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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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wenden: Die Ehe mit jenem dahergelaufenen Kleinadligen durfte nicht sein. Bereits einmal hatte Lobeke Konrade mit einem Adelsnamen verheiratet und auf geschäftliche Vorteile gehofft, die sich nie eingestellt hatten. Es war für ihn ein Glücksfall gewesen, dass er eine zweite Chance bekommen hatte, eine nutzbringende Verbindung für seine Tochter zu schmieden.
    Er musste eine Lösung finden, denn wenigstens einmal sollte eines seiner Kinder ihm nützlich sein, wenn er sonst schon nichts von ihnen gehabt hatte.
     
    Nach der Mittagspause des folgenden Tages beehrte Stechinelli das Lobek’sche Haus mit seinem Besuch.
    Er kam in Begleitung von Matthias Märtens und wurde von Adas Vater in unwilligem Tonfall begrüßt; sie hörte es von oben durch die halb geöffnete Tür.
    Die drei Männer gingen in die Dornse, und obwohl Ada wusste, dass kein Laut von dort heraufdringen würde, trat sie auf die Galerie und lauschte. Vor dem Dielenfenster der Dornse konnte man hören, was darin gesprochen wurde, das wusste sie aus Erfahrung. Nur musste man aufpassen, um rechtzeitig von dort zu flüchten, Schuhe durfte man nicht tragen.
    Bevor Ada recht wusste, was sie tat, war sie schon aus ihren Lammfellpantoffeln geschlüpft und unterwegs zur Treppe. Sie erinnerte sich, wohin man die Füße setzen musste, damit die Holzstufen nicht knarrten. Unten lief sie einen Bogen, damit sie vom Fenster der Dornse aus nicht gesehen werden konnte, dann schob sie sich dicht an der Wand bei der Küchentür vorbei. Wenn jemand die Dornse verließ, musste sie über die Diele und halb die Treppe hoch sein, bevor derjenige aus dem vorderen Flur trat, dann könnte sie es unbemerkt in die Kammer zurück schaffen. Ihr Herz schlug heftig vor Aufregung – selbst während der Kanonenschläge bei Ebstorf war es nicht so schlimm gewesen. Sie hockte sich unter das Fenster und musste einige Male tief atmen, bevor sie richtig hören konnte.
    »Weiter abzuwarten ist fruchtlos.« Das war Stechinelli. »Ich behaupte, es ist überdies gefährlich. Wollt Ihr die Ehe anfechten, ist jeder Tag, den sie mit ihm in einer Kammer verbringt, höchst ungünstig. Ihr hättet es nicht erlauben sollen. Irgendein Vorwand hätte Euch doch einfallen müssen, um sie davon abzuhalten. Und Ihr hättet Euch in jedem Falle die Papiere sichern müssen.«
    »Vernunft hatte keine Wirkung auf sie«, knurrte Adas Vater. »Ich hätte sie eingesperrt, wenn nicht der zweite Kerl gewesen wäre. Ihr Gezeter hätte man später abtun können, aber so ein Zeuge macht den Fall schwierig.«
    »Beide müssen verschwinden. Die Erbschaft, um die es geht, käme dem Geschäft sehr zupass, bevor … Ihr wisst, was ich meine.«
    »Falls es eine solche Erbschaft überhaupt gibt. Eine ungewisse Sache. Ich will die Kerle lieber los sein und alles so machen, wie es vorher geplant war. Unter diesen Umständen eine Erbschaft einzufordern, führt zu einer Menge unbequemer Nachfragen.«
    Ein Räuspern war zu hören, ein Husten, dann sprach Matthias Märtens mit seiner eintönigen Stimme. »Es wäre zu versuchen, ein Gespräch mit den Herren zu führen. Das Gesinde setzte mich in Kenntnis, sie wären Ausländer. Es könnte sein, dass sich die Angelegenheit mit einer auszuhandelnden Entschädigung aus der Welt schaffen lässt.«
    »Was?« Der Lautstärke nach brachte der Gedanke an eine Zahlung ihren Vater in Rage. »Ich soll diesen Lumpen Geld geben? Das wäre zweifellos das, was sie erreichen wollen.«
    »Bei Herausgabe der Papiere und Bereinigung des Kontraktenbuches wäre es die sicherste Lösung. Man könnte auch verlangen, dass die Subjekte für eine bestimmte Zeit das Land verlassen«, erwiderte Märtens unbeeindruckt. Ada musste ihm zumindest dafür Anerkennung zollen, dass er gelernt hatte, ihrem Vater zu widersprechen.
    »Darauf wird sich der Betreffende kaum einlassen, falls die Sache mit seiner Erbschaft wahr ist, wovon ich nach wie vor überzeugt bin. Ich habe das Testament seines Vaters gesehen«, schaltete Stechinelli sich ein.
    »Wenn du so kluge Einfälle hast, Märtens, dann schlage auch vor, wovon wir eine Bestechung bezahlen sollten.« Gotthard Lobeke ließ sich von der Problematik des Geldausgebens nicht so leicht abbringen.
    Märtens räusperte sich und hustete wieder. »Ich hielte die Investition für vernünftig genug, um meine eigenen Ersparnisse einzusetzen.«
    »Ha!«, sagte Lobeke zufrieden. »Und warum solltest du das nicht? Schließlich geht es um deine Zukunft.«
    Stechinelli schnaubte.

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