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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verfasst, von Begebenheiten aus der rund 200 Jahre zuvor stattgefundenen Schlacht zwischen Kelten und Griechen am Pass über die Thermopylen, die ganz und gar unglaublich erscheinen: »Die Galater aber waren weniger gut gerüstet; sie trugen nämlich nur die landesüblichen Langschilde und keine weiteren Waffen zum Schutz des Körpers; vor allem aber fehlte es ihnen an Kriegserfahrung. Sie griffen ihre Gegner nämlich voller Ungestüm mit sinnloser Wut wie Tiere an; und selbst von Beilen und Schwertern durchbohrt, verließ sie ihre sinnlose Raserei nicht, solange sie noch atmeten, und selbst von Speeren durchbohrt behielten sie ihren Mut, bis sie ihre Seele aushauchten; manche zogen sogar die Speere, von denen sie getroffen worden waren, aus den Wunden und schleuderten sie gegen die Griechen oder benützten sie im Nahkampf …« An anderer Stelle wird von Kelten erzählt, die beim Vorrücken in der Schlacht auf den Lanzen ihrer Gegner steckten und dennoch solange auf ihren Besieger einzuschlagen versuchten, bis das Leben sie ganz verlassen hatte.
    Ein Krieger, für den der Kampf keine Pflicht, sondern höchste Ehre ist.
    Noch dazu ein Krieger, der keine Angst vor dem Tod hat.
    Ein Verrückter, offenbar von seinen Göttern verlassen.
    Der Albtraum eines jeden Angehörigen einer antiken Berufsarmee.
    Die Kelten sehen das etwas anders. Für sie ist es undenkbar, dass das, was einen Menschen wirklich ausmacht, tatsächlich für immer untergehen kann. Es ist zu wertvoll, als dass es mit der verwundbaren, der sterblichen Hülle vergeht.
    Wir bezeichnen dieses wertvolle Element heute als Seele. Die Kelten glauben daran, dass diese Seele wiedergeboren wird. Allerdings legen sie im Gegensatz zu den christlichen Religionen nicht fest, in welcher Gestalt eine Seele wiederkehren kann. In der irischen Sage von Túan mac Cairill kehrt dieser nacheinander als Hirsch, als Keiler, als Adler und als Lachs wieder, wird als solcher von einer Frau gegessen und im wahrsten Sinne des Wortes von dieser »wiedergeboren«.Diese Wiedergeburt ist quasi ein Automatismus, eine Selbstverständlichkeit, so selbstverständlich, dass es nicht im Geringsten anrüchig ist, sich etwas zu borgen mit dem Versprechen, es im nächsten Leben zurückzuzahlen. Sie ist ein Teil des sich stets wiederholenden Lebenszyklus – wie auch der Tod. Und der hat nichts Bedrohliches an sich. Denn während die christliche Religion auf der Angst der Menschen vor dem beruht, was ihn bei nicht glaubenskonformem Verhalten erwartet, kennt die keltische Religion zwar durchaus ein Jenseits, unterteilt jedoch nicht in Himmel und Hölle. Der Vergleich mag hinken, doch für einen keltischen Krieger ist das Sterben nichts anderes als für uns eine Zugfahrt, bei der das Ziel feststeht. Bei den Kelten heißt dieses Ziel die ›Andere Welt‹.
    Diese Andere Welt ist kein bedrohlicher, unbekannter, dunkler Ort. Sie verkörpert für jeden das Erstrebenswerte schlechthin. Für einen Krieger sieht das so aus, dass er jeden Tag in einer grünen Ebene in den Kampf ziehen kann, mit all seinen Kampfgefährten, die er bereits aus dem Diesseits kannte, mit denen er sich am Abend am Feuer trifft, mit ihnen feiert, sich mit seinen Taten brüsten kann, Fleisch aus nie leer werdenden Fleischkesseln isst, wo Bier und Wein in Strömen fließen. Dieses Kriegerparadies wird ewig andauern, denn es gibt keinen Zeitfluss in der Anderen Welt – demnach auch kein Altern. Und die Wunden der Kämpfe des Tages heilen über Nacht, sodass dem tapferen Streiten am nächsten Tag nichts im Wege steht. Und vor solch einem Ort soll ein keltischer Krieger Angst haben?
    Zu guter Letzt darf man sich die Andere Welt auch nicht als weit abgelegene, unerreichbare Gefilde vorstellen, die zu erreichen es einer langen Reise bedarf. Auch Entfernung kann bedrohlich wirken. In den keltischen Glaubensvorstellungen sind die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits, wenn man überhaupt von Grenzen sprechen kann, bestenfalls fließend. Die Andere Welt existiert parallel, um sie herum. Am ehesten verständlich ist dieses Denkkonzept für Fans von Science-Fiction-Filmen, in denen gelegentlich von ›einer anderen Dimension‹, einem ›anderen Raum-Zeit-Kontinuum‹ oder einer›Parallelwelt‹ die Rede ist. Hier und da gibt es Verbindungen vom Diesseits in die Andere Welt, auf einem Hügel, in einem See oder Fluss, einem Wald, Orte, an denen sich die geheimnisvollen Kräfte den Menschen offenbaren. Man glaubt auch, dass ein Mensch in

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