Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
einmal eines der wichtigsten Instrumente zur Erhaltung der Alleinherrschaft sein wird. Unter Scipio nennt man sie noch cohors amicorum – die »Kohorte der Freunde«; eine persönliche Leibgarde bestehend aus den engsten Vertrauten. Diese handverlesene Eliteeinheit wird als Institution Scipio um etliche Jahrhunderte überleben. Die cohors Praetoria – die »Prätorianergarde« etabliert sich als eine wesentliche Stütze der kaiserlichen Macht Roms und erlangt einen eher zweifelhaften Ruf als Kaisermacher und Kaisermörder.
Als Scipio schließlich Mitte März des Jahres 134 v. Chr. in Spanien anlangt, ist er bei den dort stationierten, auf das Ende ihrer Dienstzeit wartenden Legionären definitiv nicht darauf aus, Beliebtheitswettbewerbe zu gewinnen.
Die letzte Festung fällt
Als die Legionäre erfahren, dass Publius Cornelius Scipio ihr neuer Oberfeldherr wird, beginnen sofort die Geschichten von seiner Disziplinierung des römischen Heeres vor Karthago zu kursieren. Sie werden maßlos übertrieben, ausgeschmückt, zum Teil frei erfunden. Eines haben diese Geschichten jedoch gemeinsam. Keine kommt auch nur annähernd an das heran, was sie wirklich erwartet.
Zuerst rückt Scipio dem Müßiggang zu Leibe. Er jagt die Wahrsager, Krämer, Huren und Priester aus dem Lager und lässt das Gepäck der Legionäre – und der Offiziere! – von jeglichem Luxus (Talismanen, Kosmetikartikeln, edlem Trink- und Essgeschirr etc.) befreien. Er ändert den Speiseplan und führt eine strenge Lagerdisziplin ein. Ein Verstoß wird mit körperlicher Züchtigung geahndet – ungeachtet des Ranges. Das Gesetz, dass ein römischer Bürger nicht mit einer Rute geschlagen werden darf, umgeht er auf simple wie geniale Weise: Die Delinquenten werden mit einem Stock verprügelt, der von da an zur Standardausrüstung der Centurionen zählt.
Die Zeit der Bequemlichkeit ist vorbei. Doch niemand wagt zu murren. Angst spielt dabei sicherlich eine Rolle, viel mehr allerdings die Tatsache, dass Scipio ihnen den Modell-Soldaten vorlebt . Er schläft nur wenige Stunden, und das auf einem harten Strohlager in seinen schwarzen einheimischen Mantel gehüllt, er verzichtet auf jegliche Bequemlichkeit, isst dasselbe wie die Legionäre und steht in dem Ruf, jederzeit an jedem Ort auftauchen zu können. Aber vielleicht murrt auch nur deshalb niemand, weil man glaubt, dass man die wenigen Monate bis zum Ende der Dienstzeit in Spanien auch unter einem Scipio übersteht. Wie groß muss das Entsetzen bei den Männern sein, als Scipio ihnen verkündet, dass von einem Ende ihrer Dienstzeit keine Rede sein kann. Doch es bleibt ihnen keine Zeit, in Selbstmitleid zu versinken. Scipio beginnt mit dem zweiten Teil seiner Vorbereitungen auf den geplanten Feldzug. Er hat für sich beschlossen, dass das Heer in dem Zustand, in dem er es vorgefunden hat, zum Kämpfen nicht taugt. Also lässt er sie in den folgendenWochen das trainieren, wozu er sie letzten Endes einzusetzen gedenkt: Marschieren in verschiedenen Marschordnungen und Schanzen. Und all das Laufenlernen und Graben in Dreck und Schlamm versüßt er ihnen mit verbalen Demütigungen, die auch vor Offizieren nicht haltmachen. Sie hassen und sie fürchten ihn. Und sie sind schnell an dem Punkt, wo die Angst vor ihrem Konsul größer ist als vor dem Feind.
Der Feind, die Numantiner, sind ob der Ankunft des Scipio zwar zunächst ein wenig beunruhigt, doch als sie sehen, dass er sich ausschließlich um seine verwahrlosten Legionen kümmert, sieht man keinen Anlass zu übertriebener Geschäftigkeit. Auch als Scipio die Drillübungen beendet und losmarschiert, löst die Geschwindigkeit, mit der er sich bewegt, keine wirkliche Besorgnis aus. Zur Erntezeit langt er bei den Vaccaei an, gerade rechtzeitig, um die eigenen Vorräte aufzufüllen und die Numantiner ihrer wichtigsten Getreidequelle zu berauben.
Da das Angreifen der Vaccaei bei den römischen Aktionen der vergangen Jahre Tradition hat, zeigt man sich in der Hauptsiedlung der Arevaci immer noch gelassen. Es ist fast September, was soll in diesem Jahr noch großartig passieren? Also beschränkt man sich auf ein paar punktuelle, wenn auch angesichts der unterdurchschnittlichen kriegerischen Qualitäten der Römer durchaus wirkungsvolle Guerillaattacken.
Was dann passiert, haben wohl weder die römischen Legionäre, viel weniger jedoch die Numantiner vorausgesehen. Es ist bereits Oktober, jeder andere römische Feldherr (Nobilior bekanntermaßen
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