ein mit Gras bewachsenes Gefälle links neben der Raststätte und jagte einer gelben Frisbeescheibe nach, die in hohem Bogen über den Himmel flog. Chad spürte, wie sich der Knoten der Anspannung in seinem Bauch allmählich lockerte. Nach den isolierten Stunden auf der Straße war es ein gutes Gefühl, wieder unter Menschen zu sein. Normalen Menschen, die normale Dinge taten.
    Er folgte Jims braunem Lieferwagen mit dem hellen Zierstreifen zum Ende des Parkplatzes. Er schaltete den Motor des Lexus aus und drehte sich auf seinem Sitz, um Allyson anzusehen. Sie hatte noch immer den Ausdruck eines erschrockenen Tieres im Gesicht, und ihre Augen wirkten leer und schienen ins Nichts zu starren.
    Er legte eine Hand auf ihre Schulter und sagte: »Liebling? Wir steigen aus und vertreten uns ein bisschen die Beine, okay?«
    Ihr Kopf folgte dem Klang von Chads Stimme. Grübchen bildeten sich in ihren Wangen, als sie ihren Mund zu einem Lächeln verzog, das so schwach und müde wirkte, dass es Chad beinahe das Herz brach. »Sicher.«
    Sie schnallte sich ab, öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen, bevor Chad etwas erwidern konnte. Sie knallte die Tür zu und eilte auf den Gehweg, wo sie stehen blieb und Arme und Nacken streckte. Chad blieb noch einen Augenblick lang hinter dem Lenkrad sitzen, schaute ihr zu und genoss die schlichte, geschmeidige Anmut ihres schlanken Körpers. Als sie bemerkte, dass er sie beobachtete, lächelte sie ihn an. Chad erwiderte das Lächeln, während sie in ihre Handtasche griff, eine schwarze Sonnenbrille herausholte und sie aufsetzte. Sie winkte Chad zu und ging auf das Hauptgebäude der Raststätte zu.
    Chad sah ihr nach, und das sanfte Schwingen ihrer Hüften unter dem dünnen Stoff ihres Kleides ließ sein Herz ein wenig schneller schlagen. Sie mischte sich unter eine kleine Menschenmenge unter dem Vordach des Gebäudes und verschwand aus seinem Blickfeld.
    Er stieg aus dem Wagen und warf die Tür zu. Jim stand an die Seite des alten Ford gelehnt und stützte sich mit einem seiner Füße, die in schweren Stiefeln steckten, an der mit Rostflecken überzogenen Tür ab. Er trug eine dunkle Sonnenbrille und blies eine Rauchwolke in den klaren Himmel. »Schöner Tag.« Er tippte die Zigarette an und Asche rieselte auf den verblassten Asphalt. »Als ich noch jung war, haben mich Tage wie dieser inspiriert, Gedichte zu schreiben.« Er lächelte. »Oder Mädchen anzubaggern.«
    Chad hob eine Augenbraue. »Ach ja?«
    Jim kicherte. »Oh, ja. Entweder das – oder mich zu betrinken. Oder alles zusammen.«
    Chad grinste und schüttelte den Kopf. »Klingt ein bisschen viel auf einmal. Weißt du, es gibt immer noch Augenblicke, in denen ich nicht fassen kann, dass ich dich tatsächlich kenne. Hast du jemals den Film gesehen, den sie über dich gedreht haben? Der, in dem dieser gut aussehende junge Schauspieler in deine Rolle schlüpft?«
    Jim lächelte. »Ja. War gar nicht mal schlecht … für so einen Haufen Scheiße.«
    »Ja, na ja, ich war noch fast ein Kind, als der ins Kino kam. Ich habe ihn ein paarmal gesehen. Da gibt’s diese eine Szene, in der …«
    »Du solltest von jeder Szene in dem ganzen Film höchstens zehn Prozent glauben. Es steckt zwar schon ein bisschen Wahrheit darin, wenn auch manchmal nur ein Körnchen, aber das meiste haben sie aus dramatischen Gründen ausgeschmückt oder komplett abgeändert.« Jim schnipste die Kippe weg und angelte erneut nach seiner Packung Winstons. »Mir ist das natürlich völlig egal. So was machen diese Filmtypen eben mit Geschichten, die auf dem Leben echter Menschen basieren. Im wahren Leben ist es genau dasselbe. Die Leute erzählen etwas, um ein bestimmtes Bild oder eine Vorstellung von sich selbst zu transportieren: von dem, was wir mal als kleine Schwindeleien bezeichnen wollen – harmlose Erfindungen, wenn du so willst – bis hin zu ausgemachten Lügen, mit denen Trickbetrüger und andere Verbrecher ihre Opfer aufs Kreuz legen wollen.«
    Ein Stirnrunzeln legte sich auf Chads Gesicht, während er Jims scheinbar unzusammenhängenden

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