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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Männer das alles nur etwas an, falls sie ernstlich um das Mädchen besorgt waren. »Ich werde stets bemüht sein, das Wohlergehen meiner Gattin sicherzustellen«, erklärte er.
    »Scheinheiliges Getue«, sagte Lobeke. »Was ist so Besonderes an meiner Tochter, dass Er sie unbedingt haben muss? Nichts! Nichts für ihn! Für uns aber. Hier gehört sie her. Hier, an die Seite von Märtens.«
    Er hieb dem jungen Mann kräftig auf die Schulter, was für den ein Signal bedeutete. Nun war es an ihm, vorzutreten. »Ich biete Euch eine Entschädigung – einen beträchtlichen monetären Ausgleich, wenn Ihr die Angelegenheit als den Irrtum betrachtet, der er ist, und mir meine Braut wieder überlasst. Meine Wertschätzung für die Tochter von Herrn Lobeke ist hoch.«
    Er brachte das in einer monotonen Stimmlage vor, die solche Gefühle nicht bestätigte. Allerdings ging es um Schwierigkeiten, die einen jungen Mann überfordern konnten. Lenz musterte den, dem er die Braut geraubt hatte. Ansehnlich war er nicht, da konnte Ada einen Besseren finden. Bei der Vorstellung, dass sie mit der mageren, pferdegesichtigen Gestalt ins Ehebett steigen würde, schüttelte es ihn. Aber der Kaufmann mochte andere Qualitäten haben, und Ada sah vielleicht tatsächlich nicht die Tragweite, die es haben würde, wenn sie ihren vorgesehenen Platz nicht einnahm, sondern mit dem väterlichen Haus brach.
    »Frau von der Wenthe hat eigene Ansichten zu der Angelegenheit«, warf Christopher ein. Christopher hatte eine hohe Meinung von Ada, das hatte Lenz bereits bemerkt. Sein Freund bewunderte die junge Frau, doch sein Urteil hatte nur halbes Gewicht. Er war zu oft selbst noch ein unbedachter Junge und ließ sich von Launen mitreißen.
    Lobeke schüttelte ungehalten den Kopf. »Das Weib muss noch geboren werden, dessen Ansichten ernst zu nehmen sind. Wenn Er sie nicht in ihrem Unverstand bestärkt, dann wird meine Tochter zur Vernunft kommen und tun, was gut für sie und für uns alle ist. Er sollte sich freuen, dass ich Ihm Gelegenheit gebe, so leicht aus der Verantwortung zu kommen und loszuwerden, was Er ohnehin nicht wollte, auch wenn Er es jetzt noch nicht begriffen hat.«
    Lenz atmete tief durch. Der Mann war ein Ungetüm, aber auch er hatte in gewissem Sinne recht. Er hatte eigentlich keine Frau gewollt und nicht die Verantwortung, die daran hing. Hätte er nicht mit seinem Leben abgeschlossen gehabt, wäre er nie auf den Gedanken gekommen, Lobekes Tochter zu heiraten.
     
    Ada und Dierk waren in den Hof gegangen und hatten sich auf den Rand der Pferdetränke gesetzt, wo die Sonne hinschien.
    Es kam Ada vor, als wäre sie seit Wochen im Dämmerlicht eingesperrt gewesen, daher hielt sie die Nase dankbar ins Licht und schloss die Augen genießerisch. Eben hatten die Glocken von St. Johannis geläutet, nun drangen nur noch gedämpfte Stadtgeräusche zu ihr: polternde Wagenräder, muhendes Rindvieh, Hundegebell, ein schreiender Brotverkäufer. Die lautesten Geräusche waren das Mampfen und Strohrascheln der Pferde im Stall, gelegentliches Grunzen einer Sau und das Plätschern im Trog hinter ihr. Dierk schöpfte mit einer Hand Wasser, ließ es wieder auslaufen, schöpfte neu, fasziniert von den Tropfen und Wasserringen, die im Sonnenlicht glitzerten.
    Außer ihnen war niemand im Hof. Wahrscheinlich wusste das Gesinde, was sich abspielte, und hielt sich vorerst geduckt.
    Von der Nebenkammer oben hätte sie mit dem Ohr an der Wand vielleicht wieder etwas erlauschen können, aber für einen Tag hatte sie genug Aufregung gehabt, und sie wusste ja nun, was ihr Vater und die anderen ungefähr vorhatten. Wenigstens Christopher würde ihr aufrichtig vom Verlauf des Gespräches erzählen, er war ihr deutlich zugeneigt.
    Mit Lenz war es eine andere Sache. Er beobachtete sie verstohlen und, wie sie glaubte, mit Argwohn, als wüsste er noch immer nicht, was er von ihr zu halten hatte. Zunehmend ärgerlich machte er sie damit, schließlich hatte sie ihm wirklich das Leben gerettet und tat ihr Möglichstes für ihn. Besonders, weil sie sich gut an die leidenschaftliche Nacht mit ihm erinnern konnte, verletzte seine misstrauische Kälte sie. Er mochte jene lustvollen Stunden vergessen haben, aber damals hatte er sie offenbar gut genug leiden können. Es hätte ihm möglich sein müssen, sich ein paar freundliche Worte für sie abzuringen. Christopher kamen sie doch auch leicht über die Lippen.
    Das Plätschern hatte seit einer Weile aufgehört. Ada öffnete die

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