Herrlich und in Freuden
geben, daß ich zufällig hörte, wie die eine junge Dame zur andern sagte, sie wolle dir Rumba beibringen.«
»Was ist denn das? Ein Kartenspiel?« fragte der Häuptling. »Ich hasse Karten!«
»Es ist ein Tanz«, sagte Kilwhillie streng. »Ein sehr unsympathischer Wackeltanz.«
»Oh, ein Tanz ist es?« kicherte Ben Nevis, und ein befriedigter Ausdruck flog über sein gerötetes Gesicht.
»Um es wörtlich zu wiederholen: >O Maisie, ich würde dem prachtvollen Geschöpf zu gern den Rumba beibringen.< «
»Prachtvollen Geschöpf, so, so!« sagte Ben Nevis und hob die Hand, um festzustellen, ob sein Jabot noch gut sitze.
Kilwhillie blickte seinen Freund erstaunt an.
»Macht es dir denn gar nichts aus, ein prachtvolles Geschöpf genannt zu werden?«
»Es war offenbar als ein Kompliment gemeint«, sagte der Häuptling.
»Ein Kompliment, wie es ein hohlköpfiger Londoner beim Kälbermarkt in Perth angesichts eines Durhambullen sagen würde!« höhnte Kilwhillie.
»Ich glaube, du solltest dich etwas vor dem Curry in acht nehmen, Hugh!«
»Was meinst du damit?«
»Ich glaube, er bekommt dir nicht besonders. Er liegt dir vielleicht etwas zu schwer auf der Leber. Heute abend beim Essen hast du dir zweimal zugenommen!«
»Und du dir dreimal!«
»Haha, ich habe auch keine Leber! Und du hattest eine, soweit ich nur zurückdenken kann. Aber wir wollen uns nicht weiter über deine Leber ereifern, Hugh. Ich muß den Brief an den alten Bangabakka schreiben und ihm mitteilen, daß wir in Pippla sind.« Der Häuptling setzte sich an das zerbrechliche Ding von einem Schreibtisch, wie man ihn in allen Hotelzimmern östlich oder westlich vom 'Suezkanal findet. Für den Häuptling war es eine qualvolle Arbeit, auch nur das kürzeste Briefchen zu schreiben, und die Schwierigkeit erkannte man sofort an der zwischen den Zähnen verklemmten Zunge. Endlich hatte er den Brief glücklich entworfen und wandte sich an seinen Freund:
»Wie findest du ihn, Hugh? Mein lieber Banjo,... «
»Wie lange ist es her, seit du den Maharadscha von Bankabakka zuletzt gesehen hast?«
»Das ist wohl an die vierzig Jahre her. Aber weshalb fragst du? Trixie hat ihn mal bei den Finchamptons gesehen, als sie vor ein oder zwei Jahren in dem ekelhaften London bei ihnen zum Mittagessen eingeladen war.«
»Also ich finde, wenn du einen indischen Fürsten nicht mehr gesehen hast, seit du mit ihm in der gleichen Schulklasse warst«, begann Kilwhillie auf einmal sehr wohlerzogen zu predigen, »dann solltest du...«
»Oh, ich hab’ ihn auch noch ein paarmal an der Uni getroffen, aber er war in Oxford...«, warf Ben Nevis ein.
»Einerlei, ich finde, du solltest ihn nicht mit seinem Schulspitznamen anreden«, sagte Kilwhillie unbeirrbar.
»Meinst du?« - »Ich bin fest davon überzeugt.«
»Gut also, dann könnte ich >Mein lieber Bangabakka< schreiben.«
»Warum nicht >Mein lieber Maharadscha« schlug Kilwhillie vor.
»Findest du das nicht zu formell?«
»Ganz und gar nicht.«
Ben Nevis strich >Mein lieber Banjo< durch und begann noch einmal von vorne zu lesen:
»Mein lieber Maharadscha, zu meiner größten Freude hörte ich, daß Sie bald in Ihr Haus in Pippla ziehen werden; ich selbst halte mich nämlich mit meinem Freund Hugh Cameron von Kilwhillie in Parkers Hotel auf. Ich hoffe, daß Sie sich noch an Nosy * MacDonald erinnern können... «
»Du hast mir nie erzählt, daß sie dich in Harrow >Nosy< nannten«, unterbrach ihn Kilwhillie scharf. »Mich haben sie in Winchester >Bettwurst< genannt.«
»Wohl deshalb, weil du so dürr wie eine Bohnenstange warst?« lachte Ben Nevis.
»Durchaus nicht«, erwiderte Kilwhillie. »Als ich mal erkältet war, bat ich um etwas Bettwurst.«
»Ich wußte gar nicht, daß es Bettwurst gibt - ist die so gut gegen Erkältungen?«
»Unsinn, ich wollte Mettwurst sagen, und weil ich eine verstopfte Nase hatte, hörte es sich an wie Bettwurst.«
»Tatsächlich?« fragte Ben Nevis mißtrauisch. »Aber euch Burschen von Winchester ist alles zuzutrauen!«
»Komm, lies weiter«, bat Kilwhillie müde, »du warst bis zu Nosy MacDonald gekommen!«
Ben Nevis fuhr fort:
» Vor ein oder zwei Jahren haben Sie meine Frau bei den Finchamptons getroffen, als ich unglücklicherweise nicht kommen konnte, um mit Ihnen über die alten Zeiten vor vierzig Jahren zu plaudern. Seither sind wir beide älter geworden...«
»Ist das nicht eine reichlich überflüssige Bemerkung?« warf Kilwhillie ein. »Natürlich seid ihr beide
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