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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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überhaupt einen Ring für sie aufzutreiben. Sie drehte und wendete ihn ein bisschen, um das Morgenlicht einzufangen und die Steine zum Glitzern zu bringen, doch der Morgen war zu grau, die Sonne verbarg sich hinter dicken Wolken. Ada zuckte zusammen, als ihr Pate ihr ohne Vorwarnung den Ring aus der Hand nahm.
    »Das war anständig von deinem Gatten«, sagte er. »Aber es ist in dieser Lage zu gefährlich, ihn zu tragen. Ich bewahre ihn auf.« Ohne Zögern ließ er das Schmuckstück in der Tasche seines grauen Wamses verschwinden.
    Obwohl es Ada vor Wut den Hals zuschnürte, schwieg sie. Nur durch einen tätlichen Angriff hätte sie Aussichten gehabt, den Ring umgehend wiederzubekommen. Sie musste eine passende Gelegenheit abwarten.
    Stechinelli sollte ruhig noch eine Weile glauben, dass sie sich auf eine Heirat mit von der Wenthe nur eingelassen hatte, um dessen Vermögen ihrem Vater zuzuführen. Für ihren Paten war das der einzig denkbare Grund, sonst hätte er in die überstürzte Verbindung nie eingewilligt. Er ging fest davon aus, dass sie sich nun wieder allem beugen würde, was Gotthard Lobeke beschloss. Aber sie hatte nicht vor, ihrem Vater zu gehorchen. Eher wollte sie bei den Benediktinerinnen eintreten.
    Mit einem tiefen Atemzug wandte sie ihre Gedanken dem Mann zu, den sie gerade geheiratet hatte, und wollte ein Gebet für ihn beginnen. In dem Augenblick gab es in der Wagenburg ein gewaltiges Krachen von berstendem Holz. Menschen schrien und riefen durcheinander. Ada steckte den Kopf aus dem Fenster, Eilert sah neben ihr hinaus, während Stechinelli starr und mit hochrotem Kopf sitzenblieb und die aufgeschlagene Bibel in seinem Schoß krampfhaft festhielt. Ein prüfender Blick brachte Ada zu der Erkenntnis, dass ihr Pate seine Blase nicht hatte kontrollieren können. Ein dunkler Fleck breitete sich unterhalb des Buches auf seiner Hose aus. Hastig sah sie wieder hinaus und nahm dabei wahr, wie Eilerts Adamsapfel in seinem Hals hüpfte und wie ihm der Schweiß von der Stirn lief. Ihr saß selbst der Schreck in den Gliedern, und sie konnte ihnen ihre Angst nicht verdenken. Dennoch hätte sie sich furchtlosere Begleiter gewünscht.
    Draußen versuchten die zurückgebliebenen Kaufleute die Ordnung wiederherzustellen. Zwei Wagen waren von einer Kanonenkugel getroffen und zerstört worden. An die sieben Pferde hatten sich losgerissen, gebärdeten sich wie wahnsinnig und brachten Unruhe unter die restlichen Tiere. Ihre Kutsche wackelte, weil die angebundenen Pferde an den Seilen rissen. Der Besitzer eines anderen Wagens hatte nach einem heftigen Disput angespannt und war ausgeschert. Er knallte mit der Peitsche, und sein Wagen holperte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit davon. Unsicherheit breitete sich aus. Auf einmal begannen alle anzuspannen.
    »Eilert …«, sagte Ada zögernd.
    »Ja. Ja, ich mach«, gab der zurück, stieg hastig aus und versuchte, die aufgeregten Pferde so weit zu beruhigen, dass er anspannen konnte. »Sie kommen zurück. Wir müssen los«, rief er einen Augenblick später.
    Sie kamen in der Tat. Doch hasteten da nicht nur die Begleitmänner des Handelszuges heran, sondern alle Ränge des gesamten Heeres in bunter Mischung. Das allgemeine Davonlaufen hatte begonnen. Adas Instinkt befahl ihr, sofort mitzulaufen, doch die Vernunft hielt sie zurück. Die besten Aussichten davonzukommen, lagen für sie bei der Gemeinschaft des Wagenzuges. Mehr und mehr der vorher zur Schlacht ausgerückten Männer fanden sich bei ihren Brotherren ein, halfen beim Anspannen und Rangieren und drängten zur geordneten Flucht.
    Zittrig wie er war, bekam Eilert ihr zweites Pferd nicht an die Deichsel. Das erste, mit dem er mühsam fertiggeworden war, wollte daraufhin auch nicht mehr stillstehen.
    »Besser, wir steigen aus«, warnte Ada über die Schulter Stechinelli, doch der saß reglos und mit geschlossenen Augen, nur seine Lippen bewegten sich im unaufhörlichen Gebet. Ada stieg aus dem Wagen und lief nach vorn, um das angespannte Pferd zu halten. Wenn sie auch nicht viel von Pferden verstand, ließ der im Grunde fromme Wallach sich von ihr doch beruhigen. Eilert war den Tränen nah und verfluchte mit umkippender Stimme die Stute, die an seiner Hand mit angstgeweiteten Augen und Nüstern stampfte und zerrte.
    Erleichtert sah Ada Kaufmann Knoop heraneilen, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen. Er griff energisch mit an und half Eilert, die Stute an die Deichsel zu bringen. Dann kam er zu Ada und stieß sie

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