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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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»Ich stimme nicht zu. Da wir aber auf jeden Fall die Herausgabe der Papiere erreichen müssen, mag ein solcher Handel stattfinden. Ginge es nach mir, würden wir das allerdings später remedieren.«
    »Davon will ich nichts hören«, sagte Lobeke.
    »Ach nein?«, sagte Stechinelli scharf und fügte einige Worte so leise hinzu, dass Ada sie nicht verstand. Ihren Vater brachten sie zum Schweigen. »Gott hatte schon entschieden«, sagte Stechinelli dann laut.
    Lobeke seufzte. »Erst machen wir, was Euer Neffe vorschlägt. Und am besten gleich.«
    Ada nahm es als Signal und lief los, gebückt über die Diele, die Treppe hoch. Bis auf die lange Seite der Galerie schaffte sie es, bevor die Dornsentür aufging. Vor der Kammer lungerte Dierk herum. Sie scheuchte ihn mit einer Handbewegung hinein und schnappte im Vorüberflitzen ihre Pantoffeln.
    Von der Wenthe schlief, Carton las ein englisches Büchlein von einem William Shakespeare, welches er sich in der Stadt bei der Stern’schen Druckerei gekauft hatte.
    Die Schritte der Männer waren schon auf der Treppe zu hören, als Ada ihre Pantoffeln anzog. »Sie kommen zum Verhandeln und wollen die Papiere«, klärte sie Carton auf.
    Er legte sein Buch auf den Tisch und weckte seinen Freund. »Besuch«, warnte er und half ihm, sich aufzusetzen und gegen die Kissen zu lehnen.
    Mehr Zeit blieb nicht, sie kamen schon die Galerie entlang. Ada versuchte, ihre Atmung und ihre zitternden Hände in die Gewalt zu bekommen. »Seid vorsichtig.«
    »Lasst sie kommen.« Ihr aus dem Schlaf gerissener Gatte nutzte die Hand des gesünderen Arms, um sich die Haare hinter die Ohren zu streichen. Er klang grimmig. »Ich bin bester Stimmung.«
     
    Ein Blick ihres Vaters genügte, um Ada dazu zu bringen, mit Dierk den Raum zu verlassen, als die Männer hereinkamen.
    Wenn Lenz je einem vierschrötigen Mann begegnet war, dann war es Gotthard Lobeke. Groß, klobig, mit Händen wie eckige Schaufeln. Sogar seine Kappe war kantig. Staunenswert, dass so ein Kerl ein so rundes Frauenzimmer gezeugt hatte.
    Stechinelli und Märtens sahen neben ihm lächerlich aus. Der Erste, zu seiner Linken, klein und drahtig, der Zweite, lang und hager, zu seiner Rechten.
    Es war gewiss selten gute Luft in der Kammer, auch wenn Ada regelmäßig das Fenster aufriss, aber mit den drei Männern war neuer Gestank hereingekommen. Von wem er ausging, war nicht zu sagen. Beißender Schweiß- und Uringeruch, der Lenz’ noch anfälligen Magen zum Revoltieren brachte und eine unwillkürliche Abneigung gegen alle drei Männer verursachte.
    »Die werten Herren sollten Rücksicht darauf nehmen, dass Herr von der Wenthe noch nicht bei Kräften ist.« Heldenhaft stellte Christopher sich vor ihn, die Hand am Degen. Ein merkwürdiges Gefühl, dass der kleine Hitzkopf zur Abwechslung einmal ihn beschützte und nicht umgekehrt, dachte Lenz.
    »Schon gut, Christopher. Zum Reden habe ich Kraft genug. Herr Lobeke hat ein Recht auf ein paar Antworten.«
    »Ich brauche nur eine Antwort«, sagte sein unfreiwilliger Schwiegervater. »Ich frage, ob Er der Vernunft gemäß den lächerlichen Ehekontrakt vergessen und umgehend aus der Stadt verschwinden wird, und Er antwortet mit einem deutlichen ›Ja‹. Das ist die einzige Antwort, die ich will.«
    Lenz hatte schon anderen Männern gegenübergestanden, die ihn mit Respektlosigkeit einzuschüchtern versuchten. Nur weil er etwas angeschlagen war, ließ er sich von diesem Knollfinken noch lange nichts bieten. »In meinem Buch steht, dass man rechtsgültige Kontrakte nicht einfach vergisst. Nehme Er sich in Acht, wenn Er mir unterstellt, dass mir das möglich wäre.«
    Wie ein wütender Terrier schoss Stechinelli vor und fuchtelte mit dem Zeigefinger. »Der Vertrag war unter anderen Bedingungen geschlossen, als sie sich nun eingestellt haben. Schändlich, wenn Ihr die Situation ausnutzt, anstatt Euren Helfern Dankbarkeit zu bezeigen. Der Herrgott hat Euch noch einmal gerettet. Vergeltet es nicht mit einer so üblen Tat. Ihr habt das arme Kind überrumpelt. Aus Mitleid mit Euch hat sie sich auf die Ehe eingelassen. Das könnt Ihr sie nicht ewig büßen lassen.«
    Zweifel durchfuhr Lenz. Im Grunde hatte der Terrier recht. Die kleine Ada hatte sich überrumpeln lassen und würde die Eheschließung mit ihm womöglich bald bereuen. Andererseits konnte er sich dann immer noch mit ihr einigen. Vielleicht war sie auch mit dem Handel zufrieden, den er ihr beizeiten vorschlagen wollte. So oder so ging diese

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