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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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nicht, ihn zu fragen, was er mit ihr vorhatte. Ihre Befürchtung, dass es etwas Enttäuschendes sein würde, ließ sie den Augenblick hinausschieben. Sie würde sich damit auseinandersetzen, wenn es so weit war. Das Einzige, wonach sie sich erkundigte, war, ob noch Besorgungen gemacht werden sollten, bevor sie die Stadt verließen.
    Lenz trug ihr auf, die Dinge in seiner Truhe zu begutachten. Über die notwendigen Anschaffungen sollte danach sie entscheiden. Geld hatte er, denn Christopher hatte inzwischen einen Wechsel einlösen können.
    Da es Lenz nicht mehr im Bett hielt, saß er beim offenen Fenster auf dem Stuhl, während sie die Truhe auspackte.
    Obenauf lagen die Sachen, die sie schon kannte. Unter dem grünen Samt kamen ein gefalteter, etwas staubiger Wandgobelin zum Vorschein, ein Handspiegel mit vergoldetem Rahmen, dazu passend Kamm und Bürste, und eine Länge weißes, gutes Leinen.
    Als Nächstes nahm sie eine hölzerne Schatulle heraus. Lenz’ Nicken gab ihr die Erlaubnis, sie zu öffnen. Sie fand eine Pappschachtel darin, mit einem Satz schwarz angelaufener Silberknöpfe, ein schmales Perlenarmband, eine zerrissene Goldkette mit einem Rubinanhänger, eine Rubinbrosche, deren Rand ehemals mit kleinen Perlen besetzt gewesen war, von denen nun die Hälfte fehlte. Trauerschmuck: ein schwarzes Medaillon mit einem eingelassenen goldenen Kreuz und betenden Händen, ein Goldring mit einem hervortretenden Totenschädel und eingravierten Initialen. Ein Bergkristall, so groß wie die Kuppe ihres Daumens, der aus seiner Fassung gebrochen war.
    »Meine Mutter hatte mehr Schmuck, aber das ist alles, was übrig ist«, sagte Lenz.
    Ada hätte gern nach dem Rest gefragt, tat es aber nicht. Er sollte nicht denken, dass sie sich Ansprüche auf diese Dinge anmaßte. So nickte sie nur, stellte die Schatulle neben sich auf den Boden und nahm ein weiteres Stück Leinen aus der Truhe.
    Lenz hob das Kästchen auf und sah hinein. »Ich habe keine Vorstellung, was man für diesen Tand noch bekommen würde. Wahrscheinlich nicht viel. Möchtest du etwas davon für dich haben?«
    Ada sah ihn an. »Möchtest du nichts als Erinnerung behalten?«
    Er klappte die Schatulle zu und stellte sie auf den Tisch. »Zwei, drei Dinge, aber die sind noch in der Truhe.«
    »Die Bücher?« Ada nahm ein Buch nach dem anderen heraus. Dante: Göttliche Komödie, Ulenspiegel, Boccacio: Decameron, las sie. Sie kannte keines davon. Dann kamen theologische Traktate und eine schmucke Bibel.
    »Die Bibel. Meine Mutter hat auf den letzten Seiten ihren Stammbaum eingetragen. Das ist das einzige Wissen, das ich über diesen Zweig der Verwandtschaft habe. Nicht dass es zählen würde, sie sind fast alle tot.«
    Es kam vor, dass gerade die Toten zählten, dachte Ada, sprach es aber nicht aus. Ohnehin war sie bereits von dem nächsten Stück abgelenkt, das sie aus der Truhe nahm. Es war eine überwältigend schöne Jacke. Das helle Leinen war zwischen der Pracht der Stickereien kaum zu sehen. Blüten, Früchte und Vögel in den Farben des Regenbogens – eine Augenweide. Verbunden wurden die Figuren durch breite Ranken aus Gold- und Silberfäden. Golden war auch die Spitze, mit der die Säume der Jacke großzügig besetzt waren. In jeder Lücke, die von den Stickereien noch gelassen wurde, glitzerte ein zartes, kleines Silberscheibchen.
    »Die werde ich behalten. Sie gehört zu dem Porträt, das noch in der Kiste liegt. Ich weiß, dass Christophers Mutter sie meiner Mutter geschickt hat.«
    Ada vermutete, dass er die Jacke seiner englischen Mätresse schenken würde, und fühlte einen Stich. Verlegen beugte sie sich über die Truhe und fand das Bild. Es war in ein Laken eingeschlagen, aus dem sie es behutsam auswickelte.
    Lenz sah ihr über die Schulter. »Eigentlich habe ich es gestohlen. Ich fand allerdings, ich hätte zumindest auf ein Bild meiner Mutter ein Recht.«
    Die Jacke war auf dem Bild gut wiedergegeben, wie wahrscheinlich auch Lenz’ Mutter. Sie hatte die gleichen Augen und Haare wie er, wirkte aber schmal und ernst. Um den Hals hatte sie ein Goldcollier mit einem schwarzen Medaillon. »Das ist der Trauerschmuck«, stellte Ada fest.
    »Wirklich?« Lenz beugte sich weiter zu ihr herunter, verzerrte dann aber das Gesicht. »Mein Knie.«
    Seit er wieder das Bett verließ, machte das Knie ihm Schwierigkeiten. Es war geschwollen und heilte nicht so zufriedenstellend wie seine anderen Verletzungen. »Du wirst im Wagen reisen müssen«, sagte

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