Herrin des Blutes - Thriller
und Gewehre entgegen, lächelte und breitete die Arme aus. Irgendjemand rief ihr zu, sie solle sich auf den Boden legen. Dann hörte sie einen Knall hinter sich. Marcy stand in der Tür, feuerte ihre Glock ab und ignorierte die Anweisung, sich im Hintergrund zu halten. Sie wollte die Wut über den Tod ihrer Schwester an jedem einzelnen ihrer Feinde auslassen. In den Gewehrläufen, die auf das Motelzimmer gerichtet waren, flammte Mündungsfeuer auf. Dream bündelte ihren Willen und die Kugeln stoben in alle Richtungen auseinander.
Dann begann das eigentliche Feuerwerk.
Schließlich waren sämtliche Polizisten tot und ihre Autos hatten sich in qualmende Wracks verwandelt.
Dream und ihre Begleiterinnen verschwanden in der Nacht, bevor die Verstärkung eintraf.
Kapitel 18
Die Hütte, in der die Anführer von Camp Whiskey das Geschäftliche regelten, war doppelt so groß wie alle anderen. Chad hatte das riesige Hauptzimmer scherzhaft Echokammer getauft. Jetzt fühlte es sich jedoch viel zu klein an, die Luft war abgestanden und die Wände verursachten ein Gefühl der Beklommenheit. Das Problem waren die zusätzlichen Personen, die sich im Raum aufhielten – die Vertreter des Drachenordens sowie mehrere mit Gewehren bewaffnete Wachmänner von Camp Whiskey. Die Ordensmitglieder thronten am hinteren Ende des langen Holztisches. Jim saß ihnen allein auf der anderen Seite gegenüber, die verschränkten Arme steckten in einem dicken Wollpullover. Er und der alte Mann, der allem Anschein nach der Anführer der Delegation war, funkelten sich an. Eine unbehagliche Spannung lag in der Luft.
Chad hatte seinen Logenplatz in der ersten Reihe des »Größten Anstarr-Wettbewerbs aller Zeiten« aufgegeben, war aufgestanden und zum Kamin im hinteren Teil der Hütte gewandert. Ein Feuer knisterte in der steinernen Aushöhlung in der Wand, und der kleine Stapel aus Holzscheiten fiel in sich zusammen, als er von den lodernden orangefarbenen Flammen verschlungen wurde. Gut möglich, dass er selbst diese Scheite gehackt hatte. Er untersuchte seine Handflächen, als er sich am Feuer wärmte. Im Laufe von zweieinhalb Monaten harter körperlicher Arbeit hatten sich einige Schwielen gebildet und seine Hände sahen aus wie die eines Fremden.
Wie seltsam, dass er nun auf seine von harter Arbeit gezeichneten Hände blickte und sich angesichts der täuschend einfachen Dinge, die er in seiner Zeit in Camp Whiskey erreicht hatte, so gut fühlte. Er hatte gemeinsam mit den anderen Männern neue Hütten gebaut und sich Grundkenntnisse in den Bereichen Hausbau und Installation angeeignet. Irgendwann fing die schwere körperliche Arbeit sogar an, ihm Spaß zu machen. Er empfand weitaus mehr Stolz für die Gebäude, die er erschaffen hatte, als für seine ausgeklügelten Analysen und Zahlendiagramme in seinem früheren Job.
Das erklärte zumindest teilweise, warum er einen so instinktiven Hass und ein derartiges Misstrauen gegenüber den Leuten des Ordens empfand. Was sie vorschlugen, würde seinem neuen Leben, das er so sehr lieben gelernt hatte, ein jähes Ende bereiten. Außerdem stank es gewaltig nach einem Himmelfahrtskommando, bei dem die Leute von Camp Whiskey als Kanonenfutter herhalten mussten. Chad war kein Feigling. Das hatte er während der Revolte im Haus des Blutes bewiesen. Aber hier lagen die Umstände anders. Die Menschen in Camp Whiskey lebten nicht Tag für Tag unter der Knute brutaler Lehensherren. Niemand wurde dubiosen, uralten Gottheiten geopfert. Aber nun setzten diese mysteriösen Abgeordneten der geheimnisvollen Organisation alles daran, sie davon zu überzeugen, die Sicherheit und den Komfort ihres Camps aufzugeben und mitten in die Höhle des Löwen zu marschieren. Im Prinzip forderten sie, ihre mühsam erarbeitete Existenz aufzugeben, um den Tod einer Frau zu rächen, die sie alle zutiefst verachtet hatten.
Das Feuer knisterte und die Stille hielt an. Chad griff nach dem Schürhaken und stocherte damit in den heruntergebrannten Holzscheiten herum. Die Flammen loderten auf, und er stellte sich vor, wie er das gebogene Ende des Schürhakens einem der Ordensführer zwischen die Augen rammte.
Er spürte ein seltsames Kribbeln im Nacken und wandte sich von der Glut ab. Das weibliche Ordensmitglied betrachtete ihn eindringlich. Sie saß zur Linken des alten Mannes. Sie kniff die Augen zusammen und musterte Chad so intensiv, dass es ihm körperliches Unbehagen bereitete. Die Frau besaß feine, asiatische Gesichtszüge mit
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