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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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essen. Schmerz und Übelkeit hingen eng zusammen.
    Sie sagte, sie bräuchte die Ehe mit ihm als Ausweg.
    Vielleicht ließ sich die verkorkste Angelegenheit noch zum Besseren wenden. Warum sollte er sie nicht als Gutsherrin installieren? Dann konnte er seines Weges ziehen.
    »Wenn ich mich wieder bewegen kann, müssen wir nach Wenthe reisen. Vielleicht lebt mein Vater noch.«
    Mit einem schönen Lächeln hielt sie ihm einen Becher Bier hin. Er roch das herbe Malz und nickte zustimmend. Dafür hatte der Schmerz genug nachgelassen.
     
    Die Erleichterung gab Ada für einen Augenblick ein Gefühl des Schwebens. Glücklich half sie dem Kranken beim Trinken und wollte ihm gerade vorschlagen, es mit etwas Bewegung zu versuchen, da rief ihr Vater auf der Diele: »Konrade!« Mit einer Lautstärke und Wut, dass Wände und Türen sich aufzulösen schienen. Ada hätte Bier vergossen, wenn der Becher nicht schon beinah leer gewesen wäre. Von der Wenthe ließ ihn sich von ihr geben.
    »Was ist?« Sie fragte von der Galerie aus nach unten, sah den Grund für die Aufregung aber schon selbst. Ihr Vater starrte zu ihr hoch, hielt Dierk am Kragen und schüttelte ihn, wie ein Hund eine tote Katze.
    Zum Glück war der Junge nicht tot, sondern im Gegenteil erstaunlich gelassen, wenn auch zerzaust. Mit seiner Mütze in der Hand und wegen der groben Faust in seinem Nacken mit hochgezogenen Schultern sah er ebenfalls zu ihr hoch.
    »Wie viel Ungeziefer, glaubst du, werde ich für dich durchfüttern?«
    »Der Junge wurde von seinem Onkel getrennt und wird bald abgeholt. Die paar Bissen Brot, die er isst, kann ich Euch bezahlen.«
    »Damit du umso schneller selbst zur Bettlerin wirst.« Wieder schüttelte ihr Vater den Jungen, sprach jedoch nicht weiter, weil es an der Haustür klopfte. Da sich vom Gesinde wohlweislich niemand sehen ließ, musste er selbst öffnen. Ein Stück weit schleifte er den Jungen mit, dann überlegte er es sich anders und schleuderte ihn angewidert von sich.
    Der Halbwüchsige wäre gestürzt, wenn seine Geschmeidigkeit ihn nicht gerettet hätte. Mit einem Wiesel hatte Ada ihn anfangs verglichen, aber ein junger Kater war passender. »Psst«, machte sie und signalisierte ihm, zu ihr heraufzukommen. Während ihr Vater die Tür öffnete, sauste der Junge die Treppe herauf und auf ihr Zeichen hin hinter ihr in die Kammer. Das ging fast lautlos vor sich, weil er keine besohlten Schuhe trug, sondern nur eine Art Ledergamaschen.
    Immerhin ging er nicht barfuß. Man sah es auch dem Rest seiner Kleidung an, dass bisher jemand für ihn gesorgt hatte. Sie würde den Kleinen jetzt nicht im Stich lassen.
    Der Ankömmling war Christopher Carton. Er kam in Begleitung eines graubärtigen Bauern, welcher einen gefüllten Korb trug. Als sich Carton höflich vorstellen wollte, wurde er von Gotthard Lobeke brüsk unterbrochen, da dieser bereits zu wissen glaubte, mit wem er es zu tun hatte. In einem Wortschwall schrie er heraus, dass er ihn und von der Wenthe für Betrüger hielt. Sie sollten sich nicht einbilden, mit diesem Heiratsschwindel bei ihm durchzukommen. Wütend stieß er mit dem Finger in Christophers Richtung und äußerte Drohungen, die ihnen die Hölle auf Erden versprachen. Speicheltröpfchen flogen ihm aus dem Mund, so sehr war er außer sich.
    Ada hörte kaum zu. »Sst«, machte sie noch einmal und winkte diesmal dem Bauern, der eingeschüchtert mit seinem Korb auf der Diele stand. Dankbar für die Anweisung, brachte er die Kiepe die Treppe hoch, übergab sie ihr und stahl sich auf ihren Hinweis hin durch die Hoftür hinaus.
    Carton versuchte, die Auseinandersetzung mit ihrem Vater in vernünftige Bahnen zu lenken. Ada hatte ihm angedeutet, wie aussichtslos das bei solchen Gelegenheiten war, aber manche Erfahrung musste jeder selbst machen. Ihrer Beobachtung nach näherte Carton sich der Erkenntnis mit jedem Schritt, den er rückwärts zur Treppe machte. Seine Hände hoben sich zu einer beschwörenden Geste, als wolle er einen knurrenden Schäferhund vom Angriff abhalten, während er sich mit dem Rücken voran die Stufen hinaufbewegte.
    Gotthard Lobeke schüttelte die Faust. »Vor Gericht. Da wird diese Farce enden. Vor Gericht!«
    Carton deutete oben am Ende der Treppe eine Verbeugung an und ging dann mit erhitztem Gesicht wortlos an Ada vorbei in die Kammer.
    Ihr Vater stürmte zur Hoftür hinaus und rief nach Knütter und Eilert. Ada bedauerte die beiden und folgte Carton mit der schweren Kiepe.
    Carton stieß

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