Herrin des Blutes - Thriller
Knarre.
Ein unheimlicher Junge mit drei Fingern, der auf den Namen Dean hörte, saß auf dem Beifahrersitz. Er spielte mit seinem Lieblingsmesser und fuhr an der Innenseite seines Oberschenkels immer wieder mit der Kante der Klinge über den Jeansstoff. Hoch und runter in einer Tour. Der Junge war ein Freak erster Güte, aber er war darüber hinaus ein eiskalter Psychopath und ein erbarmungsloser Killer.
»Was schätzt du, wie die Chancen stehen, dass wir den guten alten Ducky grad in den Tod geschickt haben?«
Die Mundwinkel des Jungen verzogen sich kaum merklich. Es war seine Idee gewesen, den alten Penner zum Lieferwagen zu schicken und die Lage zu sondieren. Eigentlich hatte Ducky, wie er sich selbst nannte, den Auftrag erhalten, sich mit den Ergebnissen seiner Nachforschungen wieder bei ihnen zu melden, aber dazu schien es nicht mehr zu kommen. »Er ist tot. Das hab ich im Gefühl.«
Der Mann nickte und kramte eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hemdtasche. Er klopfte eine Winston heraus und klemmte sie sich in den Mundwinkel. »Ich schätze, da hast du recht, mein Junge. Also, was meinst du? Scheint ziemlich eindeutig, dass es die sind, nach denen die Meisterin verlangt.«
Der Junge leckte sich über die trockenen Lippen. »Ja.«
Die Rücklichter des Lieferwagens flammten auf, und das Fahrzeug schaukelte in Richtung Straße davon, als der Mann gerade das Feuerzeug an seinen Glimmstängel hielt. »Verflucht!«
Er klappte das Zippo wieder zu, warf es aufs Armaturenbrett, drehte den Schlüssel im Zündschloss und hörte, wie der Motor aufstöhnte. Er drehte den Schlüssel erneut und erhielt ein Rasseln als Antwort. Als er den Kopf hob, sah er, wie der Lieferwagen über die Kreuzung ruckelte und rapide an Tempo gewann.
»Mist!«
Der Junge starrte ihn an. Das große Messer wies vage in seine Richtung. »Er sollte besser anspringen.«
Der Mann erwiderte mit der Zigarette im Mundwinkel: »Was du nicht sagst!«
Er gab sich alle Mühe, keinen verängstigten Eindruck zu machen, aber innerlich stand er kurz vor dem Zusammenbruch. Er konnte es sich nicht erlauben, diesen Auftrag zu versauen. Nicht, wo sie so nahe dran waren. Er wusste, dass der Junge nur auf eine Ausrede wartete, ihm die Eingeweide herauszusäbeln und die Jagd auf eigene Faust fortzusetzen. Er schickte ein stummes Stoßgebet gen Himmel und stellte die Zündung ein weiteres Mal auf die Probe.
Der Motor stotterte, spuckte und erwachte ächzend zum Leben.
Er stieß einen erleichterten Seufzer aus und grinste seinen Begleiter an. »Hab Vertrauen, Junge. Die entwischen uns nicht.«
Er trat aufs Gas, und das Auto schoss davon.
Kapitel 15
Die Nacht war kalt, und die Kälte drang mit Leichtigkeit durch ihren Pullover und das Hemd, das sie darunter trug. Allyson rutschte dichter an das knisternde Feuer heran und rieb sich die Hände. Die Wärme der Flammen half ein wenig, aber alles in allem wäre sie viel lieber drinnen gewesen und hätte sich unter ihre Decke gekuschelt, während sich Chads nackter Körper von hinten an sie anschmiegte. Immerhin begegneten ihr die Bewohner von Camp Whiskey, nachdem sie dem Tod im Wald nur knapp entronnen war, etwas weniger distanziert. Zum ersten Mal lud man sie ein, an einem der verschworenen Treffen des – wie sie es immer noch nannte – »inneren Kreises« teilzunehmen. Sie war wild entschlossen, das Beste aus dieser seltenen gesellschaftlichen Zusammenkunft zu machen. Sie wollte den anderen zeigen, dass sie ein guter Mensch war, freundlich und warmherzig, und dass keiner von ihr etwas zu befürchten hatte.
Verdammt, sie wollte einfach nur dazugehören.
Auf der anderen Seite des Lagerfeuers spielte jemand auf einer Akustikgitarre und das leise Raunen der diversen Unterhaltungen erstarb abrupt.
Der Mann mit der Gitarre hatte die Beine übereinandergeschlagen und trug einen schweren Mantel aus Jeansstoff und Wolle. Jim, der ausgestreckt neben ihm auf dem Boden gelegen hatte, setzte sich auf und holte eine Mundharmonika aus der Tasche seines braunen Baumwollhemds. Der Feuerschein spiegelte sich in der polierten silbernen Oberfläche des Instruments, als Jim es an die Lippen führte und hineinblies. Der Gitarrenspieler griff noch intensiver in die Saiten, und die beiden fanden zu einem schönen Bluesrhythmus, dem Allyson andächtig lauschte, während sie den Kopf zur Musik bewegte. Die Jamsession dauerte mehrere Minuten, dann ließ Jim die Mundharmonika sinken und begann, zu singen.
Ihr lief ein wohliger
Weitere Kostenlose Bücher