Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
auszeichnen, genauso wenig wie ihre Verbündeten, die Arverner. Doch mit etwas Fantasie kann man aus dem Marsch der 300
000 durchaus eine Gefährdung der Grenzen der Provinz Gallia Narbonensis ableiten, selbst wenn diese nicht berührt werden – wenn man will.
Caesar will. 58 v. Chr. sammelt er seine vier Legionen und marschiert flussauf an der Rhône entlang gegen die Helvetier. Mit einer Sache hat er jedoch nicht gerechnet: Angesichts von Römern, die freie Gallier angreifen, sieht sich Caesar plötzlich nicht nur mehr den Helvetiern, sondern auch einer nicht unerheblichen Zahl von Kriegern anderer gallischer Stämme gegenüber. Aber hat er wirklich eine Wahl? Mögen die Chancen eines Sieges noch so gering sein, die Alternative ist für ihn doch eigentlich undenkbar. Bei einem Rückzug verliert Caesar nicht nur sein Ansehen in Rom, er gefährdet damit auch die existierenden Bündnisse in Gallia comata , die ihm einmal helfen sollen, das ganze Land zu unterwerfen. Kein gallischer Aristokrat sucht die Freundschaft eines schwachen Römers.
Diese Erwägungen im Hinterkopf greift Caesar bei Bibracte die mehrfache Übermacht der Helvetier und ihrer gallischen Verbündeten an. Und er ist vorbereitet. Die Legionäre haben mehr Angst vor Caesar als vor den Galliern. In einem gewaltigen Gemetzel treiben die Römer die Helvetier in ihr ursprüngliches Siedlungsgebiet zurück. Als das Jahr 58 v. Chr. zu Ende geht, hat der stolze Stamm der Helvetier laut Caesar insgesamt 258
000 Menschen verloren.
Caesar hat seinen ersten militärischen Erfolg. Doch mit der Niederlage der Helvetier sind seine Probleme noch nicht gelöst. Dennnoch immer mangelt es ihm an einer Legitimation für sein großes Ziel, die Unterwerfung von Gallia comata .
Aber nicht umsonst hat man Freunde …
Der Preis der Freundschaft – Rom gegen Ariovist
Während sich Caesar ab 59
v.
Chr. darum bemüht, die Helvetier vom Marsch in Richtung des Territoriums der Sequani abzubringen, nutzen diese gemeinsam mit den Arvernern die allgemeine Unruhe in der Nachbarschaft, um ihre eigenen Machtspielchen zu spielen. Orgetorix ist tot, die Helvetier werden von Caesars Legionen gejagt und so geraten die Tage, in denen Helvetier, Sequani und Aedui eine gemeinsame Allianz bilden wollten, rasch in Vergessenheit. Stattdessen haben sich die Sequani schon 61
v.
Chr. an die alten Rivalitäten mit den Aedui erinnert. Allerdings mangelte es den Sequani an einem starken Partner für die Durchsetzung ihres ambitionierten Vorhabens. Dieser war jedoch schnell gefunden, wenn auch nicht innerhalb der Grenzen des keltischen Siedlungsgebietes.
Der germanische Herrscher Ariovist ist mehr als willig, höchstselbst an der Spitze eines 15
000 Krieger zählenden Heeres über den Rhein zu setzen und im Auftrag der Sequani die aeduischen Adelsfamilien und ihre Anhänger zu dezimieren.
Diviciac, Herrscher und oberster Druide der Aedui, wählt angesichts der Tatsache, dass es sich hier eigentlich um einen internen Konflikt zwischen gallischen Stämmen handelt, einen aus heutiger Sicht eher ungewöhnlichen Weg. In seiner Not wendet er sich insgesamt zweimal an Rom, beim zweiten Mal, 58
v.
Chr., an dessen Vertreter, der sich »rein zufällig« an den Grenzen des Territoriums der gallischen Stämme aufhält: Gaius Iulius Caesar ...
Er sieht die Müdigkeit des Mannes, der da vor ihm steht. Er sieht die tiefen dunklen Schatten unter seinen Augen, die Mühe, die esDiviciac kostet, trotz seiner sichtbaren Erschöpfung aufrecht vor ihm zu stehen. Der Herrscher der Aedui will keine Schwäche zeigen im Angesicht desjenigen, den er hier und heute um Hilfe für sein Volk bitten will. Hilfe, die nur von Rom kommen kann. Die nur er, Caesar, gewähren kann.
Doch es ist nicht so einfach, wie sich Diviciac vorstellt. Und so schweigt Caesar.
Sein Gegenüber deutet das Schweigen falsch. »Großer Caesar, ich bitte dich noch einmal im Namen derer, deren Leben von der Hilfe Roms abhängt! Du bist selbst Herrscher über viele Untertanen, solltest du nicht am besten verstehen, was es bedeutet, wenn ich heute als Bittsteller zu dir komme?«
Caesar kämpft mit sich. Doch es ist keine menschliche Regung oder gar Mitleid. Caesar muss eine Entscheidung treffen, und es ist eine rein politische.
Er blickt auf. Er sieht die versteckte Wut in Diviciacs Augen. Er weiß, was jetzt kommt. Und er wird nicht enttäuscht.
»Caesar, ich hatte gehofft, dass es unnötig sein würde, aber
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