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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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näherte.
    Noch während Ada auf dem Turm stand und in Richtung Hermannsburg starrte, wurde der Regen wieder stärker. Sie wollte kein zweites nasses Kleid und blieb auf dem Turm, um den Schauer abzuwarten. Daher sah sie den reitenden Boten als Erste und nahm seine Briefe in Empfang. Einer für Christopher und Lenz, zwei für sie.
    Drinnen breitete sie ihre Briefe auf Lenz’ Tisch aus. Das Papier war durchfeuchtet, und an einigen Stellen war die Tinte verlaufen, aber lesbar war alles geblieben.
    Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr jemand schreiben würde, die Briefe hatten sie überrascht und sofort beunruhigt. Als sie entdeckte, wer ihre Absender waren, wurden ihre Knie weich. Der erste kam von Graf Ferdinand, der mit Mord drohte.
    Der zweite war unterzeichnet von Junker Dietrich von Bardeleben, ihrem ersten Ehemann.
     
    Lenz und Christopher waren schon auf dem Hinweg nach Hermannsburg in den Regen geraten, und auf der Suche nach einem Käufer für den Stein wurden sie erneut nass. Fündig dagegen wurden sie nicht. Keiner der Händler oder Privatleute war bereit, den Preis zu zahlen, der Lenz vorschwebte und von dem er wusste, dass er ihn an anderen Orten erzielen konnte.
    Im Grunde war die Suche ohnehin Formsache, er hatte geahnt, dass Hermannsburg zu klein war. Schon vor dem Ausflug hatte er beschlossen, dass er den Stein selbst kaufen würde. Schließlich war er Kaufmann genug, um selbst dann keinen Verlust zu machen, wenn er Ada einen hohen Preis für den Bezoar zahlte. Spätestens in London würde er ihn ausgezeichnet verkaufen können.
    Procurator Eckermann willigte ein, ihm einen Wechsel auszuzahlen, wenn er sich bis zum nächsten Morgen gedulden wollte.
    Christopher war dafür, über Nacht zu bleiben, zumal Eckermann ihnen die Unterkunft anbot. Während der Advokat den Raum verließ, um einen Knecht nach Geld zu schicken, hörte Lenz den Regen vor dem halb offenen Fenster mit den milchigen runden Ochsenaugen-Scheiben rauschen. Er wusste, wie dunkel die Regenwolken den abendlichen Heimweg machen würden, wusste, dass es Unsinn war, nicht auf das Geld zu warten. Wusste, wer auf ihn wartete, und seine Vernunft zählte dagegen nichts. »Ich will zurück. Bleib du und bring das Geld morgen nach.«
    Christopher, der sich den ganzen Tag über beinah normal verhalten hatte, wenn auch nicht fröhlich, zog die Brauen zusammen. »Ist es klug, wenn wir uns trennen?«
    »Hast du Angst?« Gott, das war ungerecht und bissig, befand Lenz und holte Luft, um sich zu entschuldigen.
    »Weißt du, vielleicht bist du doch wie dein Vater«, sagte Christopher da, und aus Lenz’ geplanter Entschuldigung wurde ein trockenes Lachen.
    »Wer weiß.« Er stand auf. »Also bringst du das Geld morgen?«
    »Warum hast du es so eilig zurückzureiten? Du wirst unterwegs halb ersaufen.«
    Lenz sah dem Freund in die Augen und setzte seinen Hut auf. »Du warst der Erste, der gesagt hat, sie solle nicht allein bleiben, Christopher. Ich werde sie bitten, mit mir nach Bristol zu kommen.«
    Christophers Mienenspiel zeigte seine Überraschung, das Blut schoss ihm in die Wangen, dann wurde er wieder blass. »Als was?«
    »Als meine Gattin. Es tut mir leid, wenn ich dich damit verletze. Ich habe es vermeiden wollen.«
    Procurator Eckermann kehrte in den Raum zurück und begann gleich ein Abschiedszeremoniell, als er Lenz stehend vorfand, sodass Christopher keine Zeit zum Antworten blieb.
    Lenz reichte sein Gesichtsausdruck. Er war sich gewiss, dass er sich nie ganz verzeihen würde, seinem Freund diesen Hieb versetzt zu haben.
    Stockfinster war es, als Lenz beim Tor ankam. Er war bei der schlechten Sicht auf den überschwemmten Wegen kaum vorangekommen. Bauer Schwarke ließ ihn zum Tor hinein und begrüßte ihn deutlich erleichtert, ebenso wie Dierk, der ihm im Stall sein Pferd abnahm.
    Er war nass bis auf die Knochen, das Wasser tropfte vom Hut, aus dem Mantel, der Hose, den Haaren, aber er spürte es kaum, er konnte nur daran denken, dass Ada ihn irgendwo im Haus erwartete. Ihre Arme würden warm sein, ihr Kuss ihn alle Schwierigkeiten vergessen lassen.
    Trotz seiner Ungeduld ging er zuerst in sein Zimmer. Wenn auch ihm die Nässe nichts ausmachte, sie mochte sich dadurch gestört fühlen.
    Mit Schwung öffnete er die Tür zum Kabinett und erstarrte. Ada saß gebeugt bei einer Kerze am Tisch, die Stirn in eine Hand gestützt, vor sich Papier und Feder. Es war nicht zu übersehen, dass sie geweint hatte und ihm nicht die freudige Erwartung

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