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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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beeilt sich Caesar, dessen Wunsch nachzukommen. Bietet ihm dieser doch die gewünschte Gelegenheit, an der Spitze seiner Legionen in das Land der Sequani vorzustoßen. Als das Gespräch mit Ariovist, welches Caesar in aller Ausführlichkeit wiedergibt, dann doch stattfindet, erhält er eine weitere Lektion. Der Germane verstehe Caesars Anliegen nicht. Er habe nicht angegriffen, sondern sei als Söldner gerufen worden; die gallischen Stämme, die er besiegt habe, sind nach geltendem Kriegsrecht seine Untergebenen, die ihm Tribut zu zahlen haben. Auf welcher Grundlage glaube Caesar denn, ihm seine Einnahmen schmälern und das neu erstrittene Land für seine Gefolgsleute wegnehmen zu können? Wenn der römische Titel »Freund Roms und König« bedeutet, dass er auf legal erworbenenWohlstand für sein Volk verzichten solle, dann möge Caesar ihn behalten.
    Was Caesar sicher ärgert, auch wenn man es seinem neutral gehaltenen Text nicht anmerkt ist, dass Ariovist vollkommen im Recht ist. Kann er nun unverrichteter Dinge wieder abziehen, ohne sein Gesicht zu verlieren? Wohl kaum.
    In einem ersten Schritt annektiert Caesar kurzerhand das Territorium derer, die erst Ariovist und dann ihn gerufen haben, der Sequani. Dann greift er an und drängt die Truppen des Ariovist aus dem sequanischen Stammesgebiet hinaus. Im dritten Schritt sichert er die Region durch kleine Garnisonen und stößt nach Norden in das Elsass vor. Dabei treibt er das Heer der Germanen zunächst in ihr Kernsiedlungsgebiet am Rhein zurück und reibt es schließlich auf.
    Ab diesem Punkt darf Gallia comata – aus Caesars Sicht – nicht mehr zur Ruhe kommen. Er beginnt, sich aktiv an den innerpolitischen Auseinandersetzungen zu beteiligen, testet Loyalitäten und Befindlichkeiten aus. Aber etwas ist anders als früher. Bislang gab es Freunde Roms und solche Stämme, die man entweder misstrauisch oder gleichgültig beäugte. Jetzt gilt: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Für die Freunde (wie die Aedui unter Diviciac) ist man gönnerhafter Schutzherr. Man nimmt ihre Interessen wahr – gern auch gegen andere gallische Stämme. Und jede dieser Auseinandersetzungen intensiviert Caesars militärisches Engagement in Gallien, bindet die »Freunde« fester an Rom und liefert ihm mehr und mehr Gründe andere Stämme zu unterwerfen.
    Mit Fortschreiten des Jahres 58 v. Chr. verliert Caesars Mission endgültig jeglichen diplomatischen Charakter. Sein Vorgehen wird entschiedener, brutaler. Spätestens an dieser Stelle geht auch dem letzten Gallier auf, dass es sich hier nicht mehr um die punktuelle Hilfestellung Roms für seine Freunde, sondern um einen Eroberungsfeldzug handelt.
    Caesar dokumentiert jeden seiner Schritte in Gallien minutiös. In De bello Gallico beschreibt nicht nur jede einzelne noch so kleine militärische Auseinandersetzung, sondern auch en detail die Lebensweise der Gallier. Und auch, wenn das Werk am Ende eine Zweckschrift zur Rechtfertigung seines Feldzuges ist (immerhin hat ihn der Senat bis zum letzten Tag nicht autorisiert, diesen Krieg zu führen), so ist sein De bello Gallico bis zum heutigen Tag die detaillierteste uns überlieferte Beschreibung der keltischen Gesellschaft des 1. vorchristlichen Jahrhunderts. Er schreibt annähernd leidenschaftslos sachlich, über sich selbst in der dritten Person und, wie im oben genannten Fall des Ariovist, beinahe ohne direkte Wertung, was De bello Gallico schon fast zum militärhistorischen Sachbuch werden lässt. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt den Druiden. Caesar wird nicht müde, die Religion der Kelten im Allgemeinen und die geistige Führerschaft der Druiden im Besonderen als barbarisch und grausam darzustellen. Es ist dabei keineswegs eine Beschreibung eines Unwissenden von Unbekanntem. Im Jahr 63 v. Chr. war Caesar selbst Pontifex maximus (oberster Priester) in Rom, er kann daher Rituale, Gottesanbetungen und Opferriten durchaus einordnen und werten. Nein, Caesar ist völlig klar, dass im Zweifelsfall die Druiden die Einzigen sind, die es schaffen können, ein tiefreligiöses Volk wie die Gallier stammesübergreifend zu gemeinsamen Aktionen zu mobilisieren. Sie sind die, die mit den Göttern reden und ihren Willen verkünden. Sie halten die Gemeinschaft zusammen. Sie sind deshalb gefährlich.
    Zum Ende der Feldzugsaison des Jahres 58 v. Chr. zieht sich die römische Streitmacht in ihr neues Winterlager in das Gebiet der Sequani zurück. Dort erreichen Caesar Nachrichten aus dem

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