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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Austausch an geistigen Gütern und technologischem Wissen? Ist dieses Heranrücken der Etrusker an die Kelten die direkte Ursache für den Umsturz bei den Hallstattkelten nördlich der Alpen?
    Viel spricht dafür, und doch bleiben einige Fragen unbeantwortet.Warum führen die etruskischen Handelsherren nicht die erprobten Kontakte mit den Hallstattfürsten weiter? Wie sehen ihre Kontakte ins nordalpine Europa im täglichen Geschäft aus? Reisen die Etrusker selbst nach jenseits der Alpen, um Handel zu treiben, oder (was wahrscheinlicher ist) fungieren die südalpinen Kelten als Vermittler und Zwischenhändler? Im letzteren Fall: Wie intensiv sind die Kontakte der Golasecca-Kelten mit ihren Verwandten jenseits der Alpen wirklich? Wir wissen, dass die Kelten die Sitte der Gelage als soziale Funktion der Hierarchiemanifestation recht frühzeitig übernommen haben. Ein Vergleich der Gefäße, vor allem derjenigen, die zum Weinmischen verwendet wurden, ergibt: Während man im Norden und Westen ausschließlich importierte Keramik findet, dominieren im unmittelbaren Umkreis des Siedlungsgebietes der Golasecca-Kelten Bronzesitulen (Eimer), die in ihren Ornamenten zwar von den Griechen und Etruskern inspiriert, aber keineswegs Kopien sind. Es sind im Gegenteil hoch entwickelte keltische Adaptionen aus eigenen Werkstätten.
    Eine Frage, die die Archäologie nicht beantworten kann: Warum sind auf einmal die Kriegsherren die neuen Ansprechpartner in der Gesellschaft nördlich der Alpen, und nicht die Handels erfahrenen Herrscher der Hügelburgen? Ist die gedankliche Welt, die mit den überreichen, lebendigen Formen und Ornamenten der Etrusker verbunden ist, vielleicht nicht vereinbar mit der starren, konservativen Denkweise der Hallstattfürsten? Wenn nicht, warum ist sie es dann mit der der Krieger? Oder hängt es vielleicht damit zusammen, dass die germanischen Stämme nördlich des hallstattkeltischen Territoriums ebenfalls erstarkt sind und somit eine Bedrohung für den Handel darstellen? Dass man es deshalb in Etrurien als opportun ansieht, sich lieber mit denjenigen zu einigen, die ohnehin militärisch sicherstellen, dass alles funktioniert? Ist es (in moderner Diktion) eine »unternehmerische, Profit orientierte Entscheidung«, die Zwischenhändler nördlich der Alpen auszuschalten, und das Geschäft mit den Schutzgaranten direkt zu machen? Oder sind die Etrusker einfach selbst etwas kriegerischer gestrickt, sodass sie deswegen den Kontakt zu ihresgleichen suchen? Zumindest scheinen die kriegerischen Elemente der Etrusker bei den keltischen Kriegsherren gut anzukommen. In den Gräbern der neuen keltischen Herrscher wird zu Beginn des 5. vorchristlichen Jahrhunderts der vierrädrige Leichenwagen durch den zweirädrigen Kampfwagen nach etruskischem Vorbild abgelöst.
    Den besten Beweis für die Machtverschiebung von Handelsherren zu Kriegsfürsten liefert der Ort, der der gesamten neuen Epoche ihren Namen verliehen hat: La Tène. Die Nekropole in Hallstatt war eindeutig der Friedhof einer Handelsgemeinschaft. In der Fundstätte im See von Neuchâtel in der Schweiz dagegen deckte man 2500 Fundstücke auf, davon waren 846 Waffen oder Waffenreste und 90 Teile von Pferdegeschirren. Definitiv ein Ort der Krieger.
    Wie müssen wir uns diesen Umsturz nun in der Realität vorstellen? Wurden die Hügelfestungen gestürmt? Hat am Ende so etwas wie eine Revolution stattgefunden?
    Die kurzen Abstände zwischen den beschriebenen aufeinanderfolgenden oder auch parallel laufenden Ereignissen lassen die Geschichte sicher deutlich dramatischer erscheinen, als sie letzten Endes abgelaufen ist. Vielfach wird der Machtverlust schleichend gewesen sein. Meist wird der Zufluss an attraktiven Gütern aus Griechenland über einen Zeitraum von Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten allmählich nachgelassen haben. Die Heuneburg ging sogar erst 40 bis 50 Jahre nach den beschriebenen Ereignissen endgültig unter, Hochdorf, wie die Funde der 425 v. Chr. in Athen gefertigten Trinkschalen beweisen, sogar erst 100 Jahre später. Das schließt jedoch nicht aus, dass es hier und da nicht auch gewaltsame Umstürze gegeben hat. Eifersüchtige Fürsten und ungeduldige Kriegsherren mögen schon lange auf die Macht und die Gelegenheit, sie zu ergreifen, gewartet haben. An anderen Orten wiederum vollzog sich der Übergang friedlich, oder aber es fand gar kein Übergang statt, denn nachweislich haben einige hallstättische Zentren wie zum Beispiel in Asperg bei

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