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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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blieb mit dem Hut in der Hand vor der Tür stehen. Ein höflicher Gruß, eine Verbeugung, dann suchte er ihren Blick, und wie üblich stolperte Adas Herz, als sie ihm in die Augen sah.
    »Wenn du zustimmst, möchte ich mit Christopher nach Hermannsburg reiten und einen Käufer für den Bezoar finden. Das würde die Angelegenheit für dich vereinfachen.«
    Ada hätte ihn nicht darum gebeten, war aber erleichtert. Seit sie den Stein gefunden hatten, dachte sie darüber nach, wie sie es einrichten sollte, ihn zu verkaufen.
    Andererseits würde sie es mit dem Gut nicht weit bringen, wenn sie es nicht wagte, solche Dinge selbst in die Hand zu nehmen. »Ich würde gern mitkommen. Meinst du, dass es sehr gefährlich ist?«
    Er zögerte, sah sie nicht an, sondern musterte die Stellen des angeschlagenen weißen Türrahmens, wo das braune Holz durchkam. »Ich würde dich lieber hierlassen. Christopher und ich können die besten Pferde nehmen und im Notfall durch Schnelligkeit davonkommen. Ein Wagen wäre hinderlich. Oder kannst du reiten?«
    Sie musste verneinen und ärgerte sich darüber. Sie hatte immer gelernt, was man von ihr erwartet hatte, und bis auf das Lesen alles gut gemeistert: Rechnen, Einkochen, Pökeln, Backen, Milch verarbeiten, Schneidern, Sticken, Wäsche waschen, Kerzenziehen und hundert Dinge mehr. Sie konnte jeden Kragen fälteln und stärken und ein Haushaltsbuch führen. Das war alles sehr schön und nützlich, doch nichts davon würde ihr helfen, ihr Leben zu schützen. »Ich sollte es lernen«, sagte sie.
    »Du solltest in einem Land leben, in dem du unbesorgt mit dem Wagen fahren kannst.«
    Nun sah er ihr wieder in die Augen, und sie musste nach der Türklinke greifen, um sich Halt und Mut zu geben. »Christopher hat mich gefragt, ob ich mit nach England gehe.«
    Sein Gesicht verlor die Freundlichkeit, wurde ausdruckslos, nur seine Hand verriet ihn. Er schlug seinen Hut mit einer gereizten Bewegung gegen sein Bein. »Hat er das?«
    Ada nickte bedächtig. »Ich habe nein gesagt.«
    Noch einmal schlug er den Respondent gegen sein Bein, dann trat er einen Schritt näher und sah sie an, dass Gluthitze über sie lief.
    »Und wenn ein anderer dich fragte?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Er fragt ja nicht.«
    »Würdest du?«
    Er trat näher, sie konnte seinen Atem spüren und heftete ihren Blick nun ihrerseits an eine Schramme im Türrahmen. »Vielleicht«, flüsterte sie.
    »Herrgott«, sagte er. Und dann ließ er endlich den Hut fallen und nahm sie in den Arm.
    »Können wir neu anfangen?« Ada flüsterte weiter, weil sie wusste, dass ihre Stimme zitterte.
    »Nicht ganz neu. Wir sind verheiratet, und unsere erste Nacht war gut. Ich erinnere mich an alles.« Er zog sie nachdrücklich an sich, und sein Körper zeigte ihr, dass er bereit war, an jene Nacht anzuknüpfen.
    »Nicht am hellen Tag.« Das Blut rauschte Ada in den Ohren, und ihr war schwindlig vor Glück.
    Er nickte. »Christopher wartet unten auf mich, wir sollten die Sache mit dem Bezoar erledigen. Aber wenn ich zurückkomme …« Mit einer Hand griff er in ihren Nacken und nestelte die Schleife von ihrem Kragen auf, als hätte er seine eigenen Worte nicht gehört. Achtlos warf er den Kragen hinter ihr ins Zimmer. »Ein Kuss für den Anfang. Der, den du mir nach unserer Hochzeitsnacht hättest geben sollen.«
    »Ich hätte ihn dir gegeben. Du wolltest ihn nicht.«
    »Du hast mir einiges zu verzeihen.«
    Ada legte ihre Hände um sein Gesicht, brachte ihn zum Schweigen und gab ihm einen Kuss, der ihm die unerfüllte Sehnsucht zeigte, unter der sie gelitten hatte. Ohne Worte versprachen seine weichen Lippen und seine geschickte Zunge, dass ihr Warten ein Ende hatte.
     
    Hätten sie nicht im Türrahmen gestanden, sondern weiter im Zimmer, sodass die Tür sich leicht hätte schließen lassen, Lenz hätte sein Vorhaben vergessen und dem Begehren nachgegeben.
    So aber erinnerte er sich daran und trat von Ada zurück, nach viel längerer Zeit, als je ein Kuss gedauert hatte, so kam es ihm vor.
    Er berührte sie noch einmal, bevor er ging, strich mit den Fingerspitzen über ihren Hals, der ohne Kragen so anmutig war wie der eines Schwans, vor allem, wenn sie verschämt den Blick gesenkt hielt. Sie schauderte unter seinen Fingern, und eine zarte Röte breitete sich von ihren Wangen den Hals hinab aus bis unter ihr Kleid, wohin er seine Vorstellung nicht vordringen ließ, damit er nicht doch noch die Beherrschung verlor. »Wenn du mich heute Nacht bei

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