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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Einen ähnlichen Ort findet man auch auf deutschem Territorium: Aachen, das nach dem keltischen Quellgott Granus im Mittelalter den Namen Aquis Granum trug.
    Weitere bekannte lokale Gottheiten sind Lenus, der Gott der Treveri in der Region um das heutige Trier, und Vosegus, in den Vogesen, den Bergen in Gallien sowie auch die in Burgund, in der Nähe von Dijon verehrte Heilergöttin Sequana. In Britannien verehrt man den Kriegsgott Camul, an einem Ort, der den Namen Camul Dun – »Festung des Camul« trägt; das heutige Colchester (von angelsächsisch: Colneceastre = »Lager des Cair Colu « ).
    Überliefert ist bei keltischen Schwüren die Eidesformel »Ich schwöre bei den Göttern, bei denen mein Stamm schwört«. Die Quelle eines weitverbreiteten Irrtums. Wenn der antike Grieche über etwas erstaunt ist, dann sagt er angeblich »Beim Zeus!«, beim Römer heißt es »Beim Jupiter!«. Laut Rene Goscinny, dem Erfinder der Asterix-Comics, ist die keltische Variante dieses Ausrufes »Beim Teutates!« Allerdings ist ›Teutates‹ kein Name, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach die keltische Entsprechung des Wortes ›Stammesgott‹. Das in »Teutates« enthaltene und heute noch im Irischen existierende Wort »tuath« bedeutet nichts anderes als »Volk«, oder »Stamm«.
    Für die Kelten sind die Götter keine idealisierten, abgehobenen Wesen. Die irischen Sagenzyklen bestätigen sogar Iulius Caesars Behauptung, dass sich die Kelten als Nachfahren ihrer Götter betrachten. Die Kelten sind permanent darum bemüht, sich mit ihren Göttern gut zu stellen. Letztere sind unberechenbar und launisch, neidisch, eitel, und haben überhaupt höchstmenschliche Eigenschaften. Nicht ganz von ungefähr werden sie von Künstlern auch meist in sitzender Haltung gezeigt, und zwar nicht irgendwie sitzend, sondern im Schneidersitz, der bevorzugten Sitzhaltung der keltischen Krieger bei Festgelagen. Genau genommen heben sich die Götter von den Menschen nur durch einzelne hervorragende Charakteristika ab. So verhält sich beispielsweise Lugh (oder Bel) nicht andersals jeder andere Kelte mit einem gesunden Selbstbewusstsein: Er prahlt mit dem was er kann, drängt sich in den Vordergrund, genießt es, wenn man ihn ›Lugh den Alleskönner‹ nennt. Was ihn zum Gott macht, ist der schlichte Fakt, dass er tatsächlich alles kann …
    Doch so menschlich die Kelten die sie umgebenden, beschützenden, sie ärgernden Götter auch betrachten, nie würde es ihnen in den Sinn kommen, sie wie ihre eigenen Abbilder darzustellen. Abgesehen davon, dass es cool aussieht; das ist auch der Grund für die Verkleidung an Halloween, die bis zur Entstellung reicht. Kein Hersteller von Votivgaben, Skulpturen, Gefäßen, Dekorationen wagt es, einen der Erhabenen so darzustellen, dass er einem Menschen gleicht, obwohl er rein künstlerisch durchaus dazu in der Lage wäre. Erst gegen Mitte des 1. vorchristlichen Jahrhunderts, und auch da nur in unmittelbarer Nachbarschaft zu römischen und griechischen Siedlungsgebieten, tauchen Abbildungen und Skulpturen von Göttern in menschlicher Gestalt auf, die nur noch durch kleinste Details als Götter identifizierbar sind.
    Die Kelten betrachten Götter also weniger als abgehobene Wesen, vor denen man Angst haben muss. Das einzige Problem ist, dass der Durchschnittskelte die Sprache der Götter nicht versteht und sich daher zum Zwecke der Kommunikation eines heiligen Mannes bedienen muss. Das ist aber kaum etwas anderes als das heutige System des Dolmetschens: Unser Gegenüber ist ja nichts Übernatürliches, nur weil er eine andere Sprache spricht als wir. Und genauso natürlich wie mit ihren eigenen gehen die Kelten auch mit den Gottheiten anderer Völker um. So haben sie während ihrer kriegerischen Wanderungen durch Griechenland oder Kleinasien im 3. vorchristlichen Jahrhundert keinerlei Hemmungen, auch die Heiligtümer fremder Völker zu plündern. Wenn Krieg, dann richtig, also konsequenterweise auch gegen die Götter des Feindes. Auch haben keltische Götter keinen »Konkurrenzschutz«: Kelten wenden sich durchaus Aspekten fremder Gottheiten zu, wie keltische Opfergaben in Massalia und Rom beweisen. Speziell in den weit von dergallischen Heimat entfernten Siedlungsgebieten wie in der heutigen Türkei nehmen die keltischen (galatischen) Gemeinschaften die religiösen Kulte ihrer Nachbarn an. So ist überliefert, dass sich große Gruppen von Galatern dem auch in Rom bekannten und gepflegten Kult der Göttin Kybele

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