Herrin des Blutes - Thriller
Fähigkeiten durch das Opfer von Eddie King anwachsen würden. Die Kraft, die durch ihren Körper strömte, war so immens, dass sie das Gefühl hatte, viel mehr zu sein als nur eine gewöhnliche Magierin.
In der Vergangenheit hatte selbst der einfachste Bannspruch zumindest der rudimentären Form eines Zauberspruchs bedurft. Nun konnte sie ihre Magie ausüben, indem sie ihren ganzen Willen bündelte, sich auf das fokussierte, was passieren sollte, und den Kern der magischen Energie, die sie in sich trug, darauf konzentrierte. Dass Miss Wickman auf ihren Sexzauber angesprochen hatte, sprach Bände für die unglaubliche Intensität dieser Energie. Giselle war schon lange dazu in der Lage, gewöhnliche Menschen zu manipulieren, indem sie die sexuelle Reaktion auf gewisse Pheromone, die ihr Körper aussandte, gezielt verstärkte. Aber andere Personen, die ebenfalls über magische Kräfte verfügten – etwa der Meister oder eben Miss Wickman – waren gegenüber dieser Form von Magie bislang stets immun gewesen. Nicht mehr. Sie fühlte sich mittlerweile zu absolut allem in der Lage – und sogar zu allem auf einmal.
Um die Wahrheit zu sagen, fühlte sie sich wie eine Göttin.
Sie beschloss, ein wenig zu experimentieren. Sie konzentrierte ihren Willen und hörte, wie sich die große Tür am anderen Ende ihrer Gemächer mit einem Knarren öffnete. Sie dachte an das Gefolge, das Miss Wickman zuvor ins Zimmer begleitet hatte, und konzentrierte sich auf einen von ihnen. Schon einen Moment später stolperte einer der schwarz gekleideten Wachmänner herein. Als er sich vorwärts bewegte, schleuderten seine Beine durch die Luft wie bei einer Marionette. Er griff nach der Seitenwaffe in seinem Holster, aber seine Hand drehte sich schmerzhaft von der Waffe weg und dabei war das Geräusch von knirschenden Knochen zu hören. Er riss die Augen auf und zitterte vor Hilflosigkeit und Entsetzen, als ihm bewusst wurde, dass er die Kontrolle über seinen Körper verloren hatte. Dann entdeckte er die leblose Gestalt seiner toten Meisterin und stieß ein verängstigtes Kreischen aus.
Der Mann, den Miss Wickman »Captain« genannt hatte, kam schwankend am Fuß des Bettes zum Stehen und Giselle gab ihm einen Großteil der Kontrolle über seinen Körper zurück – seine Hand hielt sie jedoch weiterhin von der Pistole weggedreht.
Giselle leckte das Blut von ihren Fingern und lächelte den zu Tode erschrockenen Mann an. »Verrat mir deinen Namen.«
Der Mann antwortete mit zitternder Stimme: »I-ich bin … C-Captain Girard von der Sch-schwarzen Brigade, dem militärischen Arm der Organisation der … Meisterin.«
»Ich verstehe.« Giselle leckte Miss Wickmans restliches Blut von den Fingern und wischte sie am Laken ab. Sie kletterte aus dem Bett und ging auf den zitternden Mann zu. »Wie du sehen kannst, dienst du Miss Wickman nicht länger. Ich bin nun die Herrin dieses Reiches und von nun an wirst du nur noch mir gehorchen. Ist das klar?«
Captain Girard schien zu verblüfft über den plötzlichen Staatsstreich, um ihr sofort die einzig akzeptable Antwort auf diese Frage zu geben. Er starrte weiter auf Miss Wickmans Leiche, womöglich in der Erwartung, sie würde von den Toten auferstehen und ihre Autorität wiederherstellen. Was angesichts des Zustands ihres Körpers einfach nur dumm war. Ungeduldig schnappte sich Giselle die 9-Millimeter-Pistole aus seinem Halfter und schoss ihm ins Gesicht. Als sein Körper auf dem Boden aufschlug, waren bereits weitere schwarz gekleidete Männer ins Zimmer gestürmt. Giselle übernahm innerhalb einer Millisekunde die Kontrolle über ihren Geist. Sie standen einfach nur da, mit Todesangst in den Augen und vor Schock offen stehendem Mund, ihre Finger wie erstarrt an den Abzugsbügeln der nutzlos gewordenen Waffen.
Giselle machte einen Schritt über den gefallenen Captain und baute sich etwa zwei Meter vor dem zitternden Mann auf, der ihr am nächsten stand. »Miss Wickman ist tot. Ich herrsche nun über dieses Reich. Captain Girard ist tot, weil er das nicht akzeptieren konnte. Er war ein ausgesprochen dummer Mann.« Sie blickte jeden einzelnen der Männer an, bevor sie hinzufügte: »Seid ihr anderen auch so dumm?«
Als sie den Chor aus gemurmelten Verneinungen hörte, legte sich ein breites Lächeln auf ihr Gesicht.
»Gut. Dann sollt ihr eines wissen: Ich habe nicht vor, noch weitere von euch umzubringen. Und ich möchte auch nicht die grundlegende Ordnung hier infrage stellen.« Sie faltete
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