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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Fenster, wo Carton noch immer mit der Hand auf dem Herzen stand, neben sich nun Dierk. Sie zuckte mit den Schultern und lächelte. Erleichtert trat Christopher zurück.

7
     
    Als Ada nach der Unterredung mit Märtens in die Kammer trat, war dort bereits Betriebsamkeit ausgebrochen. Lenz saß auf der Bettkante, ein Laken um die Hüften, und ließ sich von Dierk in ein Hemd helfen.
    »Das solltet Ihr nicht tun«, sagte Ada, als er, von Christopher gestützt, aufstand.
    Lenz warf ihr nur einen knappen Blick zu. »Überlegt lieber, was Ihr mitnehmen wollt. Wir werden abreisen, bevor Euer Vater oder die anderen einen neuen Einfall haben. Ich bin nicht in der Verfassung, mich zu schlagen.«
    »Gerade deshalb sollten wir noch ein paar Tage bleiben.« Christopher kam Ada mit den Worten zuvor. »Der Weg nach Wenthe zurück ist gefährlich, auch ohne dass du wacklig auf den Beinen bist. Wir müssen doch vorher zumindest wissen, wo die Heere stehen. Einen Wagen brauchen wir und Begleitleute, oder wir müssen einen Zug finden, dem wir uns anschließen. Stell dir vor, uns passierte noch einmal etwas Ähnliches wie auf dem Herweg, und wir hätten Ada dabei. Ich habe noch nicht genug Geld besorgt. Und es ist noch keine Antwort aus Lübeck gekommen. Außerdem wissen wir gar nicht, was uns auf Wenthe erwartet.«
    »Dann bleiben wir eben in der Stadt. Aber in einem Wirtshaus.«
    Ada seufzte. »Es tut mir leid, selbst wenn wir Betten fänden … Wir können nicht sogleich gehen.«
    Ungeduldig wandte Lenz sich ihr zu. »Es tut mir auch leid. Es ist verständlich, wenn Ihr Eurem Vater nicht das gleiche Misstrauen entgegenbringt wie ich. Ihr müsst Euch trotzdem meinem Wunsch beugen.«
    »Ach, das ist es gar nicht. Es ist …« Sie vermied verlegen, auf das gewickelte Laken um seine Hüften zu sehen. Wie ein übergroßes Windelkind wirkte er damit.
    Das Stehen ermüdete Lenz sichtlich. Gereizt griff er nach Christophers Arm. »Was?«
    »Ihr habt keine Hose.«
    »Was?«
    »Ich habe bisher keine Hose für Euch beschafft. Allerdings dachte ich auch, dass es noch nicht eilen würde.«
    »Hose?«, wiederholte Lenz ungläubig. »Ich hatte eine zweite Hose!«
    Christopher räusperte sich. »Ich habe sie in deinem Auftrag gegen einen Ring getauscht.«
    Ada machte ein zerknirschtes Gesicht und hob die Hand mit dem Ring; sie kannte die Geschichte bereits. Dierk kicherte, verkniff es sich aber gleich wieder.
    Christopher führte Lenz zum Bett und setzte ihn entschlossen dort ab. »Das entscheidet die Sache. Du kannst nicht in Windeln gehen.«
    Ada schlug sich die Hand vor den Mund, aber es half nichts, sie prustete los. Auch Dierk konnte sich nicht mehr beherrschen und lachte. Nur Lenz war nicht amüsiert. Schwerfällig legte er sich hin, zog die Decke bis zum Bauch hoch und grollte. »Nun habe ich eine Ehefrau. Man sollte meinen, sie könnte für eine Hose sorgen.«
    »Gleich morgen«, versicherte Ada.
     
    Eine Hose konnte am nächsten Tag besorgt werden, dennoch brachen sie nicht auf.
    Nachdem sich die erste Aufregung über die Auseinandersetzung mit den drei Lüneburger Männern gelegt hatte, beschloss Lenz zu bleiben. Der Umzug ins Gasthaus hätte wertvolle Zeit gekostet, die besser mit Reisevorkehrungen verbracht wurde.
    Ada war es recht. So konnte sie Eilert bitten, sich nach Dierks Onkel umzuhören und für sie herauszufinden, wer der Nachlassverwalter ihrer Tante war. Sie hielt es für das Klügste, wenn sie die Angelegenheit mit der geheimnisvollen Erbschaft vorerst für sich behielt, und verpflichtete Eilert zum Schweigen.
    Christopher und Dierk waren seit dem Morgen in der Stadt und hatten noch nichts von sich hören lassen, als Eilert die Treppe heraufkam, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Ada wusste, dass sie viel von ihm verlangte. Er hatte genug Arbeit und musste ihr jeden Gefallen hinter dem Rücken ihres Vaters tun. Sie schwor sich, dass sie ihn belohnen würde, falls sie tatsächlich zu einem Vermögen kam.
    Mit Hilfe seiner vielen Verwandten und Bekannten in der Stadt hatte er schnell herausgefunden, wer der Nachlassverwalter war. Was Dierks Onkel betraf, war Eilert nicht erfolgreich gewesen, hatte aber noch Hoffnung.
    Seine Neuigkeiten flüsterte er Ada vor der Kammertür zu, dann drückte er ihr ein Zeitungsblatt in die Hand. »Das wird die Herren interessieren. Der Krämer sagt, es steht was von England da, und es ist noch ganz frisch.«
     
    Lenz war wach und hörte Ada vor der Tür mit dem Knecht tuscheln. Sie hielt

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