Herrin des Blutes - Thriller
das Schauspiel beobachtete, kam ihr eine weitere Idee. Eis . Die Zimmertemperatur sank dramatisch, und das Feuer, das sich auszubreiten begonnen hatte, erlosch mit einem Zischen. Dream empfand eine Mischung aus Erstaunen und Erregung. Sie hatte die Kraft in ihrem Inneren noch nie zuvor auf so präzise Weise kontrollieren und dirigieren können. Sie fühlte sich zu allem fähig. Die Euphorie war zwar zumindest teilweise auf den Kokainrausch zurückzuführen, aber dennoch trug eine plötzliche Erkenntnis den größten Teil dazu bei – die Überzeugung, dass sie sich endlich in das verwandelt hatte, was ihr vorherbestimmt war. Sie war nicht länger ein menschliches Wesen, sondern ein Etwas. Eine Art übernatürliches Ungeheuer, genau wie der Meister. Mit einem Mal schienen auch Alicias Worte der Wahrheit zu entsprechen – sie fühlte sich tatsächlich unverwundbar.
Der Mann im Anzug näherte sich der Tür und griff nach dem Knauf. Dream fokussierte ihre Willenskraft erneut, und das Metall glühte unter der Hand des Mannes auf. Er schrie auf und ließ davon ab. Die Finger des Jungen mit dem zerzausten Haar wanderten zu einer verborgenen Pistole in seinem Hosenbund. An der tastenden Hand fehlten zwei Gliedmaßen. Es war dieselbe Hand, die das Messer auf seine tödliche Reise in Ellens Richtung geschickt hatte. Ein Grinsen, das an Wahnsinn grenzte, breitete sich auf dem Gesicht des Jungen aus, als seine Finger unter dem heraushängenden Saum des Hemds verschwanden und mit einem zweiten Messer zurückkehrten.
Die Klinge sprang heraus.
Dream blickte in seine Augen und erkannte seinen Schmerz. Er hatte in der Vergangenheit entsetzliches Leid erfahren. Das Gute, das einst in ihm gesteckt hatte, war durch Folter und brutale Misshandlungen vollkommen ausgelöscht worden. Diese Erkenntnis nahm in ihren Gedanken noch Gestalt an, als ihr bewusst wurde, dass es sich bei den Eindringlingen nicht um gewöhnliche Verbrecher handelte.
Erneut brach sich ein schmerzerfülltes Heulen aus Marcys gequälten Lungen Bahn.
Dream stürzte sich auf den Dreikäsehoch und packte ihn am Handgelenk. Mit Leichtigkeit löste sie das Messer aus seinen Fingern. Sie dachte an Ellen, als sie die Klinge in seinen Unterleib rammte. Arme Ellen. Das Mädchen, das sie einst misshandelt hatte und anschließend ihre Freundin wurde. In den letzten beiden Monaten ihrer Reise war sie förmlich aufgeblüht, stärker und selbstbewusster geworden. Und nun lag sie zusammengekrümmt auf dem Boden, lebte möglicherweise nicht mehr.
Mit einem Winseln reagierte der Junge auf den Schmerz, weitere Reaktionen gab es nicht. Sein Grinsen wich keinen Millimeter aus seinem Gesicht, als er die Finger seiner anderen Hand ausstreckte und sich im weichen Gewebe von Dreams Augen festkrallte. Sie schlug seine Hand weg und schleuderte ihn gegen die Kommode. Der Spiegel, der an der Wand darüber hing, klapperte bedrohlich. Sie riss das Messer aus seinem Bauch und stieß es ein weiteres Mal hinein. Und noch einmal. Im Spiegel sah sie eine schwarzhaarige Frau mit wildem Blick, die von reiner Mordlust angetrieben zu sein schien. Eine Frau, die den Wahnsinn mit offenen Armen empfing und keinerlei Bedürfnis verspürte, in die Normalität zurückzukehren. Nein, nicht mehr.
Dream rang den Jungen zu Boden und setzte sich auf ihn. Seine Augen wirkten weggetreten. Aber sie konnte noch immer keine Furcht darin erkennen. Er grinste. Zwischen seinen blassrosa Lippen bahnte sich ein hässliches Lachen den Weg.
Der Mann im Anzug machte erneut Anstalten, zu fliehen, aber Alicia hielt ihn auf. Sie hatte sich die fallen gelassene Waffe geschnappt und schlug sie dem Mann ins Gesicht. Aus seiner zertrümmerten Nase spritzte Blut. Sie zerrte ihn weiter in den Raum hinein und warf ihn am Fußende des Bettes zu Boden.
Dream wandte ihre Aufmerksamkeit dem Jungen zu. Sein Grinsen wurde breiter und er streckte ihr provozierend die Zunge heraus. Sie drückte seinen Mund mit Gewalt auf und rammte das Messer hinein. Schließlich zollten die Schmerzen doch ihren Tribut bei dem Jungen. Er versuchte, seinen Kopf aus ihrem Griff zu befreien, aber es gelang ihm nicht, ihre Hände auch nur einen Millimeter zur Seite zu drücken. Blut sprudelte aus seinem Mund. Blut und ein wimmerndes, unverständliches Flehen. Dream drehte seinen Kopf vorsichtig auf die Seite, damit die Flüssigkeit abfließen konnte und er nicht daran erstickte. Dann stach sie mit der Klinge nacheinander in beide Augen – gerade tief genug,
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