Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)
musste niesen.
„Meine Güte, ihr Weicheier!“, meinte Nicolas. „Ihr wollt die ausgeklügelte Staatsflucht-Verhinderungsmaschinerie überwinden und da lasst ihr euch von einem zugegebenermaßen etwas herben Geruch und einem Kitzeln in der Nase tatsächlich abschrecken? Das ist doch wohl nicht zu fassen! Was macht ihr denn erst, wenn ihr seelenruhig an den Wächtern des Container-Terminals vorbeigehen müsst und einfach so tun sollt, als wären diese Idioten gar nicht da! Denn darauf läuft es doch hinaus, was wir vorhaben!“
„Und wie wär's, wenn wir jetzt endlich mal diese ominösen Anzüge zu Gesicht bekommen würden?“, erinnerte Benn an den eigentlichen Grund für ihren Besuch hier in der Garage.
„Ich wette, Nicolas wollte dich nur hierherlocken, damit du noch mal mit ihm einen Gleiterflug simulierst!“, spottete Sara.
„So schätzt du mich ein?“ Nicolas sah Sara herausfordernd an.
„Ich habe nicht den Eindruck, dass du in den letzten fünf Jahren abgesehen von einer tiefen Stimme und ein paar einsamen Bartstoppeln irgendeinen wesentlichen Schritt in Richtung Erwachsenwerden gemacht hast!“
Nicolas grinste schief. „Das spare ich mir für unser neues Leben auf!“
„Wer's glaubt, wird selig!“ Sara verdrehte die Augen.
Nicolas wandte sich an Benn. „Bist du dir wirklich sicher, dass wir diese Nerv-Routine mitnehmen sollen? Aber ich schätze, da bist du etwas voreingenommen.“
Benn erinnerte sich daran, dass Mölders ihm einmal einen langatmigen Vortrag darüber gehalten hatte, dass man eine Nerv-Routine früher eine Zicke genannt hatte, es aber heutzutage kaum noch jemanden gäbe, der ein Sprachbild aus der Landwirtschaft verstünde und wisse, was eine Zicke eigentlich sei. Mölders machte das manchmal. Und Benn hatte nichts dagegen, seine Sozialstunden ausnahmsweise einfach nur mit Zuhören beziehungsweise dem Anschein des Zuhörens zu verbringen, anstatt damit, das hochkomplexe Rechnersystem eines Antigrav-Aggregats wieder in Ordnung zu bringen.
Nicolas zog unter einem der Sitze ein in dunkle Folie eingeschlagenes Paket hervor. Die Folie hatte das Emblem der Bundesforce eingeprägt. Benn hielt den Atem an. Waren das wirklich die Original-Bundesforce-Anzüge? Sollte Nicolas tatsächlich mal etwas von Anfang bis Ende durchgezogen haben? Nicht zu fassen!
Mit wenigen Handgriffen hatte Nicolas einen der Anzüge aus dem Paket geholt. Er wirkte wie ein grauweißer Overall mit einer Kapuze. Das einzig Besondere war, dass man die Kapuze auch über das Gesicht ziehen konnte.
„Das ist also einer dieser Tarnanzüge!“, staunte Benn. In den Fantasy-Holo-Dramen, an denen sich Benn mit seinen Charakteren beteiligte, kamen des Öfteren Zwerge mit magischen Tarnkappen vor. Aber um unsichtbar zu werden, brauchte man inzwischen keine Magie mehr. Es reichte ein Anzug wie dieser, der von der Bundesforce und den Streitkräften benutzt wurde, um sich unbemerkt im Operationsgebiet bewegen zu können.
„Ich werde es euch mal vormachen!“, erklärte Nicolas etwas großspurig.
„Wir können es kaum erwarten“, meinte Sara.
Nicolas zog sich den Overall über.
„Unsichtbar bist du jedenfalls noch nicht“, stellte Benn fest. „Und wenn wir so über die Freifläche des Container-Terminals laufen, lacht man uns sogar noch aus, bevor wir verhaftet werden!“
„Abwarten“, meinte Nicolas.
Benn hatte von diesen Anzügen schon gehört, auch wenn es nur sehr spärliche Informationen darüber gab. Die meisten bezogen sich auf die Gesetzeslage. Privatpersonen war nämlich der Besitz solcher Anzüge und der High-Tech-Materialien, aus denen sie gefertigt worden waren, verboten. Materialien, in die unzählige winzige Magnetspulen eingearbeitet waren, die dem Gewebe die Eigenschaft verliehen, das Licht abzulenken. Die Lichtstrahlen wurden um den Anzugträger herumgelenkt. Man sah das, was sich hinter dem Anzugträger befand – nicht ihn selbst. Ein Effekt, der schon um das Jahr 2000 herum entdeckt worden war. Allerdings hatte es noch fast ein Jahrhundert gedauert, bis dieses Phänomen nicht nur mathematisch, sondern auch technisch beherrscht werden konnte.
„Ich muss den Anzug erst aktivieren“, erklärte Nicolas. An der Handgelenkmanschette befand sich ein kleines technisches Modul, das Nicolas im nächsten Moment anschaltete. Sara und Benn blieb die Spucke weg: Es funktionierte! Nicolas war halb unsichbar. Nur sein Gesicht und seine Hände schwebten wie von einem Geist im Raum. Auch die Füße
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