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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ausgeschlossen) hätte sich zu dieser Zeit bereits in den wärmeren Gefilden an der Küste befunden, als Scipio nach einem Gewaltmarsch plötzlich vor Numantia auftaucht. Den Stadtbewohnern stockt der Atem, als sie ohnmächtig zusehen müssen, wie die römischen Legionäre quasi aus dem Marsch heraus ohne Pause mit Schanzarbeiten beginnen. Am Ende desselben Tages ist Numantia von einem 9000 Meter langen Annäherungshindernis bestehend aus Graben und Palisade umschlossen. Doch ist das nur der Anfang. Im Schutz des Hindernisses entsteht 100 Meter dahinter in den nächsten zehn Tagen die eigentliche Belagerungsanlage: eine massive, drei Meter hohe und vier Meter dicke Mauer aus großen Felsen und Geröll, mit einem Wehrgang auf der Krone sowie Wach- und Geschütztürmen im Abstand von jeweils 30 Metern. Das eigentlich Beunruhigende ist jedoch, dass diese Mauer insgesamt sieben Lager miteinander verbindet, die nichts von provisorischen Standlagern an sich haben. Scipio hat vor, den Winter vor Numantia zu verbringen.
    Natürlich sehen die Numantiner nicht tatenlos zu, wie sie eingeschlossen werden, doch sämtliche Ausfallversuche scheitern an der Art und Weise, wie Scipio seine Belagerung organisiert hat. Noch während der Bauarbeiten hat er immer genug Legionäre freigestellt, die eventuelle Angriffe abwehren können. Ein von Polybius, seinem Freund und Berater, entwickeltes Signalsystem sorgt dafür, dass die Eingreiftruppen auch immer dort sind, wo sie benötig werden.
    Scipios einziges Ärgernis ist eine Stelle, wo der Fluss Durius seine Mauer unterbricht. Durch dieses Loch wird Numantia über Wochen hinweg durch Boote und Schwimmer mit Lebensmitteln versorgt. Dem macht Scipio schließlich ein Ende. Er lässt zwei Flusshindernisse aus jeweils zwei mit Eisenspitzen gespickten Balken errichten, die derartig unkontrolliert in der Strömung tanzen, dass Boote wie Schwimmer erbarmungslos zerfetzt werden.
    Nach sieben Monaten ist die Stadt am Ende. Es gibt nichts mehr zu essen, man verzehrt inzwischen schon die gekochten Häute der längst geschlachteten Tiere. Doch noch will man sich den Römern nicht ergeben. Der militärische Führer der Stadt, Rectugenus, durchbricht in einer Nacht- und-Nebel-Aktion mit zehn Mann den Belagerungsring und macht sich auf die Suche nach Verbündeten für einen Befreiungsschlag. Im 50 Kilometer entfernten Lutia wird er fündig. 400 junge Männer der verbündeten Stadt sichern Rectugenus – gegen den Willen ihres eigenen Ältestenrates – ihre Hilfe zu. Durch Verrat erfährt Scipio davon, schickt einen Stoßtrupp nach Lutia, kreist die Stadt ein und verlangt die Auslieferung der Aufrührer.Diesen lässt er die rechten Hände abschlagen und nach Numantia schicken. Damit ist die letzte Hoffnung auf Befreiung gestorben.
    Eine Abordnung unter dem Obersten des Ältestenrates der Stadt, einem Mann namens Avaros, geht zu Scipio, um über eine ehrenvolle Übergabe zu verhandeln. Der Römer erklärt, dass für ihn nur die bedingungslose Kapitulation infrage kommt, die völlige Unterwerfung. Als Avaros dies den Stadtbewohnern mitteilt, flackern die letzten Funken keltischen Stolzes und keltischerLeidenschaft in ihnen auf. Die Waffen zu übergeben ist der Inbegriff der Schande schlechthin. Sie unterstellen Avaros, er habe mit den Römern ein Abkommen geschlossen, um für sich selbst bessere Bedingungen zu erhalten, und erschlagen ihn und seine Begleiter kurzerhand.
    Ab jetzt vegetiert die Bevölkerung nur noch vor sich hin, erwartet das unvermeidbare Ende, ohne selbst etwas dafür zu tun. Es kommt zu Szenen, die unvorstellbar sind …
    Ich gehe bewusst langsam, nicht aus Schwäche, sondern um den Weg recht lange dauern zu lassen. Laufen ist Beschäftigung, ist Ablenkung, selbst wenn die schwindenden Muskeln schmerzen. Es ist fast Mittag, als ich an dem kleinen Mauervorsprung anlange. Ich setze mich mit dem Rücken gegen die Mauer, schließe die Augen gegen die blendende Sommersonne und warte.
    Ich weiß nicht, wie lange ich so gesessen habe, als mich lautes Schreien aus meinen Träumen reißt, aus den Träumen, von denen ich nicht einmal mehr genau weiß, ob es überhaupt Träume sind. Der Schreck hat auch meinen schmerzenden Magen geweckt, den mein Geist gnädigerweise schon vergessen hat, und der sich jetzt wie eine harte Faust in mir zusammenkrampft. Der Hunger summt in meinen Ohren, dennoch dringen die Rufe jetzt deutlicher in mein Bewusstsein ein.
    Was schreien sie da? – Habe ich das Wort

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