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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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als sie deren Herz verspeiste.
    Giselle wandte sich vom Spiegel ab und rief Schreck zu sich.
    Irgendwo am anderen Ende der Welt betrat eine schlanke Frau, die ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose trug, einen spärlich beleuchteten Raum. Ihre nackten Füße schlichen flüsternd über den weichen Teppich auf den Mann zu, der im Schneidersitz auf dem Boden saß. Seine Augen waren geschlossen. Er meditierte. Die Frau wartete in respektvoller Stille, bis er die Augen öffnete und ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm.
    Sie neigte den Kopf und überreichte ihm ein Kuvert. Er nahm es mit seinen schlanken, faltigen Fingern entgegen, die so ausgetrocknet wie Krepppapier zu sein schienen. Der Mann wandte den Umschlag in den Händen und erkannte, dass er das Siegel des Drachenordens trug. Bei dem Anblick zuckte er kaum merklich zusammen. Der Orden zog es in der Regel vor, Geschäftliches etwas subtiler zu regeln. Die Ankunft des Briefes empfand er als düsteres Omen. Es bedeutete, dass düstere, gefährlichere Zeiten bevorstanden. Er musste den Brief nicht lesen, um das zu wissen.
    Trotzdem riss er den Umschlag auf, faltete das einzelne, leuchtend weiße Blatt Papier auseinander und überflog die beiden Absätze mit stetig wachsender Wut. Der Brief hatte eine doppelte Bedeutung: Zum einen diente er als Vorladung, zum anderen informierte er ihn darüber, dass ein Mitglied seines Ordens verschieden war. Der alte Mann erhob sich und ging zum Tisch hinüber, auf dem ein aufwendig gearbeitetes Schwert in einer Scheide neben einer einzelnen flackernden Kerze in einem silbernen Ständer steckte. Er hielt den Brief mitsamt Kuvert an die Flamme und beobachtete, wie sich beide in schwarze Asche verwandelten und auf die blank polierte Tischplatte rieselten. Er zog das Schwert aus der Scheide und hielt es senkrecht vor sich. Er fuhr mit der Spitze seines Daumens über den Rand der Klinge. Die scharfe Kante zerteilte sein Fleisch und ein dünnes, leuchtend rotes Rinnsal rann an der Schneide hinab.
    Die Wut, die in seinem Körper pulsierte, erfüllte ihn mit neuem Leben und er fühlte sich mit einem Mal deutlich jünger. Er wandte sich vom Tisch ab und eilte durch den Raum. Der andere Mann, der sich darin aufhielt, zuckte zusammen, als er sich ihm näherte, aber er konnte dem unheilvollen Schicksal, das ihm drohte, nicht entrinnen. Er war an den einzigen Stuhl im Raum gefesselt. Der Gummiball in seinem Mund dämpfte seine Schreie, während er beobachtete, wie die lange, blitzende Klinge einen großen Bogen vor ihm vollführte. Dann spürte er gar nichts mehr, als sein Kopf jäh vom Körper getrennt wurde.
    Der alte Mann sah zu, wie Blut aus dem Stumpf des Halses sprudelte, und empfand dabei nicht das Geringste. Die Wut, die noch vor einem Moment von ihm Besitz ergriffen hatte, war verflogen. Er spürte auch keinerlei Reue für das Leben, das er genommen hatte – es war ohnehin das jüngste unter Hunderten. Er rief seine Diener herbei, um die Leiche fortzuschaffen. Die schlanke Frau in Schwarz kehrte zurück und fragte ihn, ob er noch weitere Anweisungen für sie habe.
    Und ob er die hatte.
    Sie begann umgehend mit den Vorbereitungen für seine erste Reise nach Nordamerika seit dem Ersten Weltkrieg.

Kapitel 14
    Die Beleuchtung auf der schäbigen Toilette der Tankstelle ließ einiges zu wünschen übrig. Die leistungsschwache Glühbirne, die in der nackten Fassung an der Decke steckte, flackerte und brummte. Marcy stand über ein mit Schimmel bedecktes Waschbecken gelehnt und begutachtete das Ergebnis der Haartönung, bei der Ellen ihr in der vergangenen Nacht in einem billigen Motel außerhalb von Newark geholfen hatte. Durch die rabenschwarze Farbe sah sie Dream durchaus ähnlich. Im Gegensatz zu ihr hatte sie zwar nicht das Gesicht und die Figur eines Supermodels, aber sie sah gar nicht mal so übel aus. Sie hätte beinahe als Dreams weniger von der Schönheitsgöttin gesegnete jüngere Schwester durchgehen können. Das Wichtigste war jedoch, dass sie kaum noch Ähnlichkeit mit den Fotos aus ihrer High-School-Zeit aufwies, die nonstop bei CNN über den Sender gegangen waren und auf den Titelseiten verschiedener überregionaler Zeitungen geprangt hatten.
    Sie legte Lidschatten und dunkelroten Lippenstift auf und stopfte beides zurück in ihre Handtasche. Sie ging zur einzigen Toilette, schob ihre Jeans nach unten und hockte sich auf die kalte Klobrille. Während sie sich erleichterte, krabbelte eine fette Kakerlake über den blau-weiß

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