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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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können, die noch folgen würden.

TEIL II:
Der Blutrote Highway

Kapitel 11
    Einen Monat später
    Das seltsame kleine Mädchen im gelben Regenmantel sah sie schon wieder an. Als wollte es sie auslachen. Die Kleine machte sie nervös. Und da war etwas an ihrer Miene und der Art, wie sie ihren Kopf neigte, das ihren Gesichtsausdruck wie ein anzügliches Grinsen erscheinen ließ. Ein Anflug von Lüsternheit, den man in den Augen eines so jungen Menschen nicht erwartete. Obwohl Dream das Lachen des Mädchens durch den Wind und das rauschende Wasser unter ihr nicht hören konnte, wusste sie mit Sicherheit, dass es spöttisch klang.
    Sie war sich allerdings nicht vollkommen sicher, dass das Mädchen tatsächlich da war. Möglicherweise nichts als eine weitere Vision. Sie war froh über die etwa zehn Meter, die sie voneinander trennten. Sollte das Mädchen sich ihr nähern, würde Dream über die Brücke zurück zum Parkplatz rennen, auf dem sie Marcys Lieferwagen abgestellt hatten. Das Mädchen legte die hohle Hand auf seinen Mund und unterdrückte ein Kichern.
    Dream wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Naturwunder in der Ferne zu. Die steife Brise wirbelte ihr Haar durcheinander, und die Haut glänzte unter feinen Tropfen von Gischt, als sie sich über das Geländer der Rainbow Bridge beugte und die schäumenden Wogen des Wassers am Fuße der American Falls betrachtete, der amerikanischen Hälfte der berühmten Niagarafälle. Der Himmel war bedeckt und die Temperaturen bewegten sich um den Gefrierpunkt, wobei der pfeifende Wind die Kälte noch beißender machte. Es war später Nachmittag, beinahe Abend, und der tiefblaue Himmel verdüsterte sich nahezu sekündlich. Das garstige Wetter hatte die üblichen Touristenmassen ausgedünnt und beinahe völlig verschwinden lassen. Das unheimliche Gefühl, ganz allein am Rand der Welt zu stehen, während alles Leben auf eine unfassbare Apokalypse zutaumelte, ergriff von Dream Besitz.
    Dream zitterte, als der beißende Wind unerwartet seine Richtung änderte und ihr ins nasse Gesicht peitschte. Sie vergrub die Hände in den Achselhöhlen und wünschte sich, sie wäre besser gegen die Elemente geschützt als nur durch die dünne Jacke, die sie trug. Sie beugte sich noch tiefer über das Geländer und starrte auf das tosende Wasser direkt unter der Rainbow Bridge. Im selben Augenblick tauchte ein ungebetenes Bild vor ihrem inneren Auge auf, das ihr Angst einjagte, aber dennoch über eine morbide Anziehungskraft verfügte. Sie stellte sich vor, wie sie über das rutschige Geländer kletterte und sich in die Fluten stürzte, die Arme weit ausgebreitet, während sie für einen kurzen, glorreichen Moment aufstieg, ehe sie in das eiskalte Wasser glitt und von der Dunkelheit der Tiefe in Besitz genommen wurde.
    »Es ist verlockend, nicht wahr?«
    Dream zuckte zusammen, als sie Marcys Stimme hörte. Die zerbrechliche, aber schmerzlich lebendige Vorstellung perfekter Einsamkeit wurde erneut zerstört. Andererseits spendete die Nähe eines menschlichen Wesens, das unbestreitbar aus Fleisch und Blut bestand, ein gewisses Maß an Trost. Dream spielte mit dem Gedanken, Marcy zu fragen, ob sie das Mädchen mit dem gelben Regenmantel ebenfalls sehen konnte, entschied sich aber dagegen, als ihr klar wurde, dass sie nicht wusste, welche Antwort sie mehr beunruhigt hätte – ein Ja oder ein Nein.
    Marcy stellte sich ein paar Meter zu ihrer Linken an die Brüstung und beugte sich ebenfalls darüber. Der Wind ließ ihr wasserstoffblondes Haar wild um ihr Gesicht flattern, aber sie schien die Witterungsbedingungen überhaupt nicht wahrzunehmen. Sie schaute nach unten, bevor sie Dream erneut ansah. »Irgendwie wünschte ich, ich hätte den Mut, es wirklich zu tun. Einfach rüberklettern und … springen.« Ihr Tonfall wurde wehmütig, als ihr Blick zurück aufs Wasser huschte. »Es würde eine Menge Probleme lösen.«
    Dream seufzte und nahm Marcys Anwesenheit als gegeben hin. »Dann tu’s doch. Ich werde dich nicht aufhalten, versprochen.«
    Marcy grunzte. »Wenn du mich so sehr hasst, wieso bringst du mich nicht einfach um? Lass meinen Schädel explodieren, wie du es bei meiner Freundin getan hast. Oder sag deiner durchgeknallten Zombie-Freundin, sie soll mir den Kopf abreißen.«
    Wut stieg in Dream auf, während sie Marcys Tirade lauschte. In den ersten paar Tagen war die Kleine beinahe ebenso stumm geblieben wie ihre demütige kleine Schwester, aber in der vergangenen Woche war sie mit ihren

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