Herrlich und in Freuden
Tussore fand ihn unausstehlich«, lachte Angela. »Sobald das Mittagessen vorüber war, schickte er ihn mit seinem militärischen Ratgeber wieder nach Pippla zurück.«
»Und Sie und Maisie blieben noch dort?«
»Er wünschte, daß ich ihm etwas Vorspiele.«
»Ja, ich hörte, daß er sich für musikalisch hält.«
»Er ist sehr musikalisch«, erwiderte Angela unwillig. »Es kann keine Rede davon sein, daß er sich nur dafür hält, ohne es zu sein. Er spielt Violine, und zwar mit sehr viel Geschmack und echtem Gefühl!«
»Und Sie haben ihn begleitet?«
»Wir spielten eine Violin-Sonate von Beethoven.«
»Ein hochgebildeter Nachmittag!« meinte John Tucker. »Und wer ist der neue militärische Berater?«
»Oh, daran hängt eine ganze Geschichte: ich erzählte Ihnen doch, daß Maisie Lambert früher mit Gerald Ripwood von den Ulanen verlobt war?«
»Das ist der Bursche, der sich mal zweihundert Rupien von mir geliehen hat, als sie in Tallulaghabad standen. Er war ein ganz 146 í
sympathischer Gauner, aber ich glaube, Maisie kann froh sein, daß sie ihn los ist.«
»Vielleicht bekommen Sie Ihre zweihundert Rupien wieder, John, denn Gerald Ripwood ist jetzt militärischer Berater beim Maharadscha von Tussore.«
»Und was sagt Maisie dazu?« fragte er, und sein rosiges Gesicht zog sich in. tausend Lachfältchen zusammen.
»Sie sagt, daß sie ihn immer noch liebt.«
»Himmel, Himmel, ihr Frauen! Ich kann’s kaum glauben, daß ich es wirklich fertigbrachte, all die Jahre ein Junggeselle zu bleiben! Es geschehen noch Zeichen und Wunder!«
»Sie alter Schwindler, Sie hatten nie die leiseste Schwierigkeit, ein Junggeselle zu bleiben!« sagte Angela zu ihm. »Sie interessieren sich einfach nicht für Frauen.«
»O nein, Angela, das lasse ich nicht auf mir sitzen! Was hat mich denn nach Pippla gebracht?«
»Ihr Daimler!«
»Wann wird eigentlich Ihre Scheidung für gültig erklärt?« fragte er unvermittelt.
»Ich glaube, der zwölfte Januar ist das genaue Datum.«
Er schnippte die Asche seiner Zigarre ins Kaminfeuer. »Und dann sind Sie frei und könnten wieder heiraten«, sagte er nachdenklich.
»Ich weiß genau, was Sie denken, John«, sagte sie zu ihm, »aber wenn es so gründliches Nachdenken erfordert, tun Sie’s lieber nicht!«
»Was nicht?«
»Was Sie ganz gegen Ihr besseres Wissen und Urteil zu tun gedenken!« sagte Angela.
»Meinen Sie, daß ich um Ihre Hand bitten könnte?«
»O John, John, wie konnten Sie nur auf einen so lächerlichen Einfall kommen? Nein, danke, ich war schon einmal mit einem überzeugten Junggesellen verheiratet, und ich bin noch immer zu jung, um das Experiment zu wiederholen.«
»Ich habe Sie noch nicht gefragt!« wurde sie von John Tucker erinnert. »Deshalb brauchen Sie mir nicht schon vorher einen Korb zu geben.«
»John, bitte nicht langweilig sein! Sonst komme ich ja auf den Gedanken, daß Sie finden, ich führte Sie an der Nase herum! Und das würde uns das ganze Weihnachten verderben, auf das ich mich so freue!«
»Weihnachten in Tussore!«
»Sie scheinen etwas gegen Tussore zu haben?«
»Er hat nicht den besten Ruf!«
»In welcher Beziehung nicht?« - »In bezug auf Frauen.«
»Wenn Sie meinen, es bestünde auch nur die leiseste Möglichkeit, daß ich seine Geliebte werden könnte, dann beruhigen Sie sich nur, John! Ich gebe gern zu, daß ich mir manchmal wegen meiner Zukunft Sorgen mache - aber eine derartige Lösung käme mir nie in den Sinn. Ich bin im Grunde meines Wesens sehr für Anstand. Wahrscheinlich kehre ich im Frühling nach England zurück und wohne dann bei meiner Großmutter in Canterbury. Oh, vielleicht werd’ ich noch mal die Frau eines Landpfarrers!«
»Aber der junge MacDonald will Sie doch heiraten?«
»Das wissen Sie also. Dann haben Sie auch von Ihrem Freund Rose-Ross gehört, daß Hectors Vater nach Indien zitiert wurde, um seinen Sohn aus den Klauen einer gefährlichen Frau zu retten. Sie haben aber vielleicht noch nie gehört, daß Hectors Vater jetzt begeistert wäre, wenn ich einwilligte, seinen Sohn zu heiraten.«
»Das wäre noch lange nicht das schlechteste, Angela!«
»Sicher. Aber dummerweise weiß ich, was sich gehört. Ich habe zwar mit Hector geflirtet und mich gut mit ihm unterhalten, aber ich würde ihn doch nie so weit hintergehen, daß ich ihm vorheuchelte, ihn genug zu lieben, um seine Frau zu werden. Wahrscheinlich lachen die Leute über den alten Ben Nevis und glauben, er habe sich von mir zum Narren halten
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