Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Nordwesten.
Germanische Kelten – eine gefährliche Mischung
Die im Nordwesten Galliens lebenden Stämme sind keine reinen Kelten. Es sind im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. nach Nordgallien verdrängte germanische Gemeinschaften, die jedoch inzwischen einen guten Teil des keltischen Elements in sich aufgenommen haben. Caesar nennt diese Stammesgemeinschaften in Anlehnung an den Namen eines dieser Stämme pauschal Belgae . Während die Handelspartner der Gallier vorrangig im Mittelmeerraum ansässig sind, bleiben die Belgae lieber unter sich. Sie halten den Luxus aus dem Süden für schädlich, weil er angeblich verweichlicht. Diese ablehnende Haltung zeigt sich auch deutlich in den Kunst- und Handwerkstechniken. Ihnen fehlen die Leichtigkeit und das Filigrane der La-Tène-Zeit; insgesamt wirkt alles etwas grober.
Dennoch sind die Belgier gefürchtete Krieger. Und sie stehen in Kontakt zu den echten Germanen jenseits des Rheins.
Vor diesem Hintergrund empfindet Caesar die Nachrichten aus dem Nordwesten durchaus als beunruhigend. Die Belgae scheinen – wenn auch nicht einheitlich – zum Krieg zu rüsten. Zumindest spricht das gegenseitige Stellen von hochrangigen Geiseln dafür. Die treibende Kraft innerhalb des belgischen Stammesverbundes sind die Bellovaci.
Caesar sieht die Zeit gekommen, die Beständigkeit der »Freundschaften« in Gallien einem Test zu unterziehen. Er beauftragt die Aedui unter Diviciac mit der Niederwerfung der Bellovaci, eine Aufgabe, die diese zur vollsten Zufriedenheit Caesars lösen. Andere belgische Stämme wie die Remi und die Suessiones ergeben sich mehr oder weniger kampflos.
Die Nervii gelten als die Hardliner innerhalb der belgischen Stämme. Für Kaufleute bleiben die Grenzen dieses Stammes geschlossen. Wein und sonstige Luxusgüter sind verboten. Man führt ein raues Leben in germanisch-keltischer Kriegertradition. Die Nervii machen auch gar nicht erst den Versuch, mit Caesar zu verhandeln. Stattdessen sammeln sie sich mit ihren Verbündeten, den Aduatuci, am Fluss Sambre und fallen über die römischen Legionen her. Sie unterliegen nach einer langen, auch für die Römer verlustreichen Schlacht. Doch Caesar hat nicht vor darauf zu warten, dass sich der Stamm von der Niederlage erholt und wieder gegen ihn losschlägt. Als er letztlich von ihnen ablässt, hat er die Kriegerschaft der Nerviivon 60
000 auf 500 reduziert. Von dem ursprünglich 600 Köpfe zählenden Stammesrat überleben nur drei Mitglieder.
Den Rest des Jahres verbringt Caesar mit der Unterwerfung der anderen belgischen Stämme. Allerdings kämpft er nicht allein. Sein Mitfeldherr Publius Crassus hat sich der kleineren Stämme in der heutigen Normandie und in der Bretagne angenommen.
Caesars Krieg gegen die Belgier hat aber noch andere Auswirkungen. Bereits 50 Jahre zuvor haben belgische Stämme damit begonnen, über den Kanal zu setzen und Siedlungen im heutigen Südostengland zu errichten. Unter dem Druck der Legionen Roms verstärkt sich der Exodus nach Britannien. Hin und wieder sind die verwandtschaftlichen Bindungen jedoch auch so stark, dass die in Nordwestgallien kämpfenden Kriegerschaften Unterstützung von jenseits des Kanals erhalten.
Als die römischen Legionen in diesem Jahr in ihre Winterlager einrücken, ist Gallien bereits zu einem großen Teil unter römischer Kontrolle. Aus Caesars Sicht scheint alles planmäßig zu verlaufen. Selbst im zweiten Jahr des Feldzuges sind keinerlei Anzeichen von Einigkeit mehrerer gallischer Stämme gegen Rom zu spüren. Über das Stadium, in dem kleine temporäre Allianzen ausreichen, um den wohlorganisierten Legionen und ihre ständig wachsende Zahl von germanischen und inzwischen auch gallischen Hilfstruppen einen wirksamen Widerstand entgegenzusetzen, ist der Krieg längst hinaus.
Und doch trifft Caesar im Frühjahr des folgenden Jahres auf eine neue Herausforderung …
Ganz im Westen
Die Venetii in Armorica – der heutigen Bretagne – haben ein paar Römer festgesetzt. Die Venetii bezeichnen sie als feindliche Militärs, was sachlich der Wahrheit entspricht. Caesar nennt sie stattdessen »Gesandte«. Über die Festnahme von Offizieren in einem Kriegsgebiet kann man diskutieren, die Festsetzung von Diplomaten ist jedoch definitiv ein rechtswidriger Akt.
Eigentlich ein guter Grund für Caesar, seine Feldzugaktivitäten in dieser Region zu erneuern. Doch um aus der formellen Unterwerfung eine reale zu machen, bedarf es deutlich mehr, als Legionen in
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