Herrin des Blutes - Thriller
Unterstützung von CNN und Fox News in die Wohnzimmer der Welt gelangten. Aber das waren Tragödien, die tief in der realen Welt verwurzelt waren. Trotz des Schreckens und der unendlichen Trauer, die die Überlebenden und Hinterbliebenen erleiden mussten, wirkten sie beinahe banal. Bei Dream Weaver und Alicia Jackson verhielt es sich völlig anders.
Marcy ließ ihren Blick wieder zu Dream hinüberwandern und dachte an die Nacht auf der Rainbow Bridge zurück. Das war der Zeitpunkt gewesen, an dem sich für sie alles verändert hatte. In vielerlei Hinsicht ein schrecklicher, tragischer Abend, aber auf eine seltsame und düstere Weise auch wunderschön. Als Marcy sich an den Moment zurückerinnerte, kurz bevor Dream sich in den Fluss gestürzt hatte, lief ihr ein ähnlicher Schauer über den Rücken wie in jenem Augenblick. Zwischen ihnen hatte es einen Moment der völligen Klarheit und des blinden Einverständnisses gegeben. Ihnen war bewusst geworden, dass sich unter Hass und vermeintlichen Unterschieden in Wahrheit verwandte Seelen verbargen.
Marcy wusste nicht, wie sie es Ellen erklären sollte, ohne zu klingen, als wäre sie verrückt geworden und hätte sich in Dream verknallt. Denn das war ganz und gar nicht der Fall. Es war vielmehr so, dass sie Dream und ihre Zwänge verstand. Sie empfand ihr gegenüber ein Gefühl der Verbundenheit, wie sie es noch nicht einmal bei ihrer leiblichen Schwester spürte. Nein, sie würde Dream nicht allein lassen. Wenn nötig, würde sie ihr bis ans Ende der Welt folgen – ob mit oder ohne Ellen.
Dream rekelte sich und nahm den Kopf von der kalten Fensterscheibe. Sie sah Marcy mit verschlafenen Augen an und lächelte. »Hab ich dir schon gesagt, wie gut dir deine neue Frisur steht?«
Marcy errötete. »Ja. Schon mehrmals. Aber trotzdem danke.«
Dream nahm ihr den Wein ab und löschte ihren Durst. Sie starrte auf die Flasche und schüttelte den kläglichen Rest. »Wir werden bald noch etwas zu trinken brauchen.«
»Ich habe da hinten einen Schnapsladen gesehen.« Marcy nickte in Richtung Straße. »Wir könnten uns da eindecken, bevor wir zurück auf den Highway fahren.«
Dream gähnte und streckte sich. »Klingt gut.«
Ellen seufzte. »Na großartig.«
Marcy spürte, wie die Wut in ihr hochkochte. Sie beugte sich auf ihrem Sitz nach vorn und schlug gegen den Fahrersitz. »Wolltest du irgendwas zur Unterhaltung beitragen, Ellen?«
Ellen fing den Blick ihrer Schwester im schrägen Rückspiegel ein. »Ja. Ihr trinkt alle zu viel. Das soll keine Moralpredigt sein oder so. Ich mach mir nur Sorgen, dass eine von euch leichtsinnig wird und uns irgendein neugieriger Bulle ein bisschen zu genau unter die Lupe nimmt.«
Dream trank den letzten Rest des billigen Weins und schleuderte die leere Flasche durch die Lücke zwischen den Sitzen. Sie zerschellte am Armaturenbrett, und Ellen kreischte auf und machte einen Satz.
Dream brach in Gelächter aus. »Meinst du, so unvorsichtig wie das gerade?«
Ellen blieb einen Moment lang vollkommen still sitzen. Marcys Herz raste, während sie abwartete, wie ihre Schwester auf den plötzlichen Gewaltausbruch reagierte. Diese schnallte ihren Gurt ab und tastete nach dem Türgriff. »Fickt euch, ich verschwinde von hier.«
Die Belustigung verschwand aus Dreams Gesicht. »Warte.«
Ellens Hand erstarrte auf dem Türgriff. »Bitte. Ich kann das einfach nicht mehr.«
»Du kannst und du wirst.« Dreams Stimme klang kalt. Vollkommen erbarmungslos. »Ich will dir nicht wehtun, Ellen. Also schnall dich wieder an. Bitte.«
Marcy stieß ein erleichtertes Seufzen aus, als Ellen den Türgriff losließ und der Aufforderung nachkam. Auch wenn sich ihre Loyalität verlagert hatte, wollte sie ihre Schwester nicht leiden sehen. Und Ellen würde verdammt noch mal fürchterlich leiden, falls sie sich Dreams Willen widersetzte.
»Schon besser.« Dream hievte sich hoch und steckte ihren Kopf in den Spalt zwischen den Vordersitzen. Marcy konnte Ellen nicht länger sehen, aber sie hörte, wie ihre Schwester entsetzt nach Luft schnappte. Dream legte eine Hand auf Ellens Arm. »Hör zu. Ich weiß, dass du mich nicht magst, und ich schätze, das kann ich dir noch nicht mal übel nehmen. Aber du wirst versuchen müssen, diesen ganzen Mist hinter dir zu lassen. Schließlich sind wir jetzt eine Familie.«
»Sicher.« Ellens Antwort war Sarkasmus in Reinkultur.
»Ja, eine Familie, gottverdammt noch mal.« Marcy hatte Dream seit Wochen nicht mehr mit so viel
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